Aufgrund eines Verdachts auf einen Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule ist Martina vom Schreiben dispensiert. So muss ich halt die Leser unseres Blogs mit einem Beitrag über unsere Fahrt von Ankerplatz zu Ankerplatz in den Bahamas bedienen. Ich verspreche aber nur solange wie nötig diese Aufgabe übernehmen zu wollen.
Nach dem Besuch der Pink Ribbon Sandbar suchen wir uns einen Ankerplatz für die Nacht. Wir steuern Big Galliot Cay an. Eine kleine Bucht mit einem Sandstrand ist uns bei der Ansteuerung aufgefallen und dort wollen wir vor Anker gehen. Der kleine Cay ist von zwei Inlets umgeben und im geschützten Bereich der Bucht findet gerade ein Boot Platz. Nach einer ruhigen Nacht erkunden wir am nächsten Tag die kleine Insel. Ein Kleinod, wie sich herausstellt.
Um unsere Vorräte an Gemüse und Früchten aufzustocken wollen wir Black Point auf Great Guana Cay anlaufen. Der Laden ist uns vom letzten Jahr noch in guter Erinnerung. Nach dem Mittag erreichen wir unser Ziel. Leider ist die Auswahl an Frischprodukten sehr dürftig. Deshalb beschliessen wir nach einem Lunch im Sunset View Restaurant nach Staniel Cay aufzubrechen. Eigentlich wollten wir diesen Ort auslassen, da sogar im letzten Jahr dort viele Boote vor Anker lagen.
Der Ankerplatz bei Staniel Cay zählt weniger Boote als im letzten Jahr
Auch Staniel Cay überrascht uns. Beim Einlaufen auf den Ankerplatz zählen wir hier deutlich weniger Boote als im letzten Jahr. Es ist schon fast 18 Uhr und wir bleiben an Bord. Am nächsten Morgen wassern wir bereits um 8 Uhr das Dinghy und fahren an Land. Im Pink Pearl Convenience Store stossen wir ebenfalls auf gähnend leere Regale der Frischprodukte. Die nette Verkäuferin kann uns aber beruhigen. Das Versorgungsschiff werde soeben entladen und die ersehnten Frischprodukte in Kürze verfügbar sein. Also spazieren wir durch den Ort und kehren im Staniel Cay Yacht Club auf ein leckeres Omelett ein. Danach laufen wir schnurstracks zum Lebensmittelladen zurück und siehe da, die Regale sind gefüllt. Endlich können wir wieder Gemüse und Früchte einkaufen. Voll bepackt mit unseren Einkäufen geht es zurück an Bord.
Zurück heben wir bald den Anker. Wir wollen nach Little Pipe Cay. Dort angekommen steuern wir in den Little Pipe Creek. Der Ankerplatz gefällt uns aber nicht und wir ziehen zum Thomas Cay weiter, wo der Anker in das glasklare Wasser fällt. Mit dem Dinghy erkunden wir die Umgebung.
Nach einer ruhigen Nacht wollen wir uns etwas weiter in den Norden verlegen. Da der Wind auf westliche Richtung wechselt, erhoffen wir uns bei Pipe Cay East ruhiger zu liegen. Auch von hier erkunden wir mit dem Dinghy die Umgebung und stossen bei Hattie Cay auf eine Sandbank, die sich von Little Pipe Cay her in die Lagune erstreckt.
Wanderung über Compass Cay
Wir besuchen Compass Cay, eine Privatinsel mit Marina. Viele Ausflugsboote steuern das Ziel an, da man hier mit vielen Ammenhaien schwimmen kann. Wir landen frühmorgens an und entrichten eine Landing Fee von 30 Bahama-Dollar. Wir sind alleine und machen uns auf den Weg durch das schön angelegte Gelände der Marina. Ein markierter Weg führt über die Insel in den Norden nach Rachels Bath. Nach einer guten Stunde erreichen wir über die North Cliffs unser Ziel. Wir sind ganz alleine. Da der Exuma Sound momentan ruhig ist, überspült nicht sehr viel Wasser die Felsen in Rachels Bath. Interessanterweise schwimmt man im kühlen Wasser und das einlaufende Wasser vom Exuma Sound ist deutlich wärmer. So fühlt man sich wirklich wie in einem Whirlpool.
Als wir uns auf den Rückweg aufmachen, sind gerade Ausflugsboote angelandet und bringen Ausflügler mit. Gutes Timing. Wir laufen wieder alleine über die Insel zurück zur Compass Cay Marina. Hier zeigt sich nun ein anderes Bild. Auch hier sind in der Zwischenzeit Ausflugsboote angekommen und die Ausflügler stehen zwischen den Ammenhaien mit einem Tumbler im Wasser. Ein etwas seltsames Bild. Also auch hier gutes Timing.
Zurück an Bord stellen wir fest das der Wind auf Ost gedreht hat und Schwell vom Exuma Sound auf den Ankerplatz läuft. Wir beschliessen uns nach Compass Cay West zu verholen. Bereits nach etwas mehr als einer Seemeile fällt der Anker wieder in den Grund. Hier liegen wir deutlich ruhiger.
Herrlicher Segeltag zum Ankerplatz bei Shroud Cay
Am nächsten Tag nutzen wir den Wind und geniessen einen herrlichen Segeltag nach Shroud Cay. Es sind viele Segelboote unterwegs. Der Ostwind erlaubt bequem sowohl nach Süden oder wie wir in nach Norden zu segeln. Auf dem Weg schauen wir uns die Ankerplätze bei Hawksbill Cay an. Dort liegen uns aber zu viele grosse Motorboote und ziehen daher gleich bis Shroud Cay weiter. Kurz nach dem Passieren vor Pigeon Cay bergen wir die Segel und legen uns im Süden vor Shroud Cay vor Anker.
Am nächsten Tag wollen wir mit dem Dinghy zum Driftwood Camp fahren. Dieser Ort hat uns im letzten Jahr verzaubert. So machen wir uns bei auflaufendem Wasser auf den Weg. Wir sind früh dran und das Wasser ist teils noch sehr flach. So müssen wir aussteigen und das Dinghy mit hochgeklapptem Motor über die Flachstellen ziehen. Dort angekommen zeigt sich uns aber ein deutlich anderes Bild als im letzten Jahr. Wir sind das zehnte Dinghy. Gefühlt hat es über 100 Leute am Ort obwohl es vielleicht «nur» vierzig sind. Der Ort ist damit entzaubert und wir machen uns bald auf en Rückweg über den tieferen Teil des Creeks.
Zu den Echsen im Allens Cay
Am nächsten Tag warten wir einen Regenschauer ab und setzen kurz vor 9 Uhr das Gross im 1. Reff. Nach dem Heben des Ankers können wir sofort die Genua ausrollen und segeln. Zuerst raumschots und später am Wind geht es flott in Richtung Norden. Es ist heiter und der Wind bläst in Böen zwischen 12 bis 18 Knoten. Nach etwas mehr als zwei Stunden erreichen wir den knapp 16 Seemeilen entfernten Allens Cay. Auch hier zeigt sich ein anderes Bild. In der kleinen Bucht bei SW Allens Cay, wo wir im letzten Jahr ganz alleine ankerten, liegen jetzt vier Boote. Aufgrund des Windes beschliessen wir uns auf die Westseite von Allens Cay zu legen. Mit dem Dinghy fahren wir danach an Land, um den endemischen Echsen einen Besuch abzustatten.
Bereits am nächsten Tag zieht es uns weiter an den letzten Ankerplatz der Exumas. Ship Channel Cay liegt nur etwas mehr als vier Seemeilen weiter. Es hat einen kleinen Strand wo man anlanden kann, aber von dort kommt man nirgends hin. Auf dem Weg dorthin suchen wir noch ein DC-3 Wrack das hier liegen soll, finden aber an der angegebenen Position nichts.
Der Wind weht günstig und wir wollen wieder nach Eleuthera übersetzen. So nehmen wir kurz nach 07:30 Uhr Kurs auf den Flemming Channel. Unterwegs fangen wir eine spanische Makrele, der aber von einem anderen Fisch während des Einholens der Schwanz abgebissen wird. Nach dem Flemming Channel beisst noch ein grosser Barrakuda an, den wir aber wieder in sein Element entlassen. Nahe dem Current Cut fällt kurz nach 14 Uhr der Anker in den Sand.
Gewitterfront begrüsst uns am Ankerplatz in Eleuthera
Um 19 Uhr dreht der Wind plötzlich auf Nord und eine Gewitterfront bringt Regen mit Blitz und Donner. Die Zelle streift uns zwar lediglich, aber der Wind erreicht trotzdem mehr als 30 Knoten und es steht eine Welle von bis zu zwei Metern auf den Ankerplatz. Zeitweise dreht der Wind sogar auf West, während die Wellen weiterhin aus Norden kommen. Es ist extrem unangenehm. Unser Anker und auch die Anker der um uns liegenden Boote halten. Es dauert gut zwei Stunden bis sich die Wellen wieder beruhigen.
Am nächsten Tag wollen wir weiter in das knapp vier Seemeilen entfernte Spanish Wells. Die Fahrt mit dem Dinghy wird nass. Die Welle ist unangenehm steil. So beschliessen wir am späten Nachmittag noch quer über die Bucht zu fahren und uns bei The Bluff vor Anker zu legen. Es ist wesentlich ruhiger und wir sind dort das einzige Boot. Nach einer ruhigen Nacht fahren wir zum Governement Dock. Wir wollen zum Northern Eleuthera Shopping-Center laufen.
Es ist Sonntag und aus der New Vision Church of God klingen Gesänge. Als wir vom Eingang her hereinschauen, werden wir eingeladen hereinzukommen. Wir kommen der Einladung nach und nehmen spontan am Gottesdienst teil. Die Gesänge werden unterbrochen von einer sehr engagiert geführten Predigt des Reverend. Wir sind uns sicher, dass er abends heiser sein wird. Nach dem Gottesdienst gehen wir noch in den Supermarkt, der wirklich sehr gut sortiert ist. Uns gefällt es hier vor Anker sehr gut und wir bleiben gleich drei Tage bis wir uns wieder nach Spanish Wells verlegen. Hier wollen wir auf passendes Wetter für die Überfahrt in die Abacos abwarten.
Überfahrt in die Abacos
Am vierten Tag vor Anker überrascht uns die SY Ginko. Paola und Christian haben wir letztmals in Aruba getroffen. Mit ihnen verbringen wir einen unterhaltsamen Abend. Am nächsten Tag steht wieder eine unangenehme Welle auf den Ankerplatz und wir beschliessen uns wieder nach The Bluff zu legen. Endlich zeichnet sich für den 26. April ein passendes Wetterfenster für die Überfahrt in die Abacos ab. So verlegen wir uns am Vortag nach Royal Island in den Naturhafen. Am nächsten Tag geht es dann bereits um 7 Uhr los und wir nehmen Kurs auf Sandy Point. Mit uns sind viele andere Boot unterwegs. Alle anderen Boote nehmen aber Kurs auf Little Harbour, gegen die Welle und hart am Wind. Es ist schwachwindig und wir können auf unserem Kurs den Gennaker ausbringen.
Nach dem Passieren des SW-Point von Great Abaco nimmt die Welle rasch ab und es ist ein herrlich entspanntes Segeln vor dem Wind. Leider nimmt der Gegenstrom laufend zu und wir machen teils nur noch drei bis vier Knoten Fahrt über Grund. Nach etwas mehr als acht Stunden können wir den Gennaker bergen und den Anker bei Sandy Point fallen lassen. Von hier wollen wir die Bight of Abaco erkunden. Wir sind gespannt, haben uns doch die nördlichen Abacos sehr gut gefallen.
Wir wollen das kommende ruhige Wetter nutzen, um durch die doch recht flache Bight of Abaco zu fahren. So heben wir nach einem kurzen Landgang bei Sandy Point bereits wieder den Anker und fahren weiter nach Mores Island, wo einer der fahrbaren Eingänge in die Bight of Abaco liegt.
Am Eingang zur Bight of Abaco
Am nächsten Tag steuern wir über eine Flachstelle in die Bight of Abaco auf unser erstes Ziel zu. Wir wollen beim Joe Downers Cay ankern. Der Ankerplatz behagt uns aber nicht und wir fahren weiter nach Normans Castle. Die Cays erscheinen uns sehr schroff. Die Vegetation ist von Dorian zerzaust, es hat aber keine Strände und so ist es schwierig an Land zu kommen. Nachts ist es rundherum absolut dunkel. Nur schwache Lichtscheine der Siedlungen sind auszumachen. Wir sind auch weit und breit das einzige Boot.
Randall’s Cay unser nächstes Ziel liegt nur knapp 10 Seemeilen entfernt. Der dortige Naturhafen gefällt uns nicht, da der Wind mittlerweile aufgefrischt hat und wir bei 20 Knoten Wind nicht gerne mit Felsen auflandig liegen. So suchen wir entlang des Cays einen Platz, wo der Anker hält. Der Boden ist teils felsig oder weist eine weiche und tonartige Konsistenz auf in welcher der Anker schlecht fasst. Erst nach einigen Versuchen im tieferen Wasser hält dann endlich der Anker.
Die Bight of Abaco ist wenig einladend
So haben wir uns die Bight of Abaco aber nicht vorgestellt. Die Cays machen auf uns einen abweisenden Eindruck und laden nicht zum entspannten Verweilen ein. Die einsamen Nächte in absoluter Dunkelheit und ohne Geräusche sind hingegen ein Erlebnis. So beschliessen wir nach Great Sale Cay weiterzuziehen. Die Tide liegt für uns zeitlich gerade günstig, da mitten in den 50 Seemeilen eine Flachstelle im Spence Rock Channel liegt. Wir erreichen die flache und felsige Stelle kurz vor Hochwasser. Der Tiefenmesser zeigt minimal noch 60 cm unter unseren Kielen an. Wie bestellt frischt der Wind erst auf als wir wieder im tieferen Wasser der Exuma Bank sind. Der Wind bläst in Böen nun bis 30 Knoten und wir kommen so rasch unserem Ziel näher.
In der grossen Bucht von Great Sale Cay liegen rund ein Dutzend Boote. Die ersten Boote seit wir durch die Bight of Abaco gefahren sind. Der Blick auf die Grosswetterlage zeigt günstige Winde um an die Ostküste der USA zu segeln. Wir lassen uns aber nicht stressen und beschliessen zuerst noch hier zu bleiben.
Nach zwei Nächten ziehen wir schliesslich weiter an unseren letzten Ankerplatz in den Bahamas. Nach rund 48 Seemeilen erreichen wir West End auf Grand Bahama. Überraschenderweise hält der Anker gleich beim ersten Versuch. Wir haben aber auch nicht versucht einen der wenigen Sandspots im flachen Wasser zu suchen, sondern gleich auf 9 Metern Wassertiefe geankert.
Am 5. Mai zeichnet sich ein für uns günstiges Wetterfenster ab. Statt wir ursprünglich geplant gleich bis Beaufort zu ziehen, reicht die Zeit aber nur bis St. Augustine zu fahren, bevor eine Kaltfront aus Norden das Wetter bestimmt. Nach der Proviantierung klarieren wir aus und können bevor wir ablegen noch Diesel aufnehmen.
Fazit der Bahamas:
- Das grosse Plus der Bahamas ist das glasklare Wasser in allen Farbtönen mit den langen Sandstränden sowie den stets freundlichen und entspannten Leute
- Das grosse Minus der Bahamas ist der Abfall. Dabei handelt es sich aber kaum um angespülten Abfall, sondern um lokal verursachten Zivilisationsmüll. Es stört aber scheinbar niemanden das Petflaschen, Styroporverpackungen oder Aludosen einfach aus dem Auto in die Natur geworfen werden. Es ist normal das nicht mehr benötigte Autos, Baumaschinen oder Kühlschränke einfach irgendwo abgestellt werden und langsam verrotten Diese Respektlosigkeit gegenüber der Natur auch noch vor der eigenen Haustüre lässt uns ratlos zurück.
Lieber Daniel
Du hast die Aufgabe hervorragend gemeistert ! Von mir aus darfst du Martina weiterhin vertreten in der Hoffnung dass es ihr bald wieder besser geht.
Nun seid ihr ja wieder in Amerika und schon bald bei uns.
Weiterhin eine spannende Reise!
Eure Freundin
Graziella
Liebe Graziella
Danke für das Kompliment. Martina geht es bereits deutlich besser. Nach Deinem Kommentar bin ich mir nun am überlegen, ob ich sie wieder an die Tastatur lasse.
Wir freuen uns auch sehr auf ein Wiedersehen.
Liebe Grüsse
Daniel