Fürs Gemüt der Bordfrau

Wir treten mächtig auf die Tube! Ankommen, umschauen, schlafen und weitersegeln. Eigentlich so gar nicht Tschudin-like und fast schon wie auf einem Charterschiff sind wir seit der Wegfahrt aus Eleuthera unterwegs. Dort klappte es im Rock Sound Harbour fast auf den letzten Drücker mit einem Wiedersehen mit Dorothee und Stefan von der Invia. Auf Little San Salvador reicht die Zeit für einen Strandspaziergang und einen kurzen Schwatz mit der Crew der Obelix. Auf Cat Island bleibt uns immerhin die Zeit, den höchsten Berg der Bahamas zu besteigen. Vom Spitz des Mount Alvernia mit seiner Hermitage geniessen wir einen Blick über die Ankerbucht, wo unsere Vairea hinter der Prana Cat im Schwell schaukelt. Riesig ist die Freude über das Wiedersehen mit unseren Freunden. Nur leider kaum getroffen, trennen sich unsere Wege nach einem tollen Abend anderntags auch schon wieder.

Rock Sound Harbour auf Eleuthera

Die einen segeln ostwärts, die anderen Richtung Süden. Tage ohne Südwind wollen hüben wie drüben genutzt werden. Nach etwas mehr als zehn Stunden auf dem Wasser sehen wir ihn schon von weitem, diesen unglaublichen Mastenwald. Wo im vergangenen Jahr etwa 30 Boote lagen, sollen es jetzt rund um George Town und Stocking Island knapp 300 sein. Fast eine kleine Stadt auf dem Wasser.

Wiedersehen mit Mareike von der SY Moana in George Town

Wir sind nur schnell zum Einkaufen und Gas auffüllen hergekommen und legen uns daher so nah wie möglich vor den Hauptort der Exumas hin. Und doch kommen wir nach den Fahrten mit dem Dinghy gegen die Wellen klatschnass auf der Vairea an. Dafür ist der Kühlschrank wieder gut gefüllt mit frischem Gemüse und den geliebten Früchten. Und endlich, nach fast einem Jahr kommt es zwar zum nur kurzen aber freudigen Wiedersehen mit Mareike von der Moana. Im Gegenzug will es mit einem Treffen mit der Crew der Taimada noch nicht passen.

Wiedersehen mit den Exumas

Wiedersehen mit dem flachen Wasser der Exumas

Am letzten Märztag ist alles erledigt und wir setzen unsere Reise fort, jetzt in nordwestlicher Richtung. Gross ist die Vorfreude, ein weiteres Mal in die herrliche Inselwelt der Exumas einzutauchen. Kaum haben wir die schwimmende Siedlung hinter uns gelassen, sind wir wieder fast alleine unterwegs. Nach ein paar Stunden segeln, schieben uns die beachtlichen Wellen durch den Darling Cut in Richtung White Cay Bay. Da wo wir im vergangenen Jahr in Sichtdistanz zu den zahmen Schweinchen so ruhig lagen, schwellt es dieses Mal so unangenehm, dass wir unsere Fahrt wohl oder übel fortsetzen. Dramatisch schön ist es, das Blau des Himmels und das Türkis des Wassers. Und dazwischen die kleinen grünen meist unbewohnten Inselchen. Teilweise zeigt der Tiefenmesser nur noch 0,1 Meter unter dem Kiel an, wir sind definitiv im flachen Wasser unterwegs.

Williams Bay

Beim Rat Cay lassen wir den Anker vor dem Strand ins glasklare Wasser plumpsen. Und was für ein Zufall, nach einem Tag ganz alleine unterwegs ankert doch tatsächlich ein identisches Boot direkt neben uns. Es wird zwar keine ruhige Nacht, aber der Schwell ist immerhin langgezogen. Nur gerade drei Seemeilen fahren wir anderntags weiter. Obwohl Dani sich anfänglich dagegen sträubt und lieber noch ein paar Buchten weiter möchte, fällt der Anker auf ausdrücklichen Wunsch der Bordfrau dann doch in der Williams Bay. Gleich hinter dem geschützten Ankerplatz erhebt sich mit Perry’s Peak der höchste Gipfel der Exumas. Aber natürlich werden die sagenhaften 40 Meter am Nachmittag bestiegen und wir werden mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Auf der einen Seite bricht sich das aufgewühlte Wasser an der Küste währenddessen die Boote auf der Innenseite des Cay ganz sanft auf dem türkisen Wasser schaukeln.

Blick in den Exuma Sound von Perry's Peak

Abstecher in die Brigantines

Nur knapp 6 Meilen entfernt liegen die Brigantines und hinter einem dieser 40 unbewohnten Inselchen fällt am 2. April Vaireas Anker. Mit dem Dinghy fahren wir an Land und finden nach längerer Suche dann doch noch den Einstieg zum leider nur sehr kurzen Wanderweg. Die Inseln sind karg, unwirtlich und wirken nach den vorangegangenen und so einladenden Ankerplätzen fast etwas abweisend. Diese Inseln und ich werden definitiv keine Freunde und so bin ich auch überhaupt nicht böse, als wir uns nach nur einer Nacht bereits wieder verabschieden. Zumal unser nächstes Ziel «Rudder Cut Cay» heisst.

Wiedersehen mit dem Ankerplatz beim Rudder Cut Cay

Der herrliche Ankerplatz bei Musha Cay, dieser einmalig schönen Insel, die im Besitz des Magiers David Copperfield ist. In die grosse Vorfreude auf das Wiedersehen mischt sich aber auch etwas Wehmut. Denn noch sehr präsent sind mir die unzähligen Stunden, die wir im vergangenen Jahr gemeinsam mit den Crews der Lille-Venn und der La Bohème verbrachten.

Wiedersehen mit dem Rudder Cat Cay

Eine lange Zeit und bis zu eben diesem Rudder Cut waren wir im freundschaftlichen Dreierverbund unterwegs. Glück verdoppelt sich, wenn man es teilt und wir teilten damals mächtig. Ganz anders dieses Jahr. Bis auf leider nur sehr kurze Begegnungen reisen Dani und ich in dieser Bahamassaison alleine. Vielleicht liegt es daran, dass wir etwas später als andere, befreundete Crews zu den Bahamas gesegelt sind oder auch eine etwas andere Route gewählt haben. Jedenfalls fehlen mir diese freundschaftlichen Begegnungen und der persönliche Austausch je länger je mehr. Ich weiss nicht, ob Männer generell anders gestrickt sind oder ob das nur bei meinem Captain so ist, dass ihm meine Gesellschaft eigentlich reicht? Dass der Rudder Cut Cay auch in diesem Jahr für eine schöne Überraschung steht, ahne ich noch nicht als der Anker am 3. April in das etwas aufgewühlte Wasser fällt.

Hike über den Ruder Cut Cay

Wiedersehen mit dem Rudder Cut Cay

Doch ziemlich schnell danach fällt uns auf, dass das Boot neben uns ja auch eine Lagoon 400 ist. Und Du, sage ich zu Dani, von dem Namen «Destiny» habe ich schon vieles gelesen und gehört. Noch am selben Abend kommen uns Annett und Nico auf der Vairea besuchen. Wir verbringen einen schönen und richtig lustigen Abend zusammen und es ist fast so, als kennen wir uns schon länger. Und logisch bei identischen Bootstypen sind die beiden so sympathischen Deutschen natürlich sehr interessiert, was wir an Bord verändert, ausgewechselt oder angepasst haben. Mit dem Dinghi landen wir am anderen Morgen am Strand und stellen erfreut fest, dass die vielen Privat- und Verbotsschilder unterdessen entfernt wurden. Natürlich packen wir die Gelegenheit am Schopf, laufen einmal quer über die Insel und geniessen den Blick von einem der unzähligen, einsamen Strände auf das dunkle Blau des Atlantiks.

Annett und Nico von der SY Destiny

Am Abend sind wir eingeladen und dürfen uns auf Vaireas Schwesterschiff umschauen. Wir sind sehr begeistert, was Annett und Nico an Bord ihrer Destiny alles modifiziert haben. Während sich die Männer über die technischen Neuerungen unterhalten, bewundere ich die Kreationen der leidenschaftlichen Näherin Annett, welche sie auf einer ihrer drei Nähmaschinen zaubert. Erneut geniessen wir einen freundschaftlichen, kurzweilen Abend und die Uhr zeigt bereits nach Mitternacht, als wir nach Hause aufbrechen. Bis hoffentlich ganz bald, rufen wir uns zu als wir am 5. April den Anker aufnehmen. Gelöst, die sozialen Batterien voll aufgeladen und meiner Stimmung in der Balance machen wir uns auf Richtung Pink Ribbon Sandbar. Auf dem Kartentisch sitzt eines dieser schönen, von Annett selbst genähten Hühner. Dieses Geschenk wird mich immer daran erinnern, was für schöne Überraschungen und unverhoffte Begegnungen das Leben bereithält.

Im April 2022 auf dem Perry's Peak in der Willimas Bay

Unsere Reise im Überblick Unsere Schatzkiste

4 Kommentare zu „Fürs Gemüt der Bordfrau“

  1. So schön- ich kann Dich allerdings auch sehr gut verstehen- auch bei uns fehlt es dieses Jahr etwas an ausgedehnten schönen Kontakten, auch wir sind ja spät in den USA gestartet – trotzdem schaffen wir es Heike&Jürgen von der SY Valentin in Kuba und auf der Isla Mujeres nochmal zu treffen dann kommt es endlich zu einem Wiedersehen mit Maik von der SY Seefalke auf Isla Mujeres und ein weiteres überraschendens Wiedersehen mit Frank und seinen süßen Kids von der Tropicool in Puerto Aventura ! Also ich hoffe auch auf ein unerwartetes Wiedersehen mit der netten Crew der Vairea
    Habt’s gut und genießt noch Eure blau-türkisfarbene Zeit
    Herzliche Grüße SY Easy One / Andrea&Ingo

    1. Martina & Daniel

      Vielen Dank für die liebe Nachricht. Ja, wir alle Beide sind etwas spät aus den USA weggekommen, dafür klappte es aber bei uns mit diesem besonderen Treffen in Key West:-) Toll, dass ihr so nette Begegnungen hattet und übrigens, zwei der drei Crews kennen auch wir. Die Seglerwelt ist halt definitiv ein Dorf. Euch alles Liebe, herzliche Grüsse aus den Exumas und Euch wiederzusehen wäre immer ein grosses Vergnügen.

  2. Hallo Martina, hallo Daniel,

    nachdem ich schon so viel von euch gelesen und gehört habe, bin ich heute schon wieder auf eure Seite gestoßen, weil ich nach einem Gebiet zum “Übersommern” recherchiert habe. Jetzt schreibe ich nun endlich mal…

    Nehmt doch bitte mal Kontakt zu uns auf, es wäre schön, mehr über eure Pläne zu erfahren und ja, wir haben auch noch ein paar Fragen zur Hurrikan-Saison.

    Liebe Grüße
    Dagmar & Klaus

    1. Martina & Daniel

      Hallo Dagmar & Klaus, es freut uns, dass ihr den Weg auf unsere Homepage gefunden habt. Wir schicken Euch gleich noch ein Email und freuen uns auf den Austausch. Liebe Grüsse von Bord der Vairea

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