Endlich wieder in Florida und die Temperaturen steigen!

Mit Fernandina Beach auf Amelia Island erreichen wir am 15. November zum ersten Mal wieder den Bundesstaat Florida. Ein hübscher, herausgeputzter und sehr sauberer kleiner Ort, der praktisch nur einen Steinwurf von Georgia entfernt liegt. Aber das richtig Spannende an ihm ist, dass sein erster Eindruck Alles andere als einladend ist. Denn da sind diese zwei grossen, schon von weitem sichtbaren Fabriken mit ihren rauchenden und stinkenden Schloten. Wenn man nicht wüsste was einem dahinter erwartet, man würde wohl nie und nimmer dort verweilen wollen. Doch wir kennen das Städtchen und legen uns direkt davor an eine Mooringboje. Einen ganzen Tag geniessen wir ganz entspannt diese eine Einkaufsstrasse mit ihren vielen Restaurants, Bars, Boutiquen und Souveniergeschäften. Ertragen dafür dann in der Nacht den Fabriklärm und Gestank. Bevor wir uns am 16. November bereits kurz nach 5 Uhr in stockdunkler Nacht und fröstelnd wieder auf den Weg südwärts machen.

Nachtfahrt

St. Augustine

Knapp 55 Seemeilen bis nach St. Augustine lautet unser Tagessoll. Der Wind schwächelt. Die Wellen zicken. Es nieselt. Der Himmel bleibt grau und ich schlottere trotz Skiunterwäsche, Mütze und dicker Jacke. Beide sind wir so richtig bedient! Und so bleibt das Ankommen in der Stadt der Millionen Lichter nach 8 Stunden der einzige Lichtblick. Bevor wir jedoch unsere Vairea für zwei Nächte an der vorreservierten Boje festmachen können, wartet wieder einmal die Zapfsäule auf uns. Gopffriedstutz, was wir hier in den USA tanken müssen ist schier unglaublich. Und erst noch bei diesen Dieselpreisen. Entsprechend ächzt und stöhnt die Kreditkarte bei der anschliessenden Bezahlung gar jämmerlich. Unverbindlich fragen wir dann in der Marina nach, ob unter Umständen eine Verlängerung an der Boje möglich wäre. Keine Chance, es existiere eine seitenlange Warteliste und sie seien komplett ausgebucht, bekommen wir zur Antwort.

Es nieselt entlang der Küste von Florida

Warum dann während unseres Aufenthaltes acht Bojen permanent frei bleiben, erschliesst sich uns nicht ganz und bleibt vermutlich das gut gehütete Geheimnis der Marina. Noch ist die offizielle Nights of Lights Saison nicht offiziell eingeläutet und doch leuchtet der Ort nach dem Eindunkeln bereits prächtig. Energiekrise whats that? Wir sind dieses Mal über einen Monat früher hier als im vergangenen Jahr und starten nach den durchwachsenen Eindrücken vom letzten Besuch möglichst unvoreingenommen zum Rundgang durch die Altstadt. Und sind dieses Mal auch nicht mehr überrascht von diesem unglaublichen Besucherstrom, der sich durch die vielen Gassen und Strassen wälzt und sowie den unzähligen Bettlern, die überall dazwischen sitzen oder liegen. Gefühlt ist der Ansturm an Besuchern noch grösser wie 2021. Und so sind wir beide nicht traurig, dass bereits zwei Tage später ein tolles Wetterfenster zum Vorankommen Richtung Wärme lockt.

West Palm Beach

Knapp 210 Seemeilen oder knapp 30 Stunden trennen uns von West Palm Beach, als wir uns ein weiteres Mal fröstelnd von der Boje lösen und Vairea durch das Inlet raus auf den Atlantik zirkeln. Bald schon können wir das Vollzeug setzen und mit den Segeln in Schmetterlingsstellung rauschen wir zügig entlang der Küste von Florida. Der Wind bläst stärker wie vorausgesagt und erreicht in Spitzen bis 18 Knoten. Am Abend müssen wir dann einen der Motoren zu Hilfe nehmen um kleinere Flautenlöcher zu überbrücken.

Es ist kurz vor 22 Uhr und ich schiebe seit zwei Stunden Wache, als ein Segelboot ohne AIS vor unserer Vairea kreuzt und uns dabei bis ¼ Meile nahekommt. Den etwas gewagten Kurs verfolge ich gebannt auf dem Radar und staune wieder einmal, wie viel näher doch alles bei Dunkelheit wirkt. Als ich noch davon ausgehe, dass es das war mit Aufregung, kommt dasselbe Boot wie aus dem Nichts. Dieses Mal von Backbord und wiederholt sein unnötiges Manöver, bevor es in Richtung Küste verschwindet.

Endlich wieder warmen Süden von Florida

Von dort leuchtet es taghell und tatsächlich, da steht angestrahlt eine dieser Space-X-Raketen, die in ein paar Tagen vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral aus ins All unterwegs sein wird. Was mich noch viel mehr aufstellt wie die Rakete ist der deutlich fühlbare Anstieg der Temperatur. Ein herrliches Gefühl ist das und wie eine Zwiebel schäle ich mich Lage um Lage aus den warmen Winterkleidern. Im Laufe des Samstags nimmt der Wind kontinuierlich zu und wir kommen immer schneller voran. Zwar kennen wir die Einfahrt in Palm Beach gut und eine Ansteuerung bei Dunkelheit wäre problemlos möglich, doch mir wäre noch etwas Tageslicht viel lieber.

Letztes Büchsenlich in West Palm Beach

Und mein Wunsch wird erhört. Der Wind frischt immer mehr auf. So erreichen wir nach etwas mehr als 30 Stunden kurz nach 17 Uhr den Inlet. Praktisch beim allerletzten Büchsenlicht fällt dann der Anker kurz vor der Flagler Memorial Bridge ins Wasser. Ich freue mich riesig auf einige Tage an diesem so tollen Ort. Vor allem auf das baldige Wiedersehen mit unseren Freunden Armin, Helen und Henry, die hier in West Palm Beach im Süden von Florida zu Hause sind.

November 2022, im warmen Süden von Florida unterwegs

Unsere Reise im Überblick Unsere Schatzkiste

2 Kommentare zu „Endlich wieder in Florida und die Temperaturen steigen!“

  1. Graziella Schaffer

    Hallöchen ihr Lieben
    Ich habe den Bericht wieder mit grossem Interesse gelesen und er war spannend wie immer.
    Du hast aber gar nicht geschrieben wie es da aussieht nach dem Sturm.
    Habt ihr keine grosse Schäden gesehen? Im Fernsehen hat alles sehr schlimm und verwüstet ausgesehen.
    Unterdessen seid ihr ja schon weitergesegelt nach Ford Lauderdale, ja und wir haben so viele schöne Erinnerungen daran!
    Ich wünsche euch eine gute Weiterreise auf die Bahamas

    Liäbs Grüessli Graziella

    1. Hallo ihr zwei Lieben und danke für Eure Zeilen. Die Schäden waren an der Ostküste Floridas viel geringer als befürchtet. In den Marinas von Fernandina Beach und in St. Augustine waren ein paar Stege zerstört, aber an Land bemerkten wir rein gar nichts. Der Grossteil der Zerstörung fand auf der Westküste von Florida statt. Wir trafen hier in Fort Lauderdale auch Segler an deren Katamaran in Fort Myers stand als Ian kam und ihr Boot sah schrecklich aus.
      Ja, auch wir haben viele schöne Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit hier und wünschten uns, ihr wärt wieder mit dabei.
      Herzliche Grüsse nach Stettfurt

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