Raus und rüber nach Anguilla

„Wir tun alles was in unserer Macht steht!“ Der Angestellte sucht krampfhaft nach neuen Ausreden. Wir stehen wieder einmal im Ship Chandler und erkundigen uns nach dem Propeller für das Dinghi. Trotz over night shipping keine Spur vom Teil. Das kann doch einfach nicht sein, meint Daniel wieder zurück auf der Vairea, entnervt über dem Computer brütend. Es muss doch eine Lösung geben. Was ist das denn, quietscht er kurz danach. Aufgeregt wedelt er mit dem Finger vor dem Bildschirm herum. Schau Dir an was da steht. Der Propeller des Tohatsu-Motors soll kompatibel mit unserem Mercury-Motor sein. Und Propeller dieses Herstellers liegen dutzendweise beim Ship Chandler herum. Wie von der Tarantel gebissen flitzt er kurz darauf Richtung Schiffsausrüster los. Vielleicht können wir doch bald los nach Anguilla.

Locker aus der Hüfte schwingend und mit stolzgeschwellter Brust sehe ich ihn keine 20 Minuten später den Steg entlang tänzeln. Ein breites Lachen im strahlenden Gesicht und in der Hand die Lösung für unsere Probleme. Ich muss gar nicht erst fragen, ob er erfolgreich war. Und tatsächlich, kurze Zeit später kurvt mein Captain mit dem Beiboot durch die Marina. Dieses schnurrt wieder wie neu. Jetzt herrscht Aufbruchstimmung. Im grossen Supermarkt stocken wir die Vorräte auf, geben anderntags unseren Mietwagen ab und lösen am 22. Februar die Leinen. Um 10.30 Uhr passieren wir dieses Mal bei Flaute die Simpson Bay Bridge. Anguilla, wir kommen.

Rüber nach Anguilla

Anguilla, wir kommen!Leider bleibt es die ganze Strecke über schwachwindig, so dass wir den einen Motor zur Hilfe nehmen müssen. Kurz nach dem Mittag fällt der Anker vor Road Bay ins saubere und klare Wasser. Den Sonnenuntergang geniessen wir zusammen mit unseren Freunden Angela und Christoph, die ihre Ithaka direkt hinter uns parkiert haben. Zu viert und beschwingt lassen wir den Abend an Land und in Elvis Bar ausklingen. Wie herrlich, wieder draussen und unterwegs zu sein! Wir wollen die Schwachwindphase ausnutzen. Dog Island liegt vorgelagert, knappe 10 Seemeilen westlich von der Hauptinsel. Als wir in die leere Bucht einbiegen, zieht ein Delphin seine Runden. Ganz dicht an den Bauch geschmiegt ein Baby. Mir läuft vorne beim Anker stehend fast das Herz über. Die zwei ziehen noch eine kleine Runde unter der Vairea durch, bevor die Mama mit ihrem Nachwuchs Richtung offenes Meer davon zieht.

Daniel packt die Drohne aus und wir lassen das Spielzeug über unsere Vairea, das türkisfarbene Wasser und die unbewohnte Insel fliegen. Fühlen uns dabei wie Robinson Crusoe und Freitag in der Karibik. Leider darf man an den Plätzen des Marine Parks nur bis 19 Uhr verweilen. Daher sind wir am Abend wieder zurück auf dem Festland und lassen den Anker dieses Mal in der Crocus Bay ins Wasser plumpsen. Anderntags wird es leider nichts mit einem Besuch bei den anderen vorgelagerten Inseln. Es klappt weder bei Prickly Pear noch bei Sandy Island. Beides Mal ist der Schwell dermassen hoch, dass an ein Anlanden nicht zu denken ist. Und so landen wir am frühen Nachmittag halt wieder in der Crocus Bay.

Teuer aber hilfsbereit

Mit dem Dinghi setzen wir hinüber an Land. Die Beachbar des Da’Vida liegt einladend direkt am Strand. Hoppla, meint Daniel beim Bezahlen. Die Preise haben sich aber schön gewaschen. Bei der netten Bedienung erkundige ich mich zwischenzeitlich nach einem Souveniergeschäft. Uns fehlt noch das obligate Schnapsglas von der Insel. In Little Valley, dem Hauptort von Anguilla, meint sie. Aber viel zu weit zum Laufen. Im Handumdrehen organisiert sie einen Angestellten, der uns mit dem hoteleigenen Shuttlebus fährt. Einfach so und ohne Kosten. Ein weiteres Mal machen wir mit der karibischen Zuvorkommenheit Bekanntschaft. Am Abend erreicht uns ein Email, der Propeller sei endlich in St. Martin eingetroffen. Selten so gelacht.

Am 25. Februar sagen wir Anguilla nach dem Ausklarieren schliesslich Adieu. Einer sehr sauberen, sehr teuren und sehr professionellen Insel. Der aber dabei einiges an Charme und Lebensfreude verloren gegangen ist. Wir segeln noch einmal nach St. Martin, diesmal aber in den französischen Teil der Insel.

In Anguilla

 

Unsere Reise im Überblick & Unsere Schatzkiste

4 Kommentare zu „Raus und rüber nach Anguilla“

  1. Hallo ihr Zwei und herzliche Grüsse aus Hochdorf!
    Schön, dass er wieder läuft! Ich mach jetzt mal den Klugscheisser, aber vor 20 Jahren
    wurden auf Grund des Johnson Motoren Werkes in Belgien. Die Motorenteile für Envinrude,Johnson und Tohatsu angepasst. Selbst Zündanlagen, Wasserpumpe,Schalt, und Getriebestange passen untereinander.
    Einziger Unterschied blieb die Drehrichtung. Aber die sollte auch der Vergangenheit angehören. Ich hatte am alten Johnson 8 PS nen Arbeitspropeller und der gab mächtig Schub. Haben damit eine Sunseeker gegen die Strömumg unterhalb von Magadino bis nach Tenero zu Bösch geschleppt und nach einem Seitenschwung die Leine gelöst, sodas die Sunseeker selber sanft anlegen konnte.
    Es ist Dienstagmorgen und nur noch 4x schlafen. Dann gehts ab nach Miami und unser zukünftiges „zu Hause“ liegt schon in West Palm Beach parat.
    Den hat der noch Eigentümer extra für uns von South Carolina überführt, um uns die 8.5 h Fahrt von Miami zu ersparen. Was die Amis in den letzten Wochen alles für uns angekurbelt haben, ist schon unglaublich! Tja, was gibts sonst noch, ausser bescheidenes Wetter und die allgemeine Coronavirus Panikmache?!
    Nix, ausser Koffer packen und hoffen, dass die Swiss ein voll funktionstüchtiges Flugzeug am Samstag bereit stellt!!! ;–)
    Haltet die Ohren steif und die Nase im Wind.
    René & Katharina

    1. Hallo René und Katharina
      Lehre aus der ganzen Propellergeschichte ist, sich niemals auf die Profis und Spezialisten vor Ort verlassen. Man muss selbst recherchieren. Wir wünschen Euch viel Spass beim Bezug Eures neuen Heimes.
      Liebe Grüsse von den BVI
      Daniel

      1. Hallo ihr Zwei!
        Leider gab es am Donnerstag vor einer Woche das Einreiseverbot in die USA und noch in der Nacht wurden alle Flüge gestrichen. Ergo, „ shit happens!“
        Das Coronavirus greift seit 2Wochen um sich und die ganze Schweiz ist im Klopapier Wahn!!!
        Wir haben seit 2.5 Wochen das doppelte Oster und Weihnachtsgeschäft
        !!täglich!! Die Leute raffen die Waren direkt von den Paletten, egal was es ist, erst mal hamstern!!!
        Ich arbeite als Disponent in einem Verteiler zentrum und bin letzten Samstagnacht nach 3Wochen durcharbeiten bis Dienstag in die Auszeit gegangen. Am Dienstagvormittag benachrichtigte mich mein Arzt das ich als Risikopatient gelte und lieber daheim bleiben sollte!
        So verbringe ich die restlichen Ferien daheim und meine Frau muss sich zum Feierabend wie auf ner Marsmission vor der Türe desinfizieren und umziehen. Die Klamotten kommen für 30min in den Trockner und der Mundschutz bei 50C in den Backofen. „Normal ist anders!“
        Zum Glück sind Mietwagen und Hotel gratis storniert wurden und auch die Swiss erstattet den vollen Ticketpreis zurück.
        Unser Zeitplan ist damit hinfällig, doch zum Glück haben wir noch nix gekündigt.
        Für Euch gilt jetzt mal sicher auch, Bunkern was geht und ein sicheres Plätzchen finden!!!
        Nicht das es Euch wie den „Heimkehrern“ auf den Azoren, Kapverden und Kanaren ergeht. Diese wurden alle am Einlaufen in die Häfen gehindert und dümpeln hilflos auf See.
        Bleibt schön gesund und munter!
        Liebe Grüsse, René & Katharina

        1. Hallo René und Katharina
          Da habt ihr ja im Unglück auch grosses Glück gehabt. Aufgeschoben heisst hoffentlich nicht aufgehoben für Euch. Wir wünschen Euch viel Geduld und vor allem gute Gesundheit in dieser besonderen Zeit. Wir selbst liegen sicher in den USVI und müssen nicht zusätzlich bunkern, da wir ausreichende Vorräte haben.
          Liebe Grüsse Daniel

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