Hafentiger

Vorbereitungen zum Hafentiger

12,5 cm lange Titanplatte mit sieben Schrauben des HafentigersIch muss am 24. Januar 2019 als angehender Hafentiger wieder zurück ins Spital, aber glücklicherweise nur für den ersten Kontrolltermin. Dr. Dudouit schaut sich die neusten Röntgenbilder an. „Gefällt mir gut“ meint er sehr zufrieden zum Heilungsverlauf. Die Schmerzen auf der Innenseite des operierten Knies könnten von der etwas zu langen Schraube herrühren, aber ebenso auch von den Verletzungen der Operation oder den lädierten Muskeln. Ich hoffe doch sehr auf zweites. Die Zeit werde es weisen, meint er. Mit der Verordnung für 3x Physiotherapie pro Woche und einem neuen Kontrolltermin bei ihm in 3 Wochen verlassen wir diesen nicht heiss geliebten Ort schnellstens wieder.

Erste Schritte sechs Wochen nach der Operation zur Vorbereitung als HafentigerDer Tag darauf ist ein Besonderer und das in zweifacher Hinsicht. Denn Daniel feiert Geburtstag und ich mache meine ersten Schritte. Und wohl genauso unsicher wie ein Baby setzte ich unter dem wachsamen Blick vom Physio und Daniel zum ersten Mal mit Krücken und klopfendem Herzen ganz vorsichtig einen Fuss vor den Anderen. Ich spüre sehr erleichtert, dass mein Knie hält! Wir haben also doppelten Grund zum Feiern und gehen am Abend zum ersten Mal seit ewigen Zeiten aus. Im Café de Paris in der Bucht von Anse Mitan geniessen wir leckeren, fangfrischen Fisch und stossen mit Wein auf uns Beide an. Sagen am anderen Tag dem hübschen Häuschen und seiner netten Besitzerin Christine Adieu und fahren mit Sack und Pack zurück zu Vairea in die Marina von Etang Z’abricots.

Beginn als Hafentiger

Geburtstagsessen im Café de Paris in Anse MitanBeinahe stabsmässig hat der Skipper geplant, wie ich aus dem Rollstuhl auf den Pontoon und von dort rüber auf das Boot komme. Die Rechnung geht auf und ich lande zwar nicht elegant aber wohlbehalten auf unserem zu Hause. Die kommenden Tage bewege ich mich meistens im Kriechgang und auf dem Hosenboden von einem Stock zum anderen. Alles ist etwas mühsam, braucht viel Zeit und Geduld, aber verläuft komplikationslos und schadenfrei.

Gegenüber der Marina hat Sophie Agopoff ihre Physiopraxis und dort schwitze und schufte ich ab sofort dreimal in der Woche. Fast unglaublich, wie schnell sich Muskeln verdünnisieren und wie unglaublich schmerzhaft es ist, sie wieder zu mobilisieren. Oft verdrücke ich die eine oder andere Träne, denn die Schmerzen zwingen mich immer wieder zu Pausen. Doch Durchhalten, intensives Training und positives Denken zahlen sich aus.

Hafentiger in der Physio nur noch mit einem Stock unterwegsSo sind die Schmerzen und die Blockade im Knie eines Morgens fast wie durch Zauberei verschwunden. Unbezahlbar diese Erleichterung! Die Muskeln kommen zurück und das operierte Bein sieht unterdessen auch nicht mehr nur wie ein trauriger Haselnusszeig aus. Die Kraft kehrt zurück und immer längere Strecken kann ich laufen. Begleite Daniel unterdessen auch zum Einkaufen. Er mag diese Pflicht aber wegen dessen nicht lieber…. Am 13. Februar nimmt mir dann Sophie eine Krücke weg, „eine reicht Dir zum Laufen“, meint sie. Wenn sie das sagt, denke ich und tatsächlich, es läuft sich auch einfacher und schonender für die etwas lädierte Schulter.

Hafentiger am Valentinstag zur letzten Kontrolle im Spital

Den Valentinstag verbringen wir im Spital. Dem Chirurgen präsentieren wir nicht nur die neusten Röntgenbilder sondern auch meine Fortschritte. „Tres bien“ meint er erfreut und ob das Knie denn an der operierten Stelle schmerze. Non, gebe ich zur Antwort. Aber als ob er meinen Worten misstraut, quetscht und drückt er solange an der Naht herum, bis es dann tatsächlich schmerzt. Elender Sadist und sonst noch ein paar Sachen denke ich, ihn verwünschend. Wenn es so bleibt dann müssen wir nicht mehr zu ihm kommen. Das Titangestell sollte wegen einer möglichen Arthrosegefahr in ca. 18 Monaten herausgenommen werden und ob ich das im Unispital in Martinique oder sonst wo machen lassen will, sei mir überlassen. Einmal Martinique hat mir vollauf gereicht, denke ich, aber das reibe ich ihm nicht unter die Nase. Merci, Adieu Docteur und mit einer Verschreibung für weitere 25 Sessionen Physiotherapie verlassen wir La Meynard endgültig.

Wiedersehen mit Sybilla & Stefan von der SY Saya und mit Coen

Rückkehr ins soziale Leben

Unsere deutschen Segelfreunde Sybilla und Stefan von der SY Saya sind wieder zurück auf Martinique und zu viert verbringen wir einen langen, lustigen und feinen Nachmittag im Restaurant Zanzibar in Le Marin. Was für eine Freude, wieder unter Leuten zu sein und mich nach fast nur in Französisch wieder einmal in Deutsch zu unterhalten.

Am 16. Februar nehmen wir unseren holländischen Segelfreund Coen für ein Wochenende bei uns auf der Vairea auf. Wir lernten ihn und seine Frau José vor etwas mehr als einem Jahr im Hafen von Tazacorte auf der kanarischen La Palma kennen. Zusammen mit unserem Freund Federico versorgte er uns während der Atlantiküberquerung mit Wetterdaten. Seine eben beendete Transatlantik an Bord eines befreundeten Seglers stand leider nicht unter einem guten Stern. Nachdem er uns noch etwas mitgenommen von den grossen Problemen vor allem im zwischenmenschlichen Bereich an Bord berichtet hat, sind wir nachträglich wiederholt dankbar für unsere Erfahrungen mit unserem Freund Patrik. 22 Tage zu dritt und ohne eine einzige Missstimmung sind vermutlich nicht selbstverständlich. Bevor Daniel unseren Freund am Sonntag auf den Flughafen fährt, päppeln wir ihn 2 Tage mental und kulinarisch wieder etwas auf.

Aussichten des Hafentigers in der Marina Etang Z'abricots

Prognose lässt planen zu

Die Pläne der Segler sind bei Niedrigwasser in den Sand geschrieben, heisst es nicht ganz unpassend. Und so sind wir zurückhaltend mit Prognosen, wann es bei uns weitergeht. Voraussetzung ist, dass ich problemlos laufen kann und die Stabilität und Kraft im Bein wieder voll gegeben ist. Die komplette Heilung bei einer solchen Fraktur dauert zwischen 3 bis 12 Monaten, abhängig von Schwere des Bruches, Alter, Heilung usw. Eine Prognose haben wir: Sophie, meine Physio glaubt, dass wir Anfang Mai hier wieder ablegen können. On verra, sagen die Franzosen. Und so sind wir bis auf weiteres halt eben Hafentiger und verlängern unseren Platz in dieser kleinen, netten Marina jeweils um weitere 2 Wochen.

Fakt ist, dass auch in diesem Jahr die Hurrikansaison am 1. Juli beginnt und wir dann in einem „sicheren“ Gebiet sein wollen. Vernünftigerweise ist das südlich von hier und so werden wir uns wohl ziemlich sicher auch in diesem Sommer in der Gegend zwischen Bequia und Grenada aufhalten.


Zwei Hafentiger in der Marina Etang Z'abricots
Universitätsspital Martinique

Unsere Reise im Überblick & Unsere Schatzkiste

 

 

 

2 Kommentare zu „Hafentiger“

    1. Lieben Dank Ursula und Alex, es geht stetig aufwärts. Und ja, wir verfolgen Euren Blog mit Interesse und freuen uns schon sehr, wenn ihr dann auch hier in der Karibik seid. Martina und Daniel

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