Geduld bringt ein gesundes Knie

Häuschen um sich in Geduld zu übenKurz vor Weihnachten beziehen wir das kleine Häuschen, ganz im Grünen und kurz vor der Ortschaft Trois-Îlets gelegen. Hier, zwischen Palmen, Kalabash Bäumen und Pampelmousse Sträuchern bewundern wir stundenlang die Flugkünste und die Schönheit der Kolibris. Und nachdem wir ihren Pfeifgesang bisher nur hörten, bekommen wir hier den Baumfrosch zum ersten Mal zu sehen. Als uns am Tag danach eine grosse Kröte besucht, unken wir, was wir wohl morgen auf der Terrasse antreffen. Auf
die riesige Trichterspinne im Schlafzimmer hätten wir beide allerdings locker verzichten können. Mit dem Schrupper bewaffnet befördert mein Mann den riesigen und vor allem ungebetenen Gast heldenhaft nach draussen. Hier in dieser Umgebung lässt sich die notwendige Geduld erlernen.

Medizinische Versorgung

Die Seele baumeln lassenMit im Gepäck haben wir tonnenweise medizinisches Material, Thrombosespritzen, den schnittigen Rollstuhl und die Krücken. Auf die Schnelle eine passende Unterkunft zu finden, war nicht einfach. Denn es ist Hochsaison auf Martinique und das Angebot ist schon arg dezimiert. Aber die Unterkunft muss Kriterien erfüllen wie „keine Treppen“, „möglichst keine Stufen“ oder eine„hindernisfreie Dusche“. Mir wurde in letzter Zeit so richtig bewusst, mit wie vielen Problemen körperbehinderte Menschen täglich konfrontiert sind. Und ich kann ja zum Glück den Rollstuhl in naher Zukunft wieder abgeben.

Physiotherapeut an der ArbeitLeider mussten wir uns von unserer Krankenschwester Masseline trennen. Der Weg von Fort-de-France hierher wäre viel zu weit. Unsere Befürchtung, einen Ersatz zu finden könnte schwierig werden, erweist sich als völlig unbegründet. Auf Martinique gibt es vermutlich mehr Schwestern als Sand am Meer. Und so begrüsse ich alle zwei Tage eine Pflegerin, die den Verband wechselt, die Wunde kontrolliert, säubert und mir die Thrombosespritze in eine Speckfalte sticht. Das Ganze inkl. Heimservice für sagenhafte 13 Euro!! Einmal die Woche wird Blut abgenommen für die Kontrolle der Gerinnung. Die Kosten für das Labor belaufen sich auf 14 Euro. Wir staunen!

Haustiere

Entgegen der zum Teil unzumutbaren Erfahrungen ihrer Berufsgenossinnen im Spital überrascht vor allem die Liebenswürdigkeit und Hilfsbereitschaft dieser Krankenschwestern. Es ist wie Tag und Nacht, zwei Paar Schuhe und eine Erklärung warum das so ist habe ich nicht. Aber es versöhnt mich so richtig mit diesem Berufsstand. Auch die Suche nach einem Physiotherapeuten verlief positiv. Seit dem 29. Dezember bemühen sich abwechselnd Evan und Simon jeden zweiten Tag um mein Knie. Das wäre es dann aber schon mit Abwechslung und Action.

Geduld bestimmt den Tag

Denn die restlichen Tagesaktivitäten beschränken sich vor allem auf Eines: Geduld! Patience! Mit diesem Wort stehe ich ganz schön lange auf Kriegsfuss, Muss dann aber realisieren, dass kein Weg daran vorbei geht. Und hahaha, ich kann ja nicht davon laufen. Unterdessen hat sich mein sturer Kopf eingestanden, dass die Heilung Zeit und Geduld benötigt. Und genauso schwer, ich Hilfe annehmen muss. Letzteres ist als sehr selbstständiger Mensch mehr als bitter!

Und ich glaube, mein geliebter Mann wird nicht traurig sein, wenn er einige, bestimmt nicht freiwillig übernommene Pflichten wieder abgeben kann. Sein Gesicht nach den jeweiligen Einkäufen im Lebensmittelmarkt zum Beispiel spricht jedenfalls Bände. Mein aufmunterndes „lass Dich doch vom Warenangebot inspirieren“ stösst auf entsetztes Kopfschütteln, „so geht das nicht, ich brauche eine Liste, damit ich schnellstmöglich wieder draussen bin“. Ich verkneife mir in weiser Voraussicht den Spruch, von wegen wie lange es ein Mann beim Shipchandler aushält…. und das ohne etwas zu kaufen….

Aber ganz ehrlich, ich weiss nicht, was ich ohne meinen aktuell arbeitslosen Skipper und seinen aufopfernden Dienst machen würde.

Ungeduld zwingt zur Geduld

Leider bin ich aktuell wieder etwas zurückgebunden worden, die Bänder und Muskeln im Knie haben etwas gegen die viele Bewegung und verlangen eine Mobilisationspause. Ich muss die Anweisung der Therapeuten geduldig hinnehmen und warten, bis die Schmerzen vergangen sind. Der Kontrolltermin am 24. Januar beim Chirurgen im Unispital von Martinique wird uns dann einen ersten Zwischenstand geben, wie sich das operierte Knie entwickelt hat. Ich bin optimistisch, dass ich ab dann zum ersten Mal nach 6 langen Wochen wieder mit dem Auftreten und Laufen beginnen kann. Wir wollen baldmöglichst zurück auf unsere Vairea. Denn richtig gesund wird man nur Zuhause.

Wir üben uns in Geduld

Universitätsspital Martinique

Unsere Reise im Überblick & Unsere Schatzkiste

2 Kommentare zu „Geduld bringt ein gesundes Knie“

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