Die 21 Tage auf Gran Canaria vergingen fast wie im Flug. Wohl auch deswegen, weil wir so oft mit dem Mietwagen auf Entdeckungsreise waren und uns ein gründliches Bild dieser Insel machen konnten. Unser Fazit ist durchwegs positiv, abgesehen vom sehr touristischen und total verbauten Süden eine abwechslungsreiche und besonders im Norden und im Landesinnern eine wirklich schöne Insel. Die Marina von Las Palmas bietet ein wahres Sammelsurium an verschiedensten Booten und Eigner, es herrscht eine multikulturelle, friedliche und relaxte Mischung, die uns gefallen hat. Gewundert hat uns, wie viele Boote, davon auch einige fahruntüchtige, in diesem Hafen einfach abgestellt sind. Auch kam es zu freudigen Wiedersehen! Peter, der als Einhandsegler mit seiner SY Grace unterwegs ist, sahen wir zum letzten Mal in La Linea/Gibraltar. Marie-Do und Jean, die mit ihrem Katamaran Vagabonde auf derselben Route unterwegs sind wie wir, lagen längere Zeit neben uns in Portimao. Und wir trafen Günther und Judy, die mit ihrem Katamaran Isis auch zwischen den kanarischen Inseln hin und herpendeln.
Auf die nächste der insgesamt 7 kanarischen Inseln freuten wir uns sehr: Teneriffa! Diese Vulkaninsel trumpft mit einigen Superlativen auf: Mit 2034 Quadratkilometer ist sie die Grösste, mit über 800‘000 Einwohner die bevölkerungsreichste- und der Pico del Teide mit 3‘718 Meter der höchste Berg von ganz Spanien. Und sie ist eine windreiche Insel! Das wussten wir und darauf waren wir vorbereitet als wir am 13. Juli unsere Leinen lösten und Las Palmas hinter uns liessen. Das Grosssegel im ersten Reff machten wir uns auf die knapp 60 Seemeilen lange Reise mit Ziel „Ensenada de Antequera“, einer Ankerbucht ganz im Nordosten der Insel. Knapp 12 Seemeilen vor dem Ziel kamen wir in die „acceleration zone“ ein Phänomen, das sowohl typisch wie auch gefährlich ist in diesem Segel-Gebiet. Zwischen den Inseln kommt es zu einer Art Düseneffekt, einer markanten Windbeschleunigung, die durch den Kapeffekt oft noch begünstigt wird. Wir waren also gewarnt und gerüstet und doch starrten wir völlig gebannt (ich wohl wie der Hase auf die Schlange) auf die Windanzeige, die in kürzester Zeit von 25 Knoten auf 37 Knoten anstieg. Wir rasten Tempo Teufel auf unser Ziel zu, bis der Spuk genauso schnell vorbei war wie gekommen. Denn sobald in der Abdeckung der Insel, fiel der Wind auf lahme 7 Knoten zusammen.
Am früheren Abend plumpste dann der Anker auf knapp 8 Meter auf sandigen Grund in dieser einsamen, naturbelassenen Ankerbucht zwischen wuchtigen und hoch aufragenden Felsen. Der leichte Schwell war absolut erträglich und wir genossen die Ruhe und die Einsamkeit nach der langen Zeit des Stadtlebens. Getrübt wurde das Vergnügen etwas durch den Anblick der 3 riesigen und nachts taghell beleuchteten Bohrtürme und Versorgungstanker vor der Bucht. Zwei Tage später hoben wir am Morgen den Anker und unter Motor ging es flott Richtung Santa Cruz. Der Anblick des Hafens war identisch mit dem von Las Palmas. Bohrtürme, grosse Hafenanlagen und Öltankanlagen liessen uns etwas leer schlucken. Aber das kannten wir schon, unter anderem auch von Cartagena und es hielt uns nicht davon ab, in die Marina zu fahren. Dass diese fast halbleer war, wunderte uns und konnte eigentlich nur zweierlei heissen, entweder teuer oder schlecht. Die Marina ist tip-top, sie ist teuer. Nun gut, teuer gemessen woran? Im Vergleich zu den Mittelmeer-Preisen in dieser Saison sind 42.00 Euro spottbillig und im Vergleich zu Las Palmas mit 13.00 Euro sauteuer. Das Glas ist immer halbvoll und wir freuten uns auf die Entdeckung dieser Stadt, die einen tollen Ruf geniesst. Und keine Beschreibung war übertrieben, verkehrsberuhigte Strassen, die neu gestaltete Plaça Espana mit ihrem grossen Wasserbecken, die herrlichen Feuerakazien die mit ihren grossen Baumkronen Schatten spenden, lauschige Parks, wo man sich niederlassen kann, all die fröhlichen und temperamentvollen Tinerfenos, die zusammen draussen vor den zahlreichen Restaurants, Bodegas und Cafes bei Tapas oder einem einheimischen Doradabier sitzen, lachen und diskutieren. Es gibt Orte, das stellt sich innert kürzester Zeit so ein besonderes und warmes Wohlgefühl ein – Santa Cruz ist so einer. Es ist vermutlich unfair, Vergleiche anzustellen und doch macht man’s, bewusst oder unbewusst. Auch ich, mit Santa Cruz weit vorne an erster Stelle. Am frühen Abend entschlossen wir uns zu einem Ausflug in die alte Hauptstadt der Insel, nach La Laguna. Diese liegt oberhalb von Santa Cruz und ist unterdessen mit ihr zusammengewachsen. Also lösten wir zwei Tickets und liessen uns fahren, mit der Tranvia – dem Tram! Ich wunderte mich noch, warum einige der Fahrgäste Jäckchen dabei hatten, herrschten doch unten in Santa Cruz beinahe tropische Temperaturen. Als wir oben ankamen, wusste ich warum. Eine frische Bergluft empfing uns, denn die Stadt liegt auf 600 Meter. Aufgrund Hühnerhaut wurde es ein kurzer Ausflug, aber wir beschlossen, noch einmal zu kommen.
Sonntag = Markttag. Der Mercado de Nuestra Senora de Africa, wie der Markt mit vollem Namen heisst, erinnert nicht nur wegen des Namens sondern auch wegen seines maurischen Gebäudes sehr an Afrika. Die Stände sind schattig im offenen Inneren unter weit verzweigten Arkaden aufgebaut. Im unteren Stock wird frischer Fisch angeboten und oben gibts von einheimischen bis exotischen Früchten, Gemüse, kanarischem Schafs- und Ziegenkäse oder auch mediterrane Pflanzen alles zu kaufen was das Herz begehrt. Wer will kann sich an einem der zahlreichen Stände zu einem Espresso, einem Bier oder einem Glas Wein niederlassen. Daniel entdeckte einen kleinen Stand mit hausgemachtem Eis, fior de latte mit Lavendel hiess die spezielle Sorte und überzeugte auf der ganzen Linie.
Beim einchecken in der Marina hatte uns die freundliche Dame erzählt, dass am Sonntagabend die Prozession „Virgen del Carmen“ stattfinde, die wir uns doch nach Möglichkeit ansehen sollten. Gesagt, getan. Für solche traditionellen Anlässe haben wir ein Faible und so fanden wir uns mit gefühlt ganz Santa Cruz auf den Beinen, als die festlich geschmückte Madonna aus der Kirche Richtung Hafen gerollt wurde. In kleineren Orten wird die Schutzheilige der Fischer auf einem kleinen Fischerboot aufs Meer gefahren, hier musste halt ein grosser und stark motorisierter Schlepper als Madonnentransportmittel herhalten, begleitet von vielen anderen Booten. Aber feierlich wurde es trotzdem allemal.
Tags darauf liessen wir uns nach einem Bummel durch die wirklich schöne Altstadt von Santa Cruz noch einmal nach La Laguna hinauffahren. Denn diese Bischofs- und Universitätsstadt sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen. Keine Mühe und kein Aufwand waren zu gross, damit diese Stadt nach einer aufwändigen Restaurierung zum Unesco-Weltkulturwerbe ernannt wurde.
Wir werden der Stadt Santa Cruz jetzt auf Wiedersehen sagen, denn die momentane ruhige Wetterlage macht uns gluschtig auf die 2 bis 3 der raren Ankerplätze der Insel. Uns wurde mehrfach gesagt, dass der Süden Teneriffas ähnlich touristisch sei wie der von Gran Canaria und so werden wir uns wohl eher weniger lang dort aufhalten. Wie dann weiter und wann wir wieder nach Santa Cruz zurückkehren, ist noch offen. Auch von wo aus wir dann mit einem Mietwagen zur Inselerkundung aufbrechen, wissen wir momentan noch nicht.
una ciudad impressionante pero muy viento 🙂 Estabba en Puerto de la cruz por tres semanas este año (en marzo).
vos deseo buen viaje 🙂