„Alia et iacta est“ – oder auch „der Würfel ist gefallen“

Martina:

Auch jetzt noch, nachdem eine Entscheidung gefallen ist und ich darüber schreibe, kribbelts in meinem Bauch. Ich realisiere, dass die letzten Tage und Wochen meine Nerven etwas mehr gekitzelt haben, wie gedacht. Ja klar, ich schreibe wieder vom Wetter, respektive von den Prognosen und unserer Entscheidung ob weiter oder nicht.

Das Seglerleben ist grossmehrheitlich geprägt von der Abhängigkeit zum Wetter und erfordert dadurch eine Portion Flexibilität, Anpassung und eben auch einige planerische Unsicherheit. Damit habe ich mich als ehemaliger Planungscrack bereits einigermassen arrangiert, aber halt erst einigermassen. Und so quälte mich das Hin und Her mehr als mir lieb war. Meine persönliche to do Liste erfährt mit dem Punkt „mehr Gelassenheit“  eine Priorisierung.

Jetzt, in der Ruhe stelle ich fest, dass ein entschleunigtes Verweilen überhaupt keinen Rückschritt bedeutet, wie ich mir irrtümlich einredete, sondern wunderbar erholsam und kraftspendend sein kann. Wir sind nicht mehr an feste Zeitvorgaben gebunden. Im Gegenteil, genau die unbegrenzte Zeit ist heute unser grösster Luxus.

Dazu kommt, dass uns zum einen Madeira nicht davonläuft und zum anderen die Algarve einfach ein herrlicher Fleck ist, wie schon oft erwähnt. Zwar rühmt sich diese Region zu Recht, eine der Wärmsten und Sonnenreichsten in Europa zu sein, doch auch hier wird es langsam etwas kühler. Das gilt wenigstens für Segelboote, die an Bord keine Heizung haben. Haben wir nicht. Denn ehrlich, wir dachten NIE daran, auch nur einen Winter in europäischen Gewässern zu verbringen. Und jetzt wird’s schon der Zweite, so viel dazu.

Daniel:

Die Überfahrt nach Madeira und damit das Verlassen von Europa ist ein grosser Schritt. Zudem ist es unser erster grosser Schlag. Mit über 400 Seemeilen doppelt so lange wie unsere bisher längste Überfahrt. Bereits im April dieses Jahres stellten wir fest, dass 2016 wettertechnisch ein spezielles Jahr werden würde. Alles kam später und die Wetterlage war stets unstet. Natürlich wäre die Strecke oftmals durchaus passabel fahrbar gewesen. Doch wir wollten nicht einfach los nur um an einem anderen Ort anzukommen. Zudem ist die Algarve wunderschön. Also bleiben wir ein weiteres Jahr in Europa und werden nächstes Jahr sehen, wohin es uns treibt. Vielleicht noch etwas hinauf in den Norden bis Porto, dann über Madeira auf die Kanaren? Oder aber wir landen irgendwann in Marokko oder gar in Grossbritannien an? Vielleicht drehen wir aber auch eine Runde über die Azoren und kommen schlussendlich wieder in der Algarve an? Wir werden es sehen. Wir sind frei von Verpflichtungen aller Art und die Planung ist immer eine geistige Vorwegnahme einer Realität, die oftmals nie existieren wird.

 

Wir sagen den vielen herrlichen Ankerplätzen in den nächsten Tagen für dieses Jahr good bye, werden uns dann nach Portimao verholen und dort in der Marina anlegen. Nach dem Check des Unterwasserschiffs können wir beurteilen, ob Vairea noch für ein paar Tage in den Schiffs-Beautysalon (Werft) kommt. Auch zwei zusätzliche Fenster und sonst noch ein paar kleinere Verbesserungen wollen wir einbauen. Nach den Weihnachtstagen werden wir für einige Zeit in die Schweiz fliegen, Qualitäts-Zeit mit unserer Familie und den Freunden verbringen, darauf freuen wir uns sehr.

 

 

1 Kommentar zu „„Alia et iacta est“ – oder auch „der Würfel ist gefallen““

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Nach oben scrollen