Gespannt gingen wir nach über vier Monaten wieder in die Spice Island Marine, da wo wir unsere Vairea über die Hurrikan-Saison auf dem Trockendock abgestellt hatten. In welchem Zustand werden wir sie vorfinden? Wie sieht es aus mit der Feuchtigkeit und dem Insektenbefall? Wurde bereits mit den in Auftrag gegebenen Arbeiten begonnen? Als wir uns näherten sah sie von Aussen tadellos aus, wenn auch etwas verschmutzt. Nun kam der grosse Moment, was wir wohl im Inneren antreffen?
Zustand nach über vier Monaten Trockendock
Die Luft im Innenraum war sehr warm aber auch trocken. Wir checkten alle Räume und Ecken und konnten erleichtert aufatmen. Keine Feuchtigkeitsprobleme und kein Insektenbefall! Später entdeckten wir in einigen Behältern mit Mehl und Reis zwar doch noch ein paar Käferchen. So mussten wir halt trotzdem einen kleinen Teil unserer Vorräte entsorgen. Unsere Vairea hat die Zeit auf dem Trockendock jedenfalls unbeschadet überstanden.
Nun hatten wir 14 Tage Zeit bis zum Einwasserungstermin und wollten keine Zeit verlieren. So wurden wir bei den verschiedenen Firmen wieder vorstellig und erinnerten sie an die Arbeiten. Und vom nächsten Tag an wurde gearbeitet! Wenn wir jeweils kurz nach acht Uhr in der Marina eintrafen, waren die Arbeiten bereits im Gange. Und trotz teils unsäglicher Hitze auf dem Trockendock waren die Leute immer gutgelaunt und sangen selbst noch in ihren Schutzanzügen. So wurde die Liste der zu erledigenden Arbeiten von Tag zu Tag kleiner. Ein schönes Wiedersehen ergab sich mit Norbert und Inga, die mit ihrer SY Marisol von Surinam her kamen und die uns nach ihrer Einkaufstour über die Insel über den Weg liefen. Zum letzten Mal begegneten wir Ihnen auf La Gomera in den Kanaren.
Schreckmoment vor der Einwasserung
Von unerwarteten Ereignissen blieben wir verschont, bis wir die Genua anschlagen wollten. Die Trommel der Rollreffanlage war blockiert und machte keinen Wank. Der Mitarbeiter von Turbulence schaute sich die Rollanlage kurz an und meinte, dies sei ihnen bei diesem Modell bekannt und sie werden dies schon wieder hinbekommen. Eine Recherche im Internet bestätigte, die Facnor LS200 rostet und setzt sich fest, ist also eigentlich für den Einsatz in Salzwasser ungeeignet!? Es waren nun nur noch knapp fünf Tage bis zur Einwasserung mit einem Wochenende dazwischen. Aber bereits am übernächsten Tag wurde die reparierte Rollanlage wieder montiert und der Rigger meinte, nun werde man dieses Problem nicht mehr haben. Wir werden sehen!
Vairea kommt vom Trockendock wieder in ihr Element
Und so kamen alle Arbeiten termingerecht und ohne Stress zum Abschluss und unsere Vairea konnte pünktlich am Montag dem 19. November vom Trockendock ihrem Element übergeben werden. Endlich wieder auf See und vor Anker. Ein herrliches Gefühl! Nach einem Sundowner mit Inga und Norbert und einer ersten ruhigen Nacht in der Prickly Bay verlegten wir uns nach Saint George’s, unserem Lieblingsankerplatz auf Grenada.
Nordwärts bis Martinique
Wir wollten nun nach Norden und da tat sich ein gutes Wetterfenster auf, welches wir nutzen wollten. Der Plan sah vor, am nächsten Tag in die Tyrell Bay auf Cariacou zu segeln, dort ausklarieren und dann in einem Schlag bis Martinique weiterziehen. Als wir der Hauptinsel Grenada bei leichter Brise entlangsegelten, machte sich das saubere Unterwasserschiff bemerkbar. Vairea lief richtig gut. Schon bei wenig Wind erreichten wir problemlos 5 Knoten Fahrt und als wir aus der Abdeckung der Insel kamen und es mit bis zu 18 Knoten blies, machten wir knappe 10 Knoten Fahrt.
Welch ein Unterschied zu vorher, als wir ein kleines Riff am Unterwasserschiff spazieren fuhren und dies uns ordentlich ausbremste. Ich denke den Atlantik hätten wir einige Tage schneller überquert. Nur die See wollte uns etwas prüfen, denn der Wind fiel immer vorlicher ein und die Fahrt wurde immer ruppiger. Auf halber Strecke entschieden wir uns eine Wende zu fahren und als Zwischenstation Ronde Island anzulaufen, wo wir eine ruhige Nacht verbrachten.
Probleme mit der Navigationselektronik
Am nächsten Tag wollten wir früh weiter, beim Anker aufnehmen jedoch schaltete sich die ganze Navigation ab, kam zwar nach ein paar Minuten zum Glück wieder voll zurück. In schneller Fahrt erreichten wir nun die Tyrell Bay, wo wir nach zwei Nächten für den Schlag nach Martinique ausklarierten.
Kurz nach Sonnenaufgang hoben wir den Anker und schon wieder fiel die Navigation aus, startete aber nach kurzer Zeit wieder. So nahmen wir die rund 120 Seemeilen, die vor uns lagen in Angriff. Vairea lief wieder schnell. Wir zogen in schneller Fahrt vorbei an den Grenadinen, an Mayreau mit den Tobago Cays, an Bequia mit Mustique im Hintergrund und an der Hauptinsel St. Vincent. Als wir den Kanal zu St. Lucia querten und es bereits dunkler wurde, stieg die Navigation wieder aus, aber blieb dann auch aus. Von der Navigation funktionierte nur noch der Plotter mit GPS-Position sowie der Radar. Alles andere war tot. Kein Autopilot, kein Tiefenmesser, keine Windangaben. Nun hiess es also von Hand steuern! Nach gut 30 Minuten und nach einer grossen Welle meldet sich die Navigation plötzlich wieder zurück.
So konnten wir die Rodney Bay im Norden von St. Lucia mit allen Instrumenten anlaufen und fielen nach dem Anker werfen und dem Schiff klar machen müde ins Bett. Am nächsten Tag wollten wir gleich nach Martinique weiter, daher liessen wir die Navigation vorsorglich über Nacht laufen.
Wieder auf Martinique
Nach einer tollen Rauschefahrt erreichten wir Martinique und gingen gleich bei St. Anne vor Anker. Natürlich machten wir uns subito auf die Fehlersuche, vorerst ohne Erfolg. Es dauerte schliesslich zwei Tage, bis der Übeltäter gefunden war. Eine Verkabelung des Sicherungskastens für die Stromversorgung des NMEA-Bus hatte sich gelockert und liess nur noch sporadisch Strom durch. Wir nutzten die Gelegenheit und konfektionierten die Anschlüsse neu, jetzt läuft die Navigation jedenfalls wieder perfekt.
Nach dem Einkauf in den Supermärkten von Martinique und einem tollen Wiedersehen mit Abendessen bei Sybilla und Stefan an Bord der SY Saya sind wir nun bereit, unsere Weiterreise nach Norden anzutreten. In der Ankerbucht von Sainte-Anne gab es als Zückerchen noch ein Stelldichein von vier Lagoon-Katamaranen unter Schweizer Flagge: Die SY Marelia mit Conny, Marcel und ihrem süssen Sohn Gino, die SY Mariposa mit Trudi und Dölf und die SY Prana Cat mit Monika und Dominique. Es ist immer schön, Schweizer auf Langfahrt (wieder) zu treffen, gemütliche Stunden in lustiger Runde zu verbringen und nicht zuletzt wieder einmal Schweizerdeutsch zu sprechen.