„Alle Strände auf den US Virgins sind per sofort und für 14 Tage geschlossen! Ebenfalls gesperrt sind alle Trails innerhalb des Nationalparks“. Das verkündet der Gouverneur am 6. April seinen Bürgern und den vielen Seglern in den zahlreichen Ankerbuchten. Dieses Verbot kommt nicht ganz unerwartet, denn eine langjährige Oster-Tradition ist das gemeinsame campieren, grillen und feiern an einem der zahlreichen Strände hier in den US Virgins. In Zeiten von Corona muss das wohl der Alptraum eines jeden Präsidenten oder Gouverneurs sein. Für uns Segler ist das Verdikt einschneidend und wir schauen uns mit langen Gesichtern an. Denn Tatsache ist, dass wir nur mit unserem Beiboot an Land kommen. Und das Anlanden ist mit ganz wenigen Ausnahmen nur am Strand möglich. Am neuerdings gesperrten Strand.
Guter Rat ist teuer. Unnötig zu erwähnen, dass es an der anschliessenden Funkrunde hoch zu und her geht. Jeder ist heiss auf Informationen. Das Timing ist zudem grottenschlecht, erwarten wir wie noch weitere Segler eine Lebensmittellieferung vom Supermarkt. Geplante Übergabe natürlich am Strand. Die Telefonate und Funkrufe zwischen Seglern und Ranger gehen hin und her, bis dann um halb 11 Uhr das ok kommt. Einer nach dem anderen darf kurz am Strand anlanden, seine Lebensmittel übernehmen und muss damit blitzartig wieder aufs Schiff zurückkehren.
Schlechter Deal erfordert Luftveränderung
Nicht mehr wandern dürfen, das betrübt uns sehr. Die Erlaubnis, dafür auf der Betonstrasse zu laufen belustigt uns, kann aber nicht überzeugen. Und dann platzt mitten in diese Verschlechterungen noch die Nachricht, dass die Bojen per sofort wieder kosten. 26 Dollar pro Nacht, der volle Preis. Wir rekapitulieren. Keine Strandbenützung, keine Benützung der Trails, keine Entsorgung des Mülls – aber die Mooringbojen zum vollen Preis? Schmeckt nach einem schlechten Deal. Ebenso schmeckt uns die Zunahme der „Überwachung“ innerhalb des Ankerfeldes nicht. Schade, anstatt Übertretungen oder Probleme direkt mit dem Verursacher anzusprechen, werden sie über Funk breit gestreut. Und neuerdings werden „Informationen“ und News sogar ganztägig über das Netz verbreitet. Es scheint einigen langweilig zu sein. Oder herrscht vielleicht einfach Dichtestress in der Schrebergartensiedlung auf dem Wasser?
Wie auch immer, für uns gerade der richtige Moment, weiterzuziehen. Und so lösen wir am Ostersamstag die Leinen und fahren bereits um kurz vor 7 Uhr in der Früh hinaus. Die Sonne ist eben aufgegangen und eine sanfte Brise weht uns um die Nase. Wir haben die ganze herrliche Inselwelt für uns Alleine. Glücksgefühle. Ganz im Südosten der Insel St. John biegen wir ein paar Stunden später in die Coral Bay ein. Eine riesige Bucht mit vielen Ankermöglichkeiten. Wir legen uns in die nur schwach besetzte Round Bay und lassen nach einigen Wochen endlich wieder einmal die Ankerkette rasseln.
Missionar kommt über den Strand
Ich bin eben fertig geworden mit Kochen, als wir gerufen werden. Ein älteres, amerikanisches Paar auf Paddleboards ist unterwegs auf einer Belehrungsmission. Wie schon den anderen Booten wollen sie auch uns weismachen, dass ankern hier verboten sei. Geduldige und kundige Aufklärung seitens meines Skipper, dass dem nicht so ist, ist zwecklos. Ich seufze nur. Schon wieder jemandem langweilig? Oder sind auf den US Virgins einfach viele Möchtegernpolizisten unterwegs? Dass die beiden Missionare für den Weg hinaus zu den Seglern verbotenerweise den Strand benützten, hat ihnen vielleicht ein anderer unter die Nase gerieben. Wie dem auch immer, wir lassen uns die gute Laune nicht verderben und geniessen weiterhin diesen schönen Flecken in der erlaubten Ankerbucht.
Euch Allen wünschen wir Frohe Ostern!
Euch auch schöne Ostern und vielleicht tröstet es euch, dass ihr immer noch viele Freiheiten habt, im Gegensatz zu uns. Uns fliegt jeden Tag zur Kontrolle der Heli um die Ohren. Immerhin winken sie nett
An unserer Dankbarkeit für die grosse Gastfreundschaft und die immer noch zahlreich vorhandenen Möglichkeiten hat sich absolut nichts geändert. Ebenso schätzen wir die Rechtsstaatlichkeit und -sicherheit, welche die USA bieten. Und wir sind uns durchaus bewusst, dass es Regionen gibt, wo das tägliche Leben gerade sehr schwierig oder sehr anstrengend ist. Wir sind zuversichtlich, dass diese Zeit bald der Vergangenheit angehört und wer weiss, vielleicht spielen wir irgendwann gemeinsam eine Runde Brändi-Dog 🙂 Uns würde es freuen.
Hallo Martina & Daniel,
wir waren 2018 auf St. Croix (Christiansted). Hat uns sehr gut gefallen. Wie die Situation heute dort ist, keine Ahnung. Könnte auch total voll sein.
Wir liegen mit KISU in Opua, im Norden von Neuseeland in der Bay of Island Marina. Restriktionen wie überall auf der Welt. Wir bezahlen für unseren Hafenplatz (Monohull) ca. 450.- CHF im Monat inkl. Wasser und Elektrizität. Kein Vergleich zu 26.- für eine Boje / Tag. Hier geht es gegen Winter und in der Nacht mag es bis 10°C abkühlen.
Häbet’s guet, KISU’s
Hallo Gaby und Markus
Schön zu hören, dass es Euch gut geht. Wir haben gelesen, dass ihr praktisch auf den letzten Drücker in Neuseeland und auf der KISU angekommen seid. Eure Nacht-Temperaturen lassen uns grad etwas erschauern, hoffentlich habt ihr warme Decken an Bord.
Zur Insel St. Croix möchten wir noch hin, wir haben ja noch „etwas“ Zeit. Und ja, das Preisniveau auf den US Virgins ist definitiv hoch und das gilt für Alles. Entgegen der wirklich überteuerten Bojen bekommt man aber wenigstens im Lebensmittelbereich gute Ware für sein Geld.
Wir wünschen Euch alles Gute, vor allem blibed gsund und zwäg.
Wieder ein toller Bericht, Danke!
Vielen Dank Thomas! Wir grüssen von den US Virgins in die Schweiz.
Gut, habt ihr den „Missionaren“ passiven Widerstand geleistet und seid erfolgreich geblieben. Einen guten, schönen Ankerplatz zu finden ist dieser Tage nicht ganz so einfach. Ganz liebe Grüsse aus Jamaica, Köbi und Pia
Zumal die Missionare ja eine falsche Botschaft verbreiteten. Der amerikanische Präsident hätte bestimmt „fake news“ gebrüllt.
Interessant ist, dass gute Ankerplätze einfacher und zahlreicher zu finden sind wie freie Bojen. Vielleicht liegts daran, dass ankern nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen der vielen amerikanischen Segler vor Ort gehört? Uns jedenfalls freuts, vertrauen wir doch grundsätzlich unserem Ankergeschirr mehr als einer Boje. Herzliche Grüsse von der Rendezvous-Bay nach Jamaica, Martina und Daniel