Beim täglichen konsultieren der Wetterdaten werden wir hellwach! Da zeichnet sich doch ein Mistral ab und erst noch genau in die richtige Richtung. Und wieder wird alles verräumt, festgezurrt, die Vorräte und das Wasser aufgefüllt.
Bis kurz nach Sant’Antioca verläuft alles problemlos, Vairea jagt mit gerefften Segeln bei herrlichen Winden und Sonnenschein wie ein junges Füllen durch die Wellen. Ich weiss noch, wie ich nach hinten schaute und nur diese schwarze, dicke Wand auf uns zurasen sah!! Kurz danach wurde es dunkel wie in der Nacht, der Wind zeigt Spitzengeschwindigkeiten von über 50 Knoten an und Vairea erreichte einen denkwürdigen Geschwindigkeitsrekord von 16.5 Knoten!! Dani steht wie eine Eins am Steuerstand, behält auch die Übersicht wenn wir von einem Wellental ins Nächste rasen. So schnell wie dieser Sturm da war, verschwindet er auch wieder. In der nächsten Bucht ankern wir und warten, bis der Puls wieder normale Frequenzen erreicht….. Fazit: unser Katamaran hält ordentlich was aus und wir können vertrauensvoll weitersegeln! Anderntags geht’s flott der Südküste entlang und als das Capo Carbonara querab liegt biegen wir Richtung Sizilien ab. Die Überfahrt wird nicht zum süssen Schleck wie erhofft, denn die Wellen zeichnen ein eher wirres denn synchrones Muster und setzen uns doch zu. Am 28. April nach 22 Uhr laufe ich beim Capo San Vito ein und suche in der Finsternis unseren Ankerplatz. Wem glaube und vertraue ich? Meinem Auge, das ganz nah eine schwarze Wand meldet? Oder aber der elektronischen Seekarte, die mir sagt, dass ich noch genügend Seeraum habe? Gar nicht so einfach, auf eine Wand zuzufahren, interessant aber zu merken, wie viel grösser und näher Nachts alles wirkt und wie weit der Felsen tatsächlich dann doch noch ist.
In der Ankerbucht bei Scopello bleiben wir 2 Nächte, anschliessend fällt der Anker in der grossen Mondello-Bay knapp vor Palermo, bevor wir unsere Vairea im Hafen von Céfalu festmachen. Mit der italienischen Eisenbahn fahren wir für einen Tag nach Palermo, dieser etwas heruntergekommen, lauten und stinkenden Stadt mit vielen Gebäuden, Kirchen und Palästen, die einen etwas morbiden Charme versprühen. Fairerweise muss gesagt werden, dass sich Palermo erst unlängst vom Krieg mit der Mafia befreien konnte, wir nie ein mulmiges Gefühl verspürten (auch nicht in den Nebengassen) und die Leute sehr freundlich sind. Und doch sind wir froh, am Abend wieder im beschaulichen Céfalu zu sein. Anderntags wählen wir das Kontrastprogramm, schnüren die Wanderschuhe und erklimmen die byzanthinischen Befestigungsanlagen und den Tempel der Diana . Vom Castle aus bietet sich ein toller Blick über die Stadt, die Marina und auf unsere Vairea.
Nach diversen Ankerbuchten, machen wir in der familiären Marina von Sant Agata die Militello fest und mieten uns dort ein Auto für die Fahrt ins überall so vielgepriesene Taormina. Sicher, das Städtchen ist spektakulär gelegen oberhalb von Giradini Naxos und mit Blick auf den rauchenden Aetna, den gepflegten und herausgeputzten Häusern, aber der Ort ist schrecklich touristisch, komplett überlaufen und warum, um Himmels Willen, soll ich 4 Euro für einen Espresso bezahlen?? Ziemlich schnell machen wir uns wieder aus dem Staub und wählen für die Rückfahrt nach Sant Agatha die Route über Nebenstrassen, immer den rauchenden Aetna im Blick. Bei einer Gärtnerei können wir nicht wiederstehen und seit damals ist auch ein sizilianischer Zitronenbaum mit an Bord.
Man muss auch mal unvernünftig sein Zitronenbaum an Bord! Gibt es den noch?
Liebe Grüße
Carina
Arbeite mich von Anfang an durch die Berichte. Super geschrieben mit vielen Infos.
Hallo Carina
Den Zitronenbaum haben wir in Barcelona einem Bekannten überlassen, der den Baum dann in seinem Garten gepflanzt hat. An Bord in der Seeluft hat er fast alle Blätter verloren.
Weiterhin viel Spass beim Lesen wünschen
Martina & Daniel