Sevilla – Feria de Abril!

In La Linea gibt’s einen Zeitschriftenhändler, bei dem schaue ich regelmässig vorbei, denn ab und zu verkauft er deutschsprachige Zeitungen und Illustrierte. Wie letzte Woche, da führte er sogar zwei Zeitschriften im Sortiment, die ich beide erstand.

Beim durchblättern stiess ich auf den Artikel, der sofort mein Interesse weckte. Unter dem Titel „Sevilla, immer eine Reise wert“ berichtete die Redakteurin von der „Feria de abril“, einem alljährlichen Fest das immer 2 Wochen nach Ostern für eine Woche ganz im Zeichen der andalusischen Kultur steht. Während sieben Tagen werden auf einem riesigen Gelände von Familien, Vereinen oder Firmen über 100 „Casetas“, kleinere Häuschen im Stil von Gartenlauben, aufgebaut und innen liebevoll geschmückt. Die Besitzer respektive Mieter dieser Casetas empfangen und bewirten darin ihre Familienmitglieder, Vereinskollegen oder Geschäftskunden. Die Frauen tragen an diesen Tagen ihre wunderschönen Kleider, die wir von den Flamencotänzen her kennen.  4-spännige Pferdekutschen und schmucke Reiter vervollständigen das farbenfrohe Bild.

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Da eine Weiterreise westwärts wegen des fehlenden Windes momentan nicht möglich ist, beschliessen wir kurzentschlossen, uns dieses Fest nicht entgehen zu lassen und nach Sevilla zu reisen. Wir finden ein zentrales Hotelzimmer in der Innenstadt, auch ein Mietwagen ist schnell organisiert und so fahren wir am Montagnachmittag rund 200 Kilometer in die andalusische Hauptstadt. Bereits kurz nach La Linea befinden wir uns inmitten von grüner und völlig unbebauter Landschaft. Auf grossen Masten haben Störche ihre imposanten Nester hingebaut und in den Hügeln weiden Kühe, Ochsen, Pferde und Ziegen. Eine richtige Augenweide nach den völlig und wüst überbauten Küstenabschnitten.

Um kurz nach 16 Uhr treffen wir in Sevilla ein und sind begeistert, denn das Hotel ist perfekt, ein tolles Zimmer mit Badewanne erwartet uns, ein Parkplatz in einer nahen Tiefgarage bekommen wir auch und die netten Damen an der Reception offerieren uns als Erstes einen feinen Cava.

Wir machen uns gleich zu Fuss auf Richtung Altstadt und stehen alsbald staunend vor der wirklich riesigen Kathedrale. Beinahe das ganze Centro historico rund um den Kirchenbau ist autofrei. Viele Kutschen warten auf zahlungskräftige Kundschaft. Eine Fahrt kostet normalerweise 45 Euro die Stunde, während der Feria verlangen die Kutscher exakt das Doppelte. Allerdings wird uns mehrere Male ein Sonderpreis zugeraunt, so wir denn mitfahren möchten. So gut scheint das Geschäft nicht zu laufen. Wir aber wollen nicht und laufen lieber zu Fuss weiter. Da und dort sehen wir bereits die ersten Flamencodarbietungen auf der Strasse. Ein riesiges, extra für das Fest gebaute Tor weist den Eingang zum grossen Festgelände. Links und rechts stehen die Casetas, zum Teil kann man ungehindert hineinschauen, teilweise verhindern Vorhänge unliebsame Blicke. Überall hängen Glühbirnen und Lampions, die zusammen mit der Beleuchtung des Tores um 00.00 Uhr eingeschaltet werden. Ein riesiger Lunapark lockt Adrenalinjunkies und Kinder an. Wir stellen uns um kurz vor Mitternacht in die Nähe des Tores, Fotoapparat im Anschlag. Daniel witzelt noch bezüglich der Pünktlichkeit, er tippt auf eine Verspätung von mindestens 15 Minuten, da gehen doch tatsächlich 4 Minuten zu früh die tausenden von Lichter an. Nicht nur ich war da etwas unvorbereitet….

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Auch der Dienstag begrüsst uns mit wechselhaftem Wetter, wir hoffen auf Besserung. Denn bei schlechtem Wetter trifft man weniger schön bekleidete andalusische Frauen, erklärt uns die Dame von der Reception. Richtiges Aprilwetter begleitet uns zu Beginn des Nachmittages, von Sonnenstrahlen bis strömendem Regen. Doch um 15 Uhr ist alles ausgestanden und mit der strahlenden Sonne kommen die wunderschön herausgeputzten Frauen heraus. Ich frage immer artig, bevor ich auf den Auslöser des Fotoapparates drücke, bekomme aber nie ein Nein zu hören. Im Gegenteil, sofort posen und lächeln sie wie Fotomodelle in die Kamera! Um 17 Uhr wissen Dani und ich gar nicht mehr, in welche Richtung wir zuerst blicken sollen – ob jung oder alt, dünn, mollig oder korpulent, Jede führt mit einer unglaublichen Selbstsicherheit und Grazie ihre figurbetonte Robe aus. Zudem sind diese Kleider echt schwer. Nebst dem meist bodenlangen Kleid gehören verschiedene Accessoires, wie Kunstblumen, Seidentücher mit Fransen und Modeschmuck dazu. Alle Frauen haben ihre Haare hochgesteckt und mit grossen Kämmen festgesteckt. Interessanterweise stecken die Herren alle in 0815-Anzügen. Wir können es uns nur damit erklären, dass sie ihren schönen Partnerinnen nicht die Show stehlen wollen. Auf dem Rückweg ins Hotel komme ich an einem wunderschönen Seidentuch nicht vorbei, so werde ich zukünftig immer etwas Andalusien-Feeling dabei haben.

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Am Abend geniessen wir excellente Tapas in der nahe gelegenen Tapasbar „Eslava“, einen Besuch können wir wärmstens empfehlen. Ein Gin-Tonic in einer ruhigen Bar beendet diesen ereignisreichen und farbenfrohen Dienstag. Die übrigen Sehenswürdigkeiten dieser andalusischen Perle haben wir uns aufgespart, denn wir wollen ja demnächst mit unserer Vairea auf dem Rio Guadilquivir nach Sevilla fahren.

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