Noch heute sind wir überzeugt, nie zuvor so köstliche, handgemachte Pasta gegessen zu haben wie am 26. Juli im Pan e Vino in Miami Beach. Und daher, sinnieren wir bei der Weiterfahrt nach Orlando, hat sich der Ausflug in den südlichen Teil von Miami doch gelohnt. Wir wissen praktisch nichts über die kommenden Staaten auf unserem Road Trip nach New York. Kennen den Weg nicht auf welchem Weg wir den Big Apple erreichen. Auch haben wir noch gar keinen Plan was wir uns wo anschauen wollen.
Road Trip durch Florida
Zuerst aber führt uns der Weg nach West Palm Beach und dort zu Armin Leuze. Der deutsche Gourmet-Koch hatte vor sieben Jahren mit seinen genialen Kreationen keinen geringen Anteil am tollen Gelingen unserer Hochzeit. Nach viel Wiedersehensfreude checken wir dann am Abend im Extended Stay Hotel nahe der Universal Studios ein. Grosses Zimmer mit einer tollen Küche, freuen wir uns, noch nicht wissend dass uns hier noch eine böse Überraschung erwartet. Zwei Tage treiben wir uns tagsüber in den Parks der Universal Studios umher. Abends lassen wir uns gerne grosse Fleischstücke in einem der Steakhäuser servieren.
Am 31. Juli dann realisiere ich, dass die vielen und jämmerlich juckenden Stiche an meinen Beinen unmöglich von Moskitos stammen können. Die genaue Inspektion des Bettzeugs bestätigt meine Befürchtung: da tummeln sich Bettwanzen!! Es wird zehn lange und juckende Tage dauern, bis die Stiche abgeheilt sind! Ab diesem Tag prüfen wir jedes Zimmer und besonders das Bett ganz genau und bewaffnet mit Wanzenspray. Ende Juli heisst es dann bye Florida.
Road Trip durch Georgia und South Carolina
Nun mit einem Reiseführer über die Südsaaten der USA fahren wir einen Schlenker nach Savannah. Eine hübsche Kleinstadt im Bundesstaat Georgia, die mit ihrer Altstadt und den vielen Parks als eine der schönsten Städte der USA gilt. Stimmt, finden wir. Auf ein paar Tage South Carolina freuen wir uns anschliessend. So richtig begeistert sind wir von Charleston, einer mittelgrossen Hafenstadt mit liebevoll restaurierten Villen und schmucken Häuserzeilen. Einen tiefen Eindruck hinterlässt der Besuch der Boon-Baumwoll-Plantage, deren Vergangenheit eng mit der unsäglichen Geschichte der Sklaverei verbunden ist.
Atlanta, die Hauptstadt von Georgia, bietet dann wieder das komplette Kontrastprogramm. Zwar eine Grossstadt mit einer Menge Wolkenkratzer, 6-spurigen Highways und Verkehrschaos. Doch auch mit viel Charme, ruhigen Vierteln, viel Grünflächen und vor allem interessanten Attraktionen. Wir besuchen CNN, den ersten reinen Nachrichtensender der USA und schlürfen bei Coca Cola nicht nur die bestbekannte Brause. Im beeindruckenden Civil and Human Rights Museum informieren wir uns über die sozialen Unruhen in den USA.
Road Trip durch Alabama und Tennessee
Auch unsere nächste Station, Birmingham im Bundesstaat Alabama, ist eng mit Martin Luther King und der Bürgerrechtsbewegung verknüpft. Überall begegnen uns Mahnmale die von dieser gewalttägigen, protestreichen und unrühmlichen Zeit Zeugniss ablegen. Nach so vielen Begegnungen mit Protesten, Gewalt und Rassenfehden freuen wir uns auf Musik und Whiskey – Tennessee ruft. Nach einem kurzen Zwischenstop in Tupelo, Elvis Geburtsort, landen wir im legendären Memphis. Klar führt uns der erste Gang nach Graceland! Professionell werden wir durch das Anwesen gekarrt und sind baff erstaunt. Wir hätten definitiv eine etwas grössere, pompösere Bleibe erwartet. Dafür bewies der King of Rock`n Roll bei der Wahl der Hauseinrichtung einen recht extravaganten oder gar kitschigen Geschmack!
Unglaublich begeistert sind wir von der engagierten Führung durch die geschichtsträchtigen Sun Studios. Einmal genau dort stehen, wo Elvis, Johnny Cash oder Jerry Lee Lewis ihre Songs aufnahmen ist eine spezielle Erfahrung. Sehr eindrucksvoll und aufwühlend ist der Besuch des Motel Lorraine. Ein ehemaliges Hotel das heute ein Gedenkmuseum ist. Denn auf dem Balkon dieser Unterkunft wurde der Aktivist Martin Luther King am Höhepunkt der Rassenunruhen ermordet. Am Abend besuchen wir BB Kings Blues Club an der Beale Street.
Nashville die Stadt der Musik
Nach Memphis mit Elvis und Blues ruft Nashville, die Stadt meiner Jungmädchenträume! Country Musik in der Grand Ole Opry, im Nashville Palace oder ganz intim und einmalig im Bluebird Café. Und dann als völlig ungeplante Krönung das Knaller-Konzert von Joe Bonamassa im Ryman Auditory. Wenn schon in der „Nähe“ (in den USA sind das 60 Minuten Fahrzeit), dann nichts wie ab nach Lynchburg und zur Jack Daniel Distillerie. Wir freuen uns ab der sehr informativen Führung und der Degustation der edlen Tröpfchen, die im Süden von Nashville gebraut werden. Die Filterung erfolgt bei dieser Brennerei über selbst hergestellte Holzkohle.
Zwei Stunden östlich liegt Knoxville, ganz im Schatten von Memphis oder Nashville. Eigentlich zu Unrecht. Denn in dieser coolen Stadt ist gerade ganz viel im Um- und Aufbruch. Viel Design, tolle wie Lofts wirkende Gebäude und junge Unternehmer. Wie die Distillerie „post modern“ mit ihrem leckeren, klaren Schokoladenlikör. Mist aber auch, können wir den nicht auch noch mitnehmen. Der Abschied von Tennessee fällt schwer, der Bundesstaat hat uns richtig begeistert.
Road Trip durch Virginia und Washington DC.
Roanoke im Bundesstaat Virginia ist eine typisch amerikanische Kleinstadt. Klein und verschlafen. Muss man nicht gesehen haben, lautet unser Verdikt. Für den Weg nach Richmond wählen wir den Blue Ridge Parkway, eine pittoreske Strasse entlang Parks, Wäldern und Seen. Williamsburg liegt eine Stunde Fahrzeit südlich und ist ein absolutes Must. Ein unglaublich putziges Freilichtmuseum in der Art des schweizerischen Ballenbergs.
Williamsburg bildet zusammen mit Yorktown und Jamestown, beide an der Cheasapeake Bay gelegen, ein historisches Triangel. Schon ruft mit Fairfax unser letztes Reiseziel. Mit der Metro fahren wir von dort in dreissig Minuten nach Washington DC. Besuchen das Weisse Haus, das Pentagon und die diversen Denkmäler. Flanieren durch die Parks sowie und den Militärfriedhof Arlington. Am 23. Juli treffen wir dann nach einer Autofahrt von fünf Stunden auf dem JFK Flughafen in New York ein, wo wir unseren Mietwagen problemlos abgeben. Das Flugzeug der Delta Airline mit uns an Bord hebt pünktlich ab. Wir erreichen Zürich sogar eine Stunde früher als geplant. American Airline, so geht fliegen!!
Fazit unserer Reise durch den Südosten der USA
Wir haben in knapp vier Wochen etwas mehr als 4’000 Meilen, also rund 6’000 Kilometer zurückgelegt, alles unfall- und pannenfrei!
Unser Fazit: wir haben mit wenigen Ausnahmen freundliche, offene, sehr herzliche aber auch neugierige Menschen erlebt. Was die Amerikaner unter Dienstleistung verstehen, ist oberste Liga und sie verstehen es wie niemand sonst Shows, Events und Führungen zu gestalten. Dies notabene mit Präzision, Struktur aber auch mit ganz viel Stolz und Pathos. Ein Vegetarier oder gar Veganer ist in den fleischlastigen, südlichen Bundesstaaten ein „armes Schwein“.
Reisen durch die USA mit dem eigenen PW ist nach wie vor absolut einfach möglich. Trister siehts da für den Fussgänger aus. Einen nächtlichen Spaziergang zur Verdauung konnten wir meist vergessen oder wenn dann nur über die grossen, leeren Parkfelder einer riesigen Shoppingmall. Den Süden empfanden wir als sehr entspannt, je weiter wir nach Norden kamen, desto mehr Stress spürten wir. Sowohl auf der Strasse wie auch in den Restaurants oder den Geschäften. Und so bildet Virginia das Schlusslicht unserer ganz subjektiven Rangliste. Im Gegensatz zu Tennessee, das mit Rang 1 oben aus schwingt.