Er ist da

Die vielen statischen Tage, angebunden in der Marina liegen hinter uns und das Leben unter Segeln und am Anker hat uns wieder. Aufregungen und Hiobsbotschaften waren gestern, jetzt geniessen wir faul und träge die Tage in der Admiralty Bay auf der entspannten Insel Bequia. Es ist der 17. Mai und wir machen uns gerade Gedanken wohin wir denn irgendwann mal als nächstes segeln wollen, als mein Handy klingelt. Mein Sohn ruft an. Bestimmt eine freudige Neuigkeit, denke ich.

Er ist nämlich seit einiger Zeit der Lieferant für grosse Freude und gewaltige Emotionen, machen er und seine Frau mich doch Ende Juni zum ersten Mal zur Oma! Die Flüge nach Zürich am 25. Juni zum errechneten Geburtstermin sind gebucht und ich seit Wochen aufgeregt und vermutlich etwas überdreht. „Ja Mami, er hatte es gestern sehr pressant“ höre ich meinen Sohn sagen. Wer hatte es pressant, denke ich verwirrt mit einem wohl ziemlich dämlichen Gesichtsausdruck.

Freudige Neuigkeit - Mein erster Enkel ist da!

Er erzählt und ich beginne zu begreifen, er spricht von meinem Enkel! Der geboren ist, ganze 6 Wochen zu früh. Die Erleichterung, dass das Baby in einer der führenden Frühgeburtenkliniken liegt, ist gross. Die kommenden Tage laure ich wie ein Raubtier auf Nachrichten und bin unsäglich beruhigt über die durchwegs guten Bescheide. Was für eine Erleichterung für die Eltern, dass der Kleine so tapfer kämpft und grosse Fortschritte macht. Am 30. Mai dann darf Yuri Max, das schönste Baby, nach Hause. Auf den Besuch seiner Oma muss er sich halt noch fast einen Monat gedulden.

Mit dieser schönen Neuigkeit ziehen wir langsam südwärts

Wir sind auch noch weitergesegelt in den letzten Wochen, obwohl das vor lauter Aufregung und überschäumender Freude fast unterging. Von Bequia nach Mustique. Schon zum dritten Mal in der Britannia Bay, aber dieses Mal als Premiere die grosse komplette Inselerkundung. Vorbei an den Anwesen der Herren Jagger, Adams und Hilfiger geht’s am 20. Mai zum Nordpoint und an der sturmumtosten Ostküste wieder zurück. Potzblitz meine ich am Abend zwar müde aber stolz zu Dani, mein Knie macht sogar schon 4-stündige Wanderungen locker und schmerzfrei mit.

Gelliceaux auf Mustique

Das muss ausgenutzt werden und so geht’s anderntags genau so lang einfach in die andere Richtung. Nach dem Südkap finden wir bei Gelliceaux einen versteckten, wunderschönen Strandabschnitt, den wir für eine längere Badepause ganz für uns alleine geniessen. An den Bojen in der Bucht sowie in Basils Bar wechseln sich die Chartersegler rege ab, Langfahrtsegler verirren sich wenige nach Mustique. Wer von denen benötigt schon Nespressokapseln? Denn ein ansehnliches Sortiment gibt’s tatsächlich im kleinen Inselsupermarkt zu kaufen, zu allerdings horrenden Preisen. Wie auch Mehl! 30 EC-Dollar, 11 Schweizer Franken für 500 Gramm Mehl!?! Ob das vielleicht mit Goldstaub versetzt ist? Im hinteren, etwas abgetrennten Teil des Ladens, ganz versteckt, finde ich dann Säcke zu normalem Preisen, Halleluja unsere Brotproduktion ist gerettet. Das ist eine gute Neuigkeit.

Am 22. Mai setzen wir das Gross im 1. Reff und rollen die Genua aus. Die südlich gelegenen Tobago Cays und das Horseshoe-Reef sind das Ziel. An Canouan vorbei geht’s in rauschender Fahrt, bei herrlichem Sonnenschein und moderater Welle. Segeln deluxe.

Neuigkeit – Erstes Anglerglück vor den Tobago Cays

Neuigkeit - Anglerglück auf der SY VaireaBei der Anfahrt auf die Tobago Cays rauscht plötzlich die Angelleine aus. Wir schauen uns verdutzt an. Wie meist haben wir die ausgebracht, leider war uns nie ein Erfolg beschieden und so haben wir das Teil fast vergessen. Hoppla und jawoll, ruft Dani, während er kurbelt und kurbelt. Ohjee der arme Fisch, denke ich. Und da hängt tatsächlich etwas am Haken. Ein Barrakuda, jubelt der Skipper. Kleiner als 1 Meter und gefangen im Kanal, resümiert er. Also keine Gefahr von Ciguatera, diese nicht ungefährliche Fischvergiftung. Wir kommen in den Genuss eines feinen Nachtessens jubiliert er. Nach dem Segelbergen und ankern kommt ein einheimischer Fischer vorbei und bietet uns Fisch an. Nicht nötig, meint Daniel und zeigt ihm stolz unseren Fang. Daumen hoch. Perfect and a good size, attestiert er anerkennend. Beim genüsslichen Abendessen staunen wir, wie wenig Boote im Vergleich zum April 2018 hier liegen.

Auf dem Weg zum Strand kommen wir mit dem Beiboot beim neu angekommenen Nachbarschiff vorbei. An der SY Harmonie weht die Schweizer Flagge. Silvia und Ueli sind ebenfalls wieder Richtung Grenada unterwegs und am Abend Gast auf der Vairea.

Keine grosse Neuigkeit in Clifton Harbour

Nur unter Vorsegel ziehen wir 2 Tage später nach Clifton Harbour auf Union Island. Genau der Ort, wo es uns im Vorjahr zum ersten und einzigen Mal unwohl war und wo es richtig Ärger mit Boatboys gab. Es habe sich viel getan und einige dieser Spezies seien sogar mit Hafenverbot belegt worden, liest und hört man. Wir sind gespannt. Zurückhaltung, in Ruhe abwarten wird wohl nie zu ihren Stärken gehören und Charmebolzen sind sie definitiv auch keine, aber wir können unbehelligt ankern. Und das zählt.

Mit Ueli und Silvia von der SY harmonie auf Happy IslandAber bei allem guten Willen, ich werde einfach nicht warm mit diesem Ort. Und einer mit einem ganz miesen Karma, denn ich bekomme doch tatsächlich eine fiese Erkältungsgrippe. Nicht einmal die 2 Rumpunch auf der vorgelagerten Bar „Happy Island“ zusammen mit Silvia und Ueli mögen die bösen Bazillen vertreiben. Ich huste unterdesssen wie ein heiserer Seehund und von der kräftigen Stimme ist gerade noch ein Flüstern geblieben. Da hilft nur noch ausklarieren und weiterziehen krächze ich.

Wir fühlen uns wohl auf Petit St. Vincent und Carriacou

Nach nur 10 Seemeilen segeln sind wir an meinem Wohlfühlort angekommen. Der Anker fällt ins fast kitschige, türkisfarbene Wasser. Die Hotelinsel Petit St. Vincent zur linken, Petit Martinique zur Rechten, vor uns das Riff, Blick zurück nach Carriacou und Palm Island. Verzichten dieses Mal auf einen Landgang, sondern geniessen einfach die atemberaubende Kulisse.

Petit St. Vincent - Eine Insel wie aus dem Bilderbuch

Am 28. Mai segeln wir gemütlich der Küste von Carriacou entlang, ziehen an Sandy Island vorbei und lassen den Anker noch vor dem Mittag in der grossen Tyrell Bay plumpsen. Mit dem Dinghy setzen wir über an Land zum einklarieren und dann auf einen kurzen Einkauf bei Alexis. Alles geht ratz fatz und völlig problemlos, es hat auch Vorteile, wenn man sich auskennt. Die Hochsaison ist definitiv vorbei, daher hat es auch hier viel weniger Boote in der Bucht. Dafür haben aber auch einige Restaurants bereits geschlossen. Das Lazy Turtle zum Glück nicht und sie bieten nach wie vor ganz leckere Pizzen an. Keine Neuigkeit kann auch gut sein.

Sandy Island - vorgelagert Carriacou

Aktuell liegen wir hinter Sandy Island an einer Boje. Zum Schutz der Unterwasserwelt haben wir viele neue Bojen ausgelegt, erklärt uns der Park Ranger. Ankern ist jetzt nur noch ausserhalb des Feldes erlaubt und nur wenn alle Bojen belegt sind. Eine sinnvolle Sache finden wir. Nun hoffe ich inständig, dass sich die Grippe endlich verzieht und ich wieder schwimmen kann. Hartes Brot, das Wasser nur anzuschauen. Wir bleiben wohl noch 1 Woche auf dieser relaxten Insel, wollen noch beim Paradise Beach und Saline Island vorbei. Von dort segeln wir zu Ronde Island, bevor wir nach Grenada übersetzen.

Mit freudiger Neuigkeit ziehen wir langsam südwärts

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