Nach längerer Zeit in Martinique wieder Anker auf, raus aus der einfach riesigen Bucht von Le Marin und wieder aufs Wasser, ein herrliches Gefühl ist das. Wind und Welle sind uns günstig gesonnen und so düsen wir mit flottem Tempo nordwärts.
Anse Chaudière
Petit Anse d’Arlets heisst das erste Ziel, ein Ankerplatz vor dem kleinen, gleichnamigen Ort mit einer pittoresken Kirche im Zentrum. Doch es ist wieder so voll und danach steht uns der Sinn überhaupt nicht. Aber am südlichen Ende der grossen Bucht da liegen erst 3 Yachten vor Anker, also nichts wie hin. Wir werden erst später feststellen, dass dies die absolut richtige Entscheidung war. In der Anse Chaudière ist das Wasser so sauber und glasklar, dass ich den eingegrabenen Anker problemlos sehen kann. Am frühen Abend düsen wir mit dem Dinghi für eine Besichtigung des Ortes über die Bucht. Wie unangenehm, hier steht sehr viel Schwell in die Bucht, der die Boote richtig tanzen lässt, wogegen wir in unserer südlichen Ecke ganz ruhig liegen.
Anse d’Arlets – schönste Ankerbucht von Martinique
Anderntags verholen wir uns nur um die Ecke, nach der kleinen kommt jetzt die grosse Bucht. Uns wundert überhaupt nicht, dass bei Grande Anse d’Arlets so viele Yachten vor Anker liegen. Das Panorama dieser wie mit dem Zirkel gezogenen Bucht mit dem hellen Sandstrand und den dahinter liegenden begrünten Hügeln ist einfach wunderschön. Beim ersten Landgang kommen wir an unzähligen kleinen Strandbars, einem hübschen Souvenierladen und zwei Tante Emma Shops vorbei. Die Stimmung ist fröhlich und total relaxt. Neben unserer Vairea weht an der SY Pelazi die Schweizer Flagge; Hanni und Peter, die schon 3 Saisons in den karibischen Gewässern unterwegs sind, besuchen uns am Abend zu einem Sundowner und versorgen uns mit vielen hilfreichen Tipps zu den verschiedenen Inseln.
Fort-de-France – Hauptstadt von Martinique
Am 20. Februar heben wir den Anker und fahren unter Motor weiter nordwärts. Unterhalb der Festung von Fort-de-France, lassen wir den Anker in den Sand fallen. Unser Nachbar ist dieses Mal ein Kreuzfahrtschiff von 300 Metern!! Die Kulisse sowie der Lärmpegel sind sehr städtisch, daran müssen wir uns erst wieder gewöhnen. Die Hauptstadt von Martinique mit ihrer Kathedrale und der Bibliothek Schoelcher als Magnet ist sehr gepflegt und zu meiner grossen Freude kommen wir an einem gut sortierten Carrefour vorbei. Das Sortiment auch hier total Fronkreisch! Es dominieren wieder die 3 B’s: Baguette, Brie und Bordeaux.
Aus unserem Plan, in der gegenüberliegenden Anse Mitan zu ankern wird nichts. Schon bei der Fahrt über die Bucht mit gerefften Segeln peitschen Böen mit bis zu 35 Knoten über uns hinweg und wir fühlen uns ein wenig an die Düse auf den kanarischen Inseln erinnert. Die Böen nehmen nicht ab und der Ankerplatz ist dermassen unruhig, dass wir kurzentschlossen wieder zurück nach Grande Anse d’Arlets segeln, wo es bedeutend ruhiger ist.
Unsere erste Wanderung auf karibischem Boden heisst „Morne de Champagne“, hat aber überhaupt nichts mit einem edlen Wässerchen zu tun, sondern ist eher staubtrocken und leider mehrheitlich ohne jegliche Aussicht. Denn der Wanderweg von der einen zur anderen Bucht verläuft praktisch immer durch dichten Bambus oder sonstigen Wald. Zum Sundowner sind wir auf der SY Stardust eingeladen, Laurie und Matt sind mit einem Leopard Katamaran auf der gleichen Route unterwegs wie wir und auch an ihrer Yacht weht die Schweizer Fahne.
Habitacion Clement
Am 26. Februar segeln wir gemächlich nach Le Marin zurück, denn dort wartet anderntags der Mietwagen auf uns. Nachdem wir im grossen Bricolage einen Ersatz für unser defektes Radio gefunden haben, fahren wir auf die Ostseite der Insel. In Le Francois ist die Habitacion Clement zu besichtigen, ein herrschaftliches, altes Anwesen inmitten eines wunderschönen Parkes, der geschickt mit modernen Kunstobjekten gespickt ist. Als Höhepunkt lockt die Degustation des eigenen Rums. Aber ohje, die Tröpfchen vermögen Daniel überhaupt nicht zu gefallen! Dafür begeistert uns das kreolische Mittagessen in einer Art Imbissbude im kleinen Städtchen umso mehr.
Bei Vauclin spazieren wir der rauen und wenig touristischen Atlantikküste entlang. Uns blutet das Herz, als wir überall in den Buchten Berge von angeschwemmten Algen entdecken. Wir begegneten diesen zum Teil Fussballfelder grossen Algenteppichen ja schon auf dem Atlantik und wissen jetzt, wo sie schlussendlich angeschwemmt werden. Zu allem Elend stinkt es wie in einer Kloake!
Rum Distillerien – AOC Martinique
In der Rumfabrik Neissen ganz im Norden der Insel überzieht ein Strahlen das Gesicht meines Capitanos, hier wird eher nach seinem Gusto gebrannt. Zwei Flaschen wandern in die Einkaufstasche. Aus der Wanderung „Kanal der Sklaven“ wird leider nichts, der Weg ist geschlossen. Richtig gut gefällt uns der kleine Fischerort St. Pierre ganz im Norden und auch das typisch kreolische Mittagessen in der ehemaligen Markthalle schmeckt ausgezeichnet. Die nächste Rumfabrik heisst J.M, liegt bei Macoba wunderhübsch eingebettet in der Natur und die ausgeschenkten Tropfen schmecken meinem Rumliebhaber wieder überhaupt nicht.
Nachdem ich anderntags Frisur technisch aufgehübscht bin brausen wir wieder nordwärts und legen den ersten Stopp bei der Distillerie La Favorite ein. Und siehe da, der Besuch endet erfolgreich und eine weitere Flasche findet ihren Weg in unsere Alkoholbilge.
Jardin Balata
Oberhalb der Hauptstadt von Martinique liegt ein wahres Paradies, der Jardin Balata. Zum erstenmal sehe ich Porzellanrosen und bewundere Kolibris in einer traumhaften Umgebung mit einer tollen Sicht über die Bucht von Fort-de-France.
St. Luce und noch mehr Rum Distillerien
In St. Luce gibt es eine weitere Distillerie, aber zum Leidwesen von Daniel wird dort kein Rum sondern Parfum gemixt wird, aber trotz Protest findet ein Fläschchen seinen Weg auf die Vairea. Als wir in Gros Morne bei der nächsten Rumfabrik ankommen regnet es leider so stark, dass wir auf die Besichtigung der Anlage und des Anwesens verzichten. Aber natürlich steht einer Degustation nichts im Weg und hier wird Daniel ein weiteres Mal fündig. Dafür kann das Angebot bei Le Mauny in Rivière Pilote wieder nicht überzeugen.
Am Abend sind wir dann auf der SY Serenity bei Susanne und Jost zum Sundowner eingeladen. Wir lagen zusammen in Tazacorte am selben Steg. Haben uns gegenseitig viel zu erzählen und freuen uns sehr, dass es mit einem Treffen geklappt hat.
Und dann freue ich mich sehr, dass es doch noch mit dem Treffen mit Steffi und Thomy von der SY Yemanja geklappt hat. Die Beiden versorgen uns mit vielen Infos zu den südlich gelegenen Inseln. Unsere Wege werden nicht dieselben sein, aber der Kontakt bleibt dank den modernen Kommunikationsmittel bestimmt bestehen.
Unterdessen sind die Lebensmittelvorräte wieder aufgefüllt und für uns wird es Zeit, weiterzuziehen. Nach so viel Frankreich, 1000 mal bonjour, alles ist sowieso „impécable“ (zu vergleichen mit „awesome“ der Amerikaner) und europäischem Standard steht uns der Sinn nach etwas Neuem und gerne einer anderen Karibik. Momentan bringt das Tief vor der amerikanischen Küste Wind und Schwell aus Süd bis West mit sich. Aber für kommenden Dienstag haben wir gute Vorhersagen für den Schlag nach St. Lucia.