Welcher Wochentag ist denn heute? Ratloses Schulterzucken. Und denn wievielten haben wir denn? Wiederholtes zucken. Dieses kein Zeitgefühl mehr zu haben ist eindeutiges Indiz dafür, dass Tschudin‘s grad sauwohl ist. Seit ich weiss nicht wie lange schon liegen wir vor Kralendijk, der Hauptstadt von Bonaire. Dank Barbara‘s und Ralf’s Freundschaftsdienst mussten wir bei unserer Ankunft nicht in die Marina, sondern konnten uns gleich an einer Mooringboje festmachen. Für diesen Glücksfall brauchts entweder Vitamin B und/oder eben gute Freunde, die einem eine Boje frei halten. Denn offiziell reservieren ist nicht möglich. Wir können uns ebenfalls gleich freundschaftlich betätigen, indem wir einen Fender an die letzte unbesetzte Boje für die Crew der SY La Bohème hängen, die nur ein paar Stunden später eintrifft.
Das ist die Aruba-Reihe, witzeln wir, denn unterdessen liegen hier 4 Katamarane nebeneinander, die auch in der Varadero Aruba nebeneinander an Land standen. So wie Aruba umgangssprachlich „one happy Island“ heisst, nennt man Bonaire „divers paradise“. Das ganze Eiland sowie die dazugehörende Insel Klein Bonaire sind sozusagen ein einziger Tauchplatz. Tauchshops hat‘s auf der Insel wie Sand am Meer und Bonaire gilt als ein Unterwasserjuwel in der Karibik. Wir reiben uns in grosser Vorfreude die Hände. Hier können wir endlich wieder unserer Leidenschaft ausgiebig frönen. Und wir haben vorgesorgt, haben alles Equipment an Bord, inklusive einem Zitat „wartungsfreundlichen“ Tauchkompressor zum Füllen der Flaschen. Autark sein, das war Captains Ziel. In der Theorie tönt alles wunderbar, doch wir haben die Rechnung ohne Herrn Murphy gemacht!
Der Tauchkompressor zickt
Dieser elende Quälgeist ist heimlich an Bord geschlüpft und spuckt uns mächtig in die Suppe. Vorbei ist es mit der Ruhe! 3 Tage lang sieht es im Cockpit aus wie in der übelsten Hinterhofwerkstatt, russig, ölig und stinkig. Zum Glück gibt’s hier einige feine Restaurants, wo wir mit Segelfreunden und vor allem ohne den verwünschten, elenden Kompressor gemütlich am Tisch sitzen können. Doch was auch immer Dani versucht, das Teil bockt und weigert sich aufsässig, seiner Pflicht nachzukommen. Meine Geduld und gute Laune rutscht immer mehr in den Keller, da springt der Kompressor wie aus heiterem Himmel an. Dani strahlt russverschmiert über alle vier Backen, so sehen Sieger und Bezwinger aus. Glückwünsche trudeln von allen Nachbarbooten ein.
Ich ahne, dass denen das tagelange Geknatter und Geheule der Maschine mächtig auf den Wecker gegangen sein muss. Genau eine einzige Flasche lang ist Herr Murphy von Bord gegangen, dann kehrt er zurück und der Kompressor quittiert doch tatsächlich wieder seinen Dienst. Nun ist auch mein geduldiger Captain so richtig bedient. Aus den Augen mit diesem Teil knurrt er und so verbannen wir das riesige und schwere Gerät unverrichteter Weise wieder zurück wo es herkam. Die Tauchflaschen können wir schliesslich bei jedem Tauchshop füllen lassen. Und schlagartig kehrt Ruhe und Gelassenheit auf die Vairea zurück.
Im Divers Paradise von Bonaire
Wir lassen uns direkt vom Boot oder aus dem Dinghi in die prächtige Unterwasserwelt fallen. Sind begeistert vom klaren Wasser, der Sicht und vom Fischreichtum. Aber auch überrascht, wie wenig Scheu die Tiere an den Tag legen. Über Wasser bekomme ich endlich Flamingos vor die Kameralinse und als mir nach einer Wanderung ein Babyesel über den Weg läuft, bin ich so richtig schockverliebt. Dreimal die Woche stähle ich beim Noodling meine etwas morschen Knochen und freue mich schon jetzt auf den nächsten Ladies Lunch, einem ungezwungenen Zusammensein mit Seglerinnen aus aller Herren Länder. Spannend, dass die Schweizer so gut vertreten sind. Und so klappt es dann auch auf Bonaire mit einem persönlichen Kennenlernen mit Pia und Köbi von SY Lupina und Nelly und Allan von der SY Meerla.
Sechs Schweizer, verstärkt durch einen Engländer, tauchen dann am 3. Dezember beim Eindunkeln zusammen ab. Immer sechs Tage nach Vollmond kann man auf Bonaire einem einzigartigen, romantischen Ereignis beiwohnen. Nach den ärgerlichen Tagen mit dem Kompressor ist unser Bedarf nach Glücksseligkeit gross und so sitzen wir auf knapp 8 Meter am Sandboden, knipsen unsere Lampen aus und starren in die Dunkelheit, freudig gespannt was da kommen mag. Und pünktlich 45 Minuten nach Sonnenuntergang geht sie los, die grosse Show der Ostracods. Wie ein Feuerwerk schiessen die männlichen Ostracoden bläulich fluoreszierendes Licht ab um den Weibchen zu gefallen. Hinter, vor, über und unter uns, einfach rundherum geben die Mini-Muschelkrebse Alles! Es blitzt und funkelt fast eine halbe Stunde lang. Die ganze Unterwasserwelt ist ein einziges Lichtermeer und wir nach 65 Minuten Tauchgang begeistert, ein solches Phänomen miterlebt zu haben. So kann es gerne weitergehen!
So schön. Gnüssed die Ziit a dä Wärmi und freued Eu am Läbe. Liebi Grüess us dä chalte CH.
H & H
Danke Öi härzlich. Gnüsse und fröie, ja das mached mir, verschproche. D’Fotis vo öi, mit stahlblauem Himmel und de schneezuckerete Bärggipfel im Hintergrund gsehnd im Fall au wunderschön us. Halt eifach z’chalt für öis. Ganz liebi Grüess us Bonaire vo öis Beide
Ja, aber irgendeinmal sollten wir unser Zusammentreffen hier auf Bonaire dann auch noch mal begiessen 😉
Stimmt – höchste Eisenbahn, wir freuen uns darauf!
Ich lese mit grossem Interesse eure Berichte. Gruss aus der DR
Das freut uns natürlich sehr zu hören, dass unsere Beiträge gelesen werden. Liebe Grüsse aus Bonaire in die DR
Hallöchen ihr Lieben
Ich habe mich schon gewundert, dass ich soo lange nichts mehr von euch gehört habe, aber jetzt ist alles klar, vom Meeresboden kann keine Post kommen.
Toller und interessanter Bericht❣️Ich habe ihn mit Freude gelesen
Alles Liebe
Graziella
Liebe Graziella,
Eine Poststelle am Meeresboden, ja das wäre wirklich eine tolle Sache. Du bekämst dann immer die neusten Fischberichte frei Haus geliefert. Wir hoffen, Euch gehts gut in der kalten Schweiz und ihr geniesst die Adventszeit. Ganz herzliche Grüsse von Deinen Freunden, aktuell grad über Wasser