Die Küste des Lichtes – La Costa de la Luz

Ein bisschen länger als eigentlich geplant verweilen wir in Rota, schlussendlich werden es gar 21 Tage sein, bis wir die Leinen lösen.

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Rota, ein Ort von dem wir vorher nie etwas gehört haben, den ich aber so richtig liebgewonnen habe und eine mögliche Option, dereinst den Lebensabend zu verbringen. Glückliche Fügung, dass wir am Frühlingsfest, der Feria, zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren und Andres, seine Freunde und seine Familie aus Rota kennenlernten, einen Abend lang feierten, lachten, assen und tranken wir. Sie besuchten uns auf dem Schiff und haben uns ihre Heimat, ihre Fröhlichkeit und ihr herzliches Wesen näher gebracht. Da war auch die Pizzeria Toscana, ein Ort der kulinarischen Verführungen und seiner herzlichen Gastgeberin. Mit jeder Umarmung machte es den kommenden Abschied etwas schwerer. Aber im Wissen, jederzeit zurückkehren zu können, sagen wir dann diesem besonderen Ort am 15. Mai Adieu.

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Unser nächstes Ziel, die Ankerbucht von Sancti Petri liegt nicht west- sondern ostwärts und bereits nach 4 ½ Stunden segeln fällt unser Anker nördlich des grossen Mooringfeldes in den Sand. Ausser vielen abgestellten Segelschiffen, ein paar Restaurants, einigen wenigen Häusern und einer kleinen Marina ist da nichts. Nichts ausser göttlicher Ruhe und herrlicher Natur. Gleich hinter den Dünen spazieren wir stundenlang dem Atlantik entlang, bewundern die vielen Muscheln auf dem feinen Sand und geniessen es, keine Menschenseele zu treffen. Schon am zweiten Tag ist es dann aber mit der Ruhe und der Gemütlichkeit vorbei, auf Kanal 72 ruft uns Brigitte von der SY Sunshine um Hilfe. Unsere österreichischen Bekannten erlitten genau bei der Hafeneinfahrt Motorschaden, haben zwar geistesgegenwärtig den Anker geschmissen, können dort aber unmöglich bleiben. Daniel und Edip sausen ihnen mit Pepe, einem ansässigen Marinero zu Hilfe und mit seinem starken Beiboot wird die Sunshine ins Ankerfeld geschleppt. Nach der Reparatur segeln die Beiden Richtung Mittelmeer. Da für den kommenden Tag viel Wind und unangenehmer Schwell ansteht, machen auch wir uns auf, westwärts Richtung Rio Guadalquivir. Auf diesem grossen, breiten Fluss kann man ca. 50 Seemeilen bis nach Sevilla fahren. Ursprünglich war diese Route auch unser Wunsch, bis wir die Preise der dortigen Marina vernommen haben. Für unsere Vairea hätten wir 75.00 Euro pro Nacht bezahlt, was uns doch ein bisschen gar übertrieben dünkte. Aber ganz auf das Abenteuer Fluss möchten wir doch nicht verzichten und so suchen wir uns als nächstes Ziel einen Fluss-Ankerplatz gegenüber von Bonanza aus. Mit grossen Augen und offenem Mund starre ich ins Wasser und staune, wie unglaublich die Strömung fliesst. Es sieht aus, als wäre die fest verankerte Vairea unter voller Fahrt! Trotz eines etwas mulmigen Gefühls habe ich wunderbar und fest geschlafen. Doch als ich Hunderte von Mücken sehe, die gierig an den Scheiben klebend auf uns warten, ist es mit der Ruhe vorbei. Bewaffnet mit Mückenspray und Fliegenklatsche gehen wir Anker auf. Auf den kommenden 35 Seemeilen erlebe ich segeln wie im Bilderbuch! 15 Knoten Raumschot-Wind, zwar hohe aber langgezogene Wellen, die uns ganz sanft heben und ebenso wieder herunterlassen, dazu unser Lieblings-Leichtwindsegel, dass Vairea stetig vorwärtszieht – so könnte es ewig weitergehen. Viel zu schnell kommt unser Tagesziel in Sicht, etwas oberhalb der Hafeneinfahrt von Mazagon im Rio de Huelva soll unser Anker fallen. Als Daniel die passende Stelle ansteuern will, erreicht uns ein Funkspruch der Port Control von Huelva mit der Frage, was wir da machen. Ankern sei strikt verboten!?! Entweder Hafen Mazagon oder Hafen Huelva. Sich mit der Behörde anzulegen ist sinnlos, wir beugen uns und legen kurze Zeit später in der Marina von Mazagon an. Das Glas immer halb voll und nie halb leer – getreu dieser Devise machen wir das Beste aus der Situation. Buchen gleich zwei Nächte, damit wir unser Zuhause mit viel Wasser von den vielen Mückenleichen befreien können, stecken die dreckige Wäsche in die Maschine und erkunden die Umgebung. Wobei, viel mehr als „naja“ liegt da nicht drin, der Ort kann nicht punkten. Dass man Hundekot von der Strasse wegmachen kann/soll, ist noch nicht bis hierher vorgedrungen….

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Ein grosser Unterschied zum Mittelmeer sind auf der Atlantikseite die Gezeiten und so beschäftigen wir uns bei jedem neuen Ankerplatz respektive jeder neuen Anfahrt mit Ebbe und Flut. Und das trifft ganz besonders auf das kommende Ziel zu: El Rompido! Die Gefahr, aufzusitzen ist dort sehr hoch, Ein- wie Ausfahrt ist nur bei absolutem Hochwasser geraten und auf Sicht, respektive nach Betonnung und nicht nach Seekarten fahren. Und so kreisen wir ein bisschen wie Geier um kurz vor 17 Uhr um die Einfahrt, um dann um 17.10 mit etwas klopfendem Herzen und voller Konzentration den Tonnen zu folgen. Als die Mindesttiefe kurz vor der letzten Tonne kurzfristig auf 0,8 Meter Wasser unter dem Kiel fällt, schlucken wir dreimal leer.  Alles gut gegangen! Als wir in tieferes Wasser einbiegen, werden wir augenblicklich für die Anspannung belohnt. Was für blütenweisse Strände auf der einen und herrliche Dünenlandschaften auf der anderen Seite! Nirgends müssen wir uns vor hässlichen Überbauungen abwenden, wenn dann wird sehr zurückhaltend und der Natur angepasst gebaut. Gegenüber den Salzseen und dem Leuchtturm von El Rompido fällt dann der Anker auf etwas über 5 Meter Wassertiefe. Was für ein herrlicher Ort und nur wir zwei Segelschiffe auf dem riesigen Ankerfeld.

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Der Ort ist etwas touristisch, sogar ein kleines, polynesisch angehauchtes Dorf im Dorf mit zahlreichen Shops wartet auf zahlungsfreudige Touristen. Im Supermarkt decken wir uns mit frischen Lebensmitteln ein und die Herren schlendern mit grosser Begeisterung durch den Shipshop. Kein Unterschied übrigens zu Damen im Schuhladen…..Leider frischt der Wind am Nachmittag jeweils so sehr auf, dass an ein Landgang mit dem Dinghi nicht zu denken ist, es sei denn, wir möchten uns durch Wellen kämpfen und klatschnass ankommen. So findet unser temporäres Landleben halt vormittags statt, wir erfreuen uns immer wieder ab der unberührten Landschaft und den menschenleeren, super sauberen und kilometerlangen Sandstränden. Vom letzten Landgang nehme ich mir Currykraut und Rosmarin mit, der hier wie Unkraut wild wächst.

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Am 27. Mai klingelt der Wecker noch vor dem ersten Hahnenschrei, genau, wir müssen el Rompido auch wieder bei Hochwasser verlassen und das ist heute früh morgens. Vorsichtig tasten wir uns bei Sonnenaufgang vorwärts, immer schön den Tonnen nach. Wir toppen unsere Leistung sogar noch, bei 50 cm Wasser unter dem Kiel steht der Rekord. Eine Stunde nach Niedrigwasser biegen wir knapp 30 Seemeilen später in den Rio Guadiana ein, den Grenzfluss zwischen Spanien und Portugal. Zum letzten Mal Spanien, sagten wir und entschieden uns für die Marina von Ayamonte. Und auch da stellen wir einen Unterschied zum Mittelmeer fest. Helfen dort immer und zu jeder Zeit Marineros bei den Anlegemannövern, ist man hier komplett auf sich, eventuell auf Hilfe von anderen Seglern angewiesen. Aber mein Capitano ist der Hafenchamp und so klappt auch dieses Mannöver perfekt.

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Wir sind mit unserer Wahl mehr als zufrieden, der Ort entpuppt sich als sehr hübsch, mit einer autofreien, typisch andalusisch weissen Innenstadt, freundlichen Bewohnern und leckerem Essen. Die freundliche Dame vom Tourismusbüro empfiehlt uns den Besuch vom Samstags-Markt und der Gezeitenmühle. Der Markt ist zum Vergessen, nur komische Kleider, aber die Mühle war ein toller Tip. Eine Mühle und kein Mühlrad, denke ich, als wir zum Haus kommen? Aber nein, klar doch, Gezeitenmühle. Die Mühle wird bei durchfliessendem, Hochwasser betrieben. Interessiert streifen wir durch die Ausstellung. Wieder etwas gelernt.

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Schon einmal die Nase nach Portugal strecken? Gesagt, getan. Die Fähre setzt uns in knapp 10 Minuten rüber nach Vila Real, das portugiesische Pendant von Ayamonte. Wir schlendern durch eine hübsche, kleine Innenstadt mit vielen, vorwiegend textilen Geschäften. Wer Bettwäsche, Küchentücher, Badetücher oder etwas in dieser Art sucht, dem sei Vila Real ans Herz gelegt!

Von Dagmar und Edip bekomme ich ein schönes Badetuch geschenkt, das mich immer an den tollen Tag und an unsere zwei Segelfreunde erinnern wird. Als Daniel in einem gut sortierten Weingeschäft die letzte Flasche „Cavalo maluco“ entdeckt, geht mein Herz auf! Zur Anmerkung: an meinem letzten runden Geburtstag entführte mich mi Amor ins Restaurant der von mir sehr bewunderten Sterneköchin Tanja Grandits. Das kulinarische Highlight rundete die Weinempfehlung des Sommeliers ab, eben dieser einmalige Rotwein, übersetzt „verrücktes Pferd“. Kaum zu bekommen, da super kleines Weingut. Und hier, zum ersten Mal wieder einmal in Portugal findet er eine Flasche.  Es kann keine Zufälle geben…

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Am letzten Maitag klingelt der Wecker wieder sehr früh, aber dieses Mal legen wir nicht ab, nein wir besteigen den Bus und fahren nach Huelva. Denn dort, genauer in La Rabita, stehen die Nachbildungen der 3 Schiffe, mit denen Christoph Kolumbus 1492 aufbrach um Amerika zu entdecken. Was nicht ganz richtig ist, denn er wollte Indien entdecken und stiess auf Amerika, aber das ist eine längere Geschichte… Leider sind momentan nur die Nina und die Pinta zu besichtigen, aber wir sind vollkommen begeistert und auch ein bisschen beschämt. Mit was für Hilfsmittel und wieviel Komfort wir heute unterwegs sind im Gegensatz zu den Seefahrern von damals…

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Im nahen Franziskanerkloster bestaunen wir unter anderem Dokumente zwischen Kolumbus und Königin Isabella, die bei der damaligen Finanzierung eine gewichtige Rolle einnahm. Eine tolle Geschichtsreise in die Vergangenheit geht mit der Busreise zurück nach Ayamonte zu Ende.

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Am 1. Juni geht unser Aufenthalt in Spanien für den Moment zu Ende, wir werden jetzt eine ganze Weile in Portugal segeln und unterwegs sein.

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