Die Zahl sieben gilt als Glückszahl, ob in der mythischen Welt oder den Weltreligionen, ihr kommt eine spezielle Bedeutung zu und sie scheint einfach überall ihre Hände im Spiel zu haben. Die Welt wurde in sieben Tagen erschaffen, Weltwunder und Weltmeere gibt es deren sieben, jede Woche hat ihre sieben Tage, ebenso viele wie Todsünden. 007 rettet die Welt. Schneewittchen hat ihre sieben Zwerge, der Wolf seine sieben Geisslein, die Katze verfügt über sieben Leben und Peter Maffay meint, dass man über sieben Brücken gehen muss. Verliebte schweben zusammen im siebten Himmel und meine Mama wurde an einem 7. geboren. Die Reihe könnte beliebig fortgesetzt werden. Wenn also schon die sieben eine Glückszahl ist, wie muss dann erst der 7.7. sein? Für mich ist er der wahre Glücksbooster! Denn an diesem denkwürdigen Mittwoch geht (m)ein Herzenswunsch in Erfüllung.
Einmal New York auf dem eigenen Boot erreichen und vor der Freiheitsstatue ankern, diese Traumvorstellung entstand damals vor über 10 Jahren, als ich an Bord des antiken Museumsschoners Pionier ahnte, dass dies DAS ultimative Highlight sein muss. Ganz nahe an der Statue of Liberty vorbeisegeln, dieser Wunsch hat sich seit diesem Tag im Herzen eingebrannt. Zwischenzeitlich glaubte ich ein paar Mal nicht mehr an die Erfüllung, kam doch zuerst der Unfall und dann Corona. Zweimal mussten wir praktisch schon auf dem Weg Richtung USA wieder umdrehen. Zwar immer logische und vernünftige Entscheide und doch war es jedes Mal bitter und ich hatte daran zu knabbern. Als wir jetzt um kurz vor 8 Uhr am Tag mit der Glückszahl im Doppelpack unter der Verrazano-Brücke durchfahren ist das alles vergessen und jegliche Traurigkeit von damals längst weggeblasen.
Freiheitsstatue am Tag der Glückszahl im Doppelpack
Immer mehr schält sich Manhattan vor uns aus dem morgendlichen Dunst und immer klarer werden die Konturen der so unverkennbaren Wolkenkratzer. Und als dann als richtig kitschiges Zückerli das Licht durch die Wolkendecke bricht und direkt auf die Freiheitsstatue fällt, kommt es mir so vor als wollte die Sonne uns den Weg weisen. Ich hocke ganz still auf dem Dach der Vairea, habe Hühnerhaut und sauge diese Momente mit dem wohl breitesten Grinsen weit und breit im Gesicht auf. Ganz tief drin pocht das Glück, zwar mächtig und doch sehr fragil und vor allem unbeschreiblich. Es ist noch früh und es sind erst wenige Ausflugsboote von Manhattan nach Liberty Island zur Freiheitsstatue unterwegs.
Dani nutzt die Gunst der Stunde, kurvt unsere Vairea ein ums andere Mal im Schneckentempo um das Wahrzeichen herum und wir können die stolze Lady von links, rechts vorne oder hinten ausgiebig bewundern. Ganz genau so war es in meinen Träumen. Gleich hinter Ellis Island fällt dann der Anker ins Wasser des Hudson River. Das Panorama auf Lower Manhattan mit dem alles überragenden Freedom Tower verschlägt uns Beiden fast die Sprache. Vermutlich wie zwei kleine Kinder vor dem aller schönsten Weihnachtsbaum sitzen wir vorne auf der Vairea und geniessen diesen einmaligen Ausblick. Wartet nur, bis nach dem Sonnenuntergang die Lichter angehen verraten uns Leonie und Jonas vom Schweizer Boot Jollity bei ihrem Willkommensbesuch. Das ist noch einmal eine ganz andere Nummer.
Ankerplatz Ellis Island mit einmaligem Panorama
Praktisch mit jeder vorbeiziehenden Wolke verändert sich das Bild und mit fortschreitender Tageszeit nimmt auch der Verkehr auf dem Wasser zu. Alles was sich bewegen lässt, scheint unterwegs zu sein, es wird uns keine Sekunde langweilig. Kurz nach 16 Uhr startet die wöchentliche Regatta des Manhattan Yacht Club und es ist Vairea eine grosse Ehre, als Wendeboje zu dienen. Pünktlich zum Sundowner sind wir bei unseren amerikanischen Nachbarn auf ihrem Katamaran Stella Maris eingeladen. Es wird ein richtig schöner, interessanter und lustiger Abend mit Kyle, Danielle und ihren (wow) sechs Kindern. Und tatsächlich realisieren wir zurück auf unserem Boot, Manhattan by night von diesem Ankerplatz aus ist wohl durch nichts zu toppen! Gross ist unser Erstaunen anderntags, dass wir Beide in der Stadt die ja niemals schläft selbst so gut und tief geschlafen haben. Wir hätten aber auch nie damit gerechnet, dass es in der Nacht so ruhig sein kann.
Ausgeruht und voller Tatendrang schwingen wir uns bereits kurz vor 9 Uhr ins Dinghi und überqueren einmal den Hudson River. Gemäss Wetterbericht sollte es bis zum früheren Nachmittag gewitterfrei bleiben und der Durchzug des tropischen Sturms Elsa ist erst auf die kommende Nacht prognostiziert. Also steht einem heiss ersehnten Landgang nichts im Weg. Auch nicht der astronomische Preis, den die luxuriöse North Cove Marina für das Anlanden mit dem Dinghy verlangt, nämlich 1 US-Dollar pro Fuss Länge und pro Stunde! Das ist uns heute sowas von piepschnurzegal. Wir sind in Spendierlaune und wo sonst wurde unser nicht sehr sauberes Beiboot schon einmal ganz edel längsseits festgebunden.
Wiederentdeckung von New York
Drei Stunden lassen wir uns durch Lower Manhattan treiben. Einmal quer vom Hudson River zum East River hinüber, der erste Blick auf die schönste aller schönen Brücken, die Brooklyn Bridge. Staunen über das neu entstehende South Street Seaport Viertel rund um Pier 17 und werden ganz stumm und ergriffen beim Anblick der Gedenkstätte für die Opfer von 9/11. Auch nach so vielen Jahren macht sich grenzenlose Fassungslosigkeit breit. Gleich nebenan begeistert mich das unglaubliche Dach des Occolus. Die vom Starchitekten Calavatra gestaltete U-Bahn Station steht an genau dem Punkt, wo damals die beiden World-Trade-Türme standen. Wir lassen uns durch den Battery Park an der Südspitze von Manhattan treiben und schnabulieren kurz vor dem Mittag ganz stilecht einen obligaten Hot-Dog mit Sauerkraut aus einem der unzähligen Food Trucks.
Mit leuchtenden Augen und heissen Füssen sind wir kurz vor dem Mittag wieder zurück auf der Vairea. Gerade rechtzeitig, bevor es von Süden her zuzieht. Noch grollt der Donner erst aus der Entfernung, aber wir wissen unterdessen wie schnell ein Gewittersturm heranbrausen kann. Es wird vier Uhr, unterdessen prasselt kräftiger Regen über New York und wir glauben eigentlich, dass das Ärgste vorbei ist. Da jagt wie aus dem Nichts ein Blitz aus dem Himmel, direkt gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donnerknall. Gross ist der Schreck, denn das muss ganz in der Nähe eingeschlagen haben. Zum Glück ist uns nichts passiert. Alle unsere elektronischen Geräte sind noch im Backofen und auch am Boot scheint nichts passiert zu sein.
Die 8 ist keine Glückszahl
Daniel checkt wie immer nach einem Gewittersturm sicherheitshalber die Bordsysteme, doch dieses Mal kann er nicht wie sonst Entwarnung geben. Der Autopilot und das Funkgerät funktionieren nicht mehr, ergibt seine erste, grobe Analyse. Auweh, das tönt gar nicht gut! Da es unterdessen dunkel wird, vertagt er die genauere Schadensaufnahme auf den nächsten Tag.
Punkt 21 Uhr steigt wie aus dem Nichts von gegenüber ein bombastisches Feuerwerk. 15 Minuten lang ein grandioses Bouquet nach dem anderen. Also entweder wollen die den heranziehenden Tropensturm Elsa vertreiben, oder uns für den Blitzschaden trösten witzeln wir. Tatsache ist, dass wir keine Ahnung aber riesige Freude haben. Wie von Daniel vorausgesagt bleibt es die Nacht über am Ankerplatz ruhig. Der Durchzug von Sturm Elsa bringt uns zwar reichlich und anhaltend Regen aber absolut keinen Wind. So schlafen wir ein weiteres Mal wie die Murmeltiere.
Am Folgetag ist das Rückseitenwetter gegen Mittag vorbei. Der Regen und die dunklen Wolken sind weitergezogen und über den Wolkenkratzern zeigt sich bereits wieder der blaue Himmel. Daniels intensive Fehlersuche gedeiht. Als Ursache für die nicht mehr arbeitenden Systeme hat er unter anderem den defekten Windsensor ausgemacht. Die Versicherung ist avisiert und wir werden uns am Samstag früh durch den East River Richtung Port Washington aufmachen. Dort ist bereits eine Boje für uns reserviert. In unmittelbarer Nähe gibt es einen Ship Chandler für fällige Ersatzteile und in der nahe gelegenen Werft arbeiten technische Spezialisten.
Der Juli ist der Monat mit der Glückszahl
Wir sind zuversichtlich, dass die Probleme zeitnah gelöst werden können. Brillant ist, dass vom Ort Port Washington aus alle 30 Minuten ein Zug zur Grand Central Station nach Manhattan fährt und wir uns bestimmt ein paar Mal Richtung Big Apple aufmachen werden. Dann zum Glück ohne exorbitanten Kosten für das Dinghy. Ende Monat kommt dann meine Tochter Melanie für zwei Wochen zu uns auf Besuch. Das grosse Glück auch ohne zweimal die Glückszahl Sieben hält also noch für eine ganze Weile an.
Einfach nur schön , Deine Freude und Eindrücke miterleben zu dürfen
Genießt, genießt, genießt, dass habt Ihr Euch verdient
Bin ein klein wenig neidisch aber wer weiß schon wie es kommen wird…, ganz herzliche Umarmung
Wie schön von Euch zu hören und herzlichen Dank für Eure guten Wünsche. Ihr wartet halt einfach noch eine Runde bis es auch bei Euch soweit ist. Und solange geniesst ihr in unserem Herzen mit. Herzlichst Martina und Dani
Wie cool ist das denn!
Viel Spaß in Big Apple und Toi toi toi für die Reparatur.
Auf welcher Position habt ihr geankert? NY steht auch noch auf meiner Liste und der Platz hatte ja einen tollen Blick.
Viele Grüße
Gorm
Ja Gorm, es ist zu cool dort, untertags halt etwas rollig aber trotzdem nur zu empfehlen. Die Position ist: N40°42,1′ W074°02,2′
Herzlichen Dank für die guten Wünsche zur anstehenden Reparatur (hoffentlich bleibts bei einer…)!
Was für ein wunderbarer Beitrag, liebe Martina! Eure Freude spriesst aus jeder Zeile und wir als Leser dürfen dabei sein! Geniesst euren Traum, wir begleiten euch weiterhin virtuell! Ganz liebe Grüße aus Holland, Angela und Christoph
Was für eine wundervolle Überraschung von Euch zu hören ihr Lieben und vielen Dank für die netten Zeilen. Immer auf ein Wiedersehen hoffend grüssen wir Euch herzlich aus New York, Martina und Daniel
Ihr Lieben! Was für ein wunderbarer Bericht, auch ich habe mit Begeisterung gelesen und mich mit euch gefreut dass der Traum in Erfüllung ging.
Gerne wären wir dabei gewesen! Am 7.7. kam unser Patrik auf die Welt
Ich hoffe sehr für euch beiden Seefahrer dass die Vairea bald wieder gesund gepflegt wird!
Ganz liebe Grüsse von euren Freunden
Vielen Dank ihr Lieben für die so lieben und warmen Worte! Und wie gerne hätten wir Euch an unserer Seite. Bis es soweit ist, reist und erlebt ihr in unseren Herzen mit.
Ja, Euer Patrik hat sich mit der Doppelsieben tatsächlich ein ganz spezielles Datum für seine Geburt ausgesucht:-)
Auch wir hoffen jetzt, dass es mit den Baustellen vorwärts geht und Vairea schnell wieder fit und gesund ist.
Herzliche Grüsse von uns Beiden