Endlich, am 25. April lösen wir um 14.30 Uhr die Leinen und sagen La Linea, Gibraltar und dem Mittelmeer Adieu. Entgegen dem vergangenen Jahr war das Wetter im Frühling 2016 viel unbeständiger und kühler und wir mussten lange ausharren, bis endlich der ersehnte Ostwind einsetzte.
Mit der Marina Alcaidesa in La Linea waren wir sehr zufrieden, bieten doch die hinteren, der Stadt zugewandten Becken einen guten Schutz, sogar bei 60 Knoten Wind. Auch wurden wir, anders als die Lieger im vorderen Becken vor heftigem Schwell bei Westwind verschont. Was uns aber sehr gefehlt hat, war die Natur oder Schönes fürs Auge – beides bot diese eigenartige Retortenstadt praktisch nirgends. Wir empfanden sie als mehrheitlich hässlich und oftmals auch sehr dreckig. Hundekot wird nirgends zusammengekehrt und Abfall vielfach gleich an Ort und Stelle entsorgt. Es gab auch ein paar Lichtblicke, wie zum Beispiel das Restaurant La Salitre Tapas, mitten in der Stadt gelegen. Wir sind dort ein paar Mal eingekehrt und können behaupten, dass uns kaum anderswo in Spanien dermassen excellente und innovative Tapas aufgetischt wurden. Zu einem Preis notabene, wo wir vor Vergnügen mit der Zunge schnalzten.
Je mehr Zeit verstrich umso mehr sehnten wir den Abfahrtstag herbei, denn von unserem nächsten Ziel Rota an der Costa de Luz (Lichtküste) hatten wir tolle Rückmeldungen bekommen.
Mit leichtem Herzen und grosser Vorfreude setzten wir schon in der Bucht von Gibraltar die Segel und kamen bis zur Einfahrt in die Strasse mit flotten 5 Knoten voran. Dort empfing uns dann der Ostwind mit 10 Knoten, aber leider auch die Gegenströmung, somit ergab sich nur noch ein Speed von maximal 3 Knoten. Ein eigenartiges Gefühl, man schaut beim Heck raus, sieht und hört das Wasser rauschen und brausen und der Geschwindigkeitsmesser zeigt nur eine dermassen geringe Fahrt an. Als der Strom gegen 18 Uhr kenterte macht Vairea immer mehr Fahrt und beim passieren von Tarifa, einer der windreichsten Orte Spaniens, frischte der Wind auf über 25 Knoten auf. Wir kamen endlich immer flotter voran. Kurz nach Barbate flaute der Wind ab und fiel immer östlicher ein. Mit leichtem Halbwind liefen wir mit bis zu 5 Knoten Richtung Rota. Herrlich, die zum Teil immer höheren Wellen waren während der ganzen Strecke mitlaufend!
Vor Rota, welches am nördlichen Ende der grossen Bucht von Cadiz liegt, verliess uns dann morgens um 8 Uhr der Wind ganz und wir motorten die letzten Meilen. Unser Segelkollege Edip Arslan, der seit einiger Zeit mit seiner Yacht Nanumea in der Marina weilt, nahm uns in Empfang und half beim Anlegen. Eine erste Besichtigung von Rota bestärkte uns, mit dieser Stadt die richtige Wahl getroffen zu haben. Diese schmucke, andalusische Stadt ist sauber und besticht durch eine schöne Architektur. Keine sonst üblichen Hotelkästen, die die Landschaft so verunstalten. Rota verfügt über eine pittoreske Altstadt und über sagenhafte 16 Kilometer saubersten Sandstrand und wunderschöne Dünen. Gleich hinter diesen Sanddünen führt ein kilometerlanger Wanderweg über Holzplanken durch Naturparks und Pinienwälder. Was für eine Wohltat für unsere Augen und wie herrlich, diese frische Luft.
Etwas östlich befindet sich der auf 24,68 km2 Fläche gelegene Marinestützpunkt mit Militärflugplatz und Kriegsschiffen. Bis dato haben wir allerdings nicht viel davon mitbekommen. Gleich beim Hafen legt der Fährenkatmaran an, der die Passagiere direkt ins Zentrum von Cadiz fährt. Eine Fahrt werden wir kommende Woche unternehmen. Während unserer Zeit findet die Feria de Primavera statt, das spanische Frühlingsfest. Wie auch in Sevilla sitzt, trinkt und feiert man zusammen. Wir lassen uns diese Chance nicht entgehen und freuen uns schon sehr auf mindestens ein Abend mitzufeiern.