Immer spannend ist und bleibt der erste Eindruck, wenn wir uns einer neuen Insel, einem neuen Ziel nähern. Manchmal sind es Geräusche oder Gerüche, dann wiederum prägen sich spezielle Bauten ein. Oder ein anderes Mal erstrahlt die Insel in ganz speziellen Farben. Im Fall von Samana einer Provinz der Dominikanischen Republik sind es die Palmen. Seit einer gefühlten Ewigkeit wieder einmal Palmen. Aber nicht nur ein paar vereinzelte, nein Millionen müssen das sein. Von hoch oben auf den Hügeln bis hinunter zu den Stränden stehen sie, dicht an dicht.
Monatelang sahen wir jetzt praktisch nur Kakteen, wird mir bewusst. Zwar in vielerlei Formen oder Arten. Aber alle doch irgendwie gleich und vor allem wehrhaft und fies bestachelt. Stundenlang sitze ich bei der Einfahrt in die riesige Bucht einfach nur da, lasse meinen Blick schweifen und geniesse dieses Bild. Willkommen zurück in den Tropen! Die Farbe Grün soll Heilkraft für die Seele sein, ich spüre es und wie.
Buckelwale in der Dominikanischen Republik
Eine Bewegung im Wasser beendet meine Träumerei abrupt. Das wird doch wohl kein Wal sein? Immer von Dezember bis Ende März kommen diese kolossalen Meeressäuger von Alaska nach Samana, um hier im warmen Wasser ihre Jungen zu gebären. Haben wir tatsächlich so viel Glück? Ja! Daniel saust sofort ins Schiffsinnere und holt die griffbereite Kamera. Genau zur richtigen Zeit, denn schon geht das Buckelwal-Spektakel los. Begleitet von meinem Jauchzen schraubt sich eines dieser gigantischen Wesen hinter uns aus dem Wasser und wuchtet seinen etwa 30000 Kilo schweren Körper aus dem Wasser. Was für ein Knall und welche aufspritzende Gischt, als er wieder zurück auf die Wasseroberfläche knallt! Wie wenn es nicht genug wäre, wiederholt der Wal dieses Kunststück noch dreimal. Ich kann mein Glück kaum fassen. Da schau, links noch einer und rechts ebenfalls! Und was für eine gigantische Flosse. So tönt es bestimmt 2 Stunden bei uns an Bord.
Dann aber liegt Samana Town vor uns und unsere Konzentration wieder bei der Schiffsführung. Von einem der ankernden Boote winken uns Zwei mit beiden Armen heftig zu. Noch einmal genau hingeschaut; was für eine grosse Überraschung, das ist doch die SY Flora! Die Freude ist riesig, unsere Freunde Wiebke und Ralf nach fast einem Jahr wieder zu sehen. Nachdem unsere Vairea sicher vor Anker liegt, braust Ralf mit seinem Dinghi heran. Wie schön das Wiedersehen und wie hilfreich seine ersten Tipps.
Unproblematisches Einklarieren
Luis, ein hilfsbereiter und fröhlicher Dominikaner fungiert als Vermittler zwischen den Seglern und den Behörden und führt uns anderntags beflissen von einer Amtsstelle zur nächsten. Wir staunen, mit der Corona Verhütung scheinen es die Behördenvertreter der Dominikanischen Republik nicht so ernst zu nehmen. Entweder die Gesichtsmaske fehlt ganz oder aber sie klebt am Kinn. Ein neues Land, neue Sitten und wieder ein anderer Umgang mit dem Virus stellen wir fest. Darüber zu urteilen, liegt uns fern. Dank Luis Hilfe sind wir nach ein paar Stunden im Besitz aller nötigen Stempel, Papiere, einheimischer Pesos und einer Sim-Karte für das Internet.
Ein erster Rundgang durch die Stadt begeistert! Spanische Wortfetzen, südamerikanische Musik, freundliche aber nirgends aufdringliche Menschen, die Strassen voll mit Motorrädern, es ist laut, es wuselt und brodelt– Samana lebt. Ein Gebäude steht besonders schräg in der Landschaft und weckt unsere Neugier. Gleich hinter unserem Ankerplatz spannt sich eine Brücke vom Land zu einer kleinen Insel. Bridge to Nowhere, so der umgangssprachliche Name dieses speziellen Konstruktes. Der Ausblick von oben, hinüber nach Samana Town und auf den Ankerplatz hinunter, ist den etwas längeren Weg mehr als wert.
Und da ist noch das Wiedersehen mit Wiebke und Ralf. Wiederholte Begegnungen mit Seglerfreunden müssen gefeiert werden und so dauert unser fröhliches Beisammensein an Bord der Vairea zwei Tage später mit Wiebke und Ralf sowie mit Andrea und Ingo von der SY Easy One etwas länger. Und dank Andreas selbstgemachtem, leckerem Schokolikör muss an diesem Abend bestimmt auch keiner Durst leiden.
Zigarren in der Dominikanischen Republik
Dass mein Captain bereits kurz nach dem Ankommen Bekanntschaft mit der Kunst der einheimischen Zigarrenherstellung macht, ist ein willkommener Zufall und lässt ihn strahlen. Von wegen nur etwas über die Herstellung hören oder daran riechen! Der Inhaber rückt Stühle im Humidor zurecht, tischt das einheimische Gesöff Mama Juana auf, füllt die Gläser und dann geht das grosse smoken los. Eine Zigarre nach der anderen wird meinem Capitano angezündet und zum geniessen gereicht. Dabei wollte ich doch eigentlich zum Markt….. Nach dem obligaten Feilschen, viel Blabla und einem weiteren Glas Mama Juana werden sich Zigarrenverkäufer und Zigarrenliebhaber dann doch noch einig. Jetzt aber schnell nach Hause, die Schätze müssen in den Humidor.
Anderntags klappts dann auch noch mit dem Markt. Endlich wieder Gemüse und Früchte in praller Fülle und Geschmack und vor allem wieder ungekühlt. Wir lassen uns begeistert von einem Stand zum nächsten treiben und die Rucksäcke werden immer schwerer. Bei einem Verkaufshäuschen lassen wir uns ein feines Sandwich gegen den kleinen Hunger zubereiten und stillen unseren Durst mit einem frischen Fruchtsaft. Margarita, die Besitzerin kommt ursprünglich aus Barcelona und vertreibt hier Schlemmereien aus der alten Heimat. Sofort werden die Handynummern ausgetauscht!
Bevor wir uns kommende Woche auf den Weg nach Luperon machen, werden wir jetzt mit der Vairea in den Haitises Nationalpark fahren. Freuen uns riesig auf ein paar Tage Natur pur!