Rund 10 Jahre liegt unser erster Besuch in Portugal, dem südwestlichsten Land Europas zurück. Damals sollte ja die Hafenstadt Portimão nur Endziel eines Ausbildungstörns werden. Aber dann streikten die spanischen Fluglotsen und wir sassen plötzlich völlig unplanmässig in Lissabon fest. Wir machten das Beste aus der Situation und durchstreiften tagelang völlig begeistert die portugiesische Hauptstadt. Auch der nächste Besuch, jetzt mit unserer Vairea unterwegs, war nicht geplant. Im Gegenteil. Daniel sah ursprünglich sogar vom Kauf der portugiesischen Gastlandflagge ab. Warum auch, wollten wir doch direkt von Gibraltar zu den Kanaren segeln. Nur weil Madeira ebenfalls eine Option war, durfte die Flagge dann doch mit an Bord. Zum Glück, denn wir blieben fast ein ganzes Jahr an der Algarve. Begeistert von einem Flecken Erde, der uns auch danach nie ganz losliess.
In den Folgejahren kamen immer wieder Erinnerungen auf, an die herrliche Natur, das freundliche Wesen der Portugiesinnen und Portugiesen oder das angenehme Klima und dieses warme, goldene Licht. Geschlossene Freundschaften halten bis heute und wir haben mit Ausnahme von Madeira nirgends mehr so einmalig zubereiteten Fisch gegessen. 2019 dann stellten wir fest, dass das ganzjährige Segeln nicht unseres ist, ganz besonders nicht während der feuchtheissen Regensaison. Es reifte der Plan, uns für die alljährliche Hurrikan Saison eine Bleibe an Land zu suchen. Beiden erschien dabei logisch, dass die irgendwo an der Algarve stehen muss.
Zurück in Portugal
Und so reisten wir Mitte August von Zürich nach Lissabon und von dort mit dem Mietwagen in 2 ½ Stunden in den Süden. Vier Wochen wollten wir uns Zeit für die Suche eines Zuhauses lassen. Gekauft ist ja schnell. Also doch lieber erst fühlen und spüren, ob Portugal unsere Herzen immer noch so berührt. Und wie es das tat! Ich musste nie in mich hineinhorchen oder nachfühlen. Das beruhigende, warme Gefühl wohl und genau richtig zu sein, stellte sich vom ersten Moment an ein und verliess mich auch die kommenden vier Wochen nie.
Von Ferreiras aus, wo wir für die Zeit einquartiert waren, gings gleich nach der Ankunft los mit einem wahren Besichtigungsmarathon. Zu Beginn waren es bis zu 5 Objekte täglich, die uns die Maklerin präsentierte. Etwas gar viel und so fielen wir abends oft wie die toten Fliegen ins Bett. An den freien Tagen schnauften wir durch, fuhren ans Meer, genossen wunderbar zubereiteten Fisch in einem der unzähligen ursprünglichen Fischerdörfer oder liefen dem Küstenpfad der einmaligen Felsalgarve entlang.
Und vor allem genossen wir das Zusammensein mit unseren portugiesischen Freunden Gilda und Xana. Mit ihrem Motorkatamaran nahmen sie uns mit hinaus aufs Wasser und die ganze Familie unterstützte uns grossartig rund um das Projekt Häuserkauf. Besuchten unsere Freunde Marie-Do und Jean in ihrem schönen Haus in Ferragudo. Die beiden Franzosen leben genau das, wonach auch uns der Sinn stand. Wohnen im Sommer in Portugal und segeln im Winter in der Karibik. Hörten mit Freude von Sissi und Hans in ihrem Heim in Silves, dass sie den damaligen Entscheid, den Katamaran zu verkaufen und ein Haus in Portugal zu kaufen nicht eine Sekunde bereut haben.
Die Zukunft an der Algarve?
Am Ende der zweiten Woche, nach Besichtigung von ca. 30 verschiedenen Häusern, hunderten Kilometern, nächtelangen Diskussionen und Gesprächen kam für uns Beide die Erkenntnis! Nein, Halb-Halb ist es nicht. Die Variante Haus hier – Boot dort ist doch nicht unsere. Weil einfach zu aufwändig, umständlich und auch zu teuer. Zudem ist es aktuell keine vorteilhafte Zeit für einen Hauskauf. Covid-19 mischt auch auf diesem Parkett tüchtig mit. Und die Immobilienpreise sind einfach (noch) viel zu hoch. All das erleichterte unseren Entscheid.
Nur, wie jetzt weiter? Nach vielem Abwägen, weiteren Diskussionen und Überlegungen stand der Entscheid fest. Zugunsten eines Hauses in Portugal und gegen ein Leben auf dem Wasser. Das Nomadenleben auf dem Schiff aufgeben ist die traurige Kehrseite der Medaille. Zum Glück müssen und wollen wir das aber nicht von Heute auf Gleich. Wenn alles so klappt wie vorgesehen, werden wir Ende Oktober zu unserer Vairea nach Aruba zurückkehren. Je nachdem wie es mit Corona weitergeht, möchten wir noch 2 bis maximal 3 Saisons weitersegeln, unser Schmuckstück anschliessend in andere, gute Hände geben und an die Algarve zurückkehren. Dann zum Bleiben und nicht mehr nur als Besucher.