Den erforderlichen Rapid Antigen Test im schrill pinken Gesundheitszentrum von Matthew Town bringen wir gleich am nächsten Tag hinter uns, erledigt ist erledigt! Das negative Resultat bekommen wir sofort mitgeteilt und das Health Visa wird ebenfalls ergänzt. Jetzt haben wir die Lizenz, uns frei in der Inselwelt der Bahamas zu bewegen. Bevor es aber auf dem Wasser weitergeht, sind wir auf Landeindrücke gespannt. Was wir bisher wissen ist, dass die südlichste Insel Parallelen zu Bonaire aufweist. Zum einen das Salz, das hier ebenfalls im grossen Stil gewonnen wird und zum anderen die Flamingos, wobei Great Inagua mit bis zu 100‘000 Vögeln gar eine der höchsten Populationen weltweit aufweist. Für einen ersten und besten Überblick auf die drittgrösste Insel der Bahamas besteigt man am besten den Leuchtturm.
Und so marschieren wir nach dem Test trotz flirrender Mittagshitze an die Südspitze der Insel. Tatsächlich ist der Panoramablick, einmal schweissnass oben angekommen, schlicht bombastisch. Wieder festen Boden unter den Füssen sind wir uns unsicher, ob das weisse Gebäude gleich neben dem Leuchtturm ein Restaurant ist oder doch ein Wohnhaus. Weder ein Schild noch eine Beschriftung, dafür stehen Stühle und Tischchen auf der Terrasse. Ein Bier später bilden wir uns ein, die Lösung dafür zu kennen. Denn auf einer Insel wo kaum Touristen vorbeikommen ist es wahrscheinlich überflüssig, Restaurants und Bars anzuschreiben. Denn die Locals werden ihre mehr als 20 Lokale auch ohne Beschilderung kennen.
Great Inagua weist rund 20 Bars auf
Neben uns geniessen drei Herren genüsslich eine Zigarre zu ihrem Bier, was dem Captain natürlich nicht verborgen bleibt. Sein Hals wird immer länger und 10 Minuten später biegt ein Einheimischer um die Ecke, in der Hand ein Sack mit Kostbarkeiten für Dani. Der Deal steht, denn der Preis scheint zu stimmen. Die Zigarren sind ohne Banderolen, Cuba ist sehr nahe und ein Schelm wer Böses denkt. Der nette Herr bietet uns nebst dem Rauchzeug auch eine Rückfahrt in seinem Auto an. Für ihn völlig unverständlich, dass man das Angebot ablehnen kann und dafür den Weg lieber unter die Füsse nimmt.
Wir sind die Exoten auf dem Ankerplatz, ein Schweizer Boot umzingelt von Australiern. Die nette Runde mit den Seglerkollegen aus Down Under auf der SY Jupiter verlassen wir an diesem Abend aber schon sehr früh. Es gilt zeitig ins Bett zu schlüpfen, müssen wir doch anderntags bereits um 7.30 Uhr an Land sein. Die Vogelspezialistin Tara erwartet uns zur Inselerkundung. Obwohl noch so früh am Morgen, sprudelt die fröhliche Frau bereits wie ein Wasserfall. Daten, Zahlen und Informationen zu ihrer Insel und vor allem ihren Vögeln rattert sie herunter wie ein Maschinengewehr. Beim Sportplatz noch im Zentrum tritt sie zum ersten Mal auf die Bremse. Was wir damals auf Aruba leider nie zu Gesicht bekamen, sitzt hier direkt vor uns! Ein Paar Burrowing-Eulen, die ihr Nest auf der Erde bewachen. Unglaublich, wir sind gestern vermutlich einfach daran vorbei gelaufen!
Ein Vogelparadies
Wenn man die Rose-Throated-Papageien im Garten nicht mehr hört, dann fressen sie einem bestimmt die Früchte weg, lacht Tara und zeigt auf einen Busch. Und da hocken sie, zwei dieser farbigen, laut krächzenden Gesellen. Und völlig anders als ihre Kollegen in Bonaire, fliegen sie nicht davon sondern lassen sie sich seelenruhig fotografieren. Der Bahama Woodstar kommt nur hier auf Great Inagua vor, erklärt uns Tara stolz. Einfach faszinierend sind die Kolibris, aber auch schwerer vor die Linse zu kriegen wie zuvor die Papageien. Die Flamingos sehen wir leider nur aus einiger Entfernung. Sie scheinen deutlich scheuer zu sein wie ihre Artgenossen auf Bonaire. Und so richtig froh bin ich, dass es trotz Taras Hartnäckigkeit nicht klappt mit dem Aufspüren von wildlebenden Eseln.
Als sie uns erzählt, dass Eselfleisch hier als Delikatesse angeboten wird, schlucke ich dreimal schwer und hoffe inständig, dass sich die Grautiere ja gut verstecken. Nebst den geschätzten 20 Restaurants und Bars gibt es für die etwa 900 Einwohner doch tatsächlich zehn Kirchen auf der Insel! Eine sehr überschaubare Schar Gläubiger ergibt das pro Gotteshaus. Nach vier Stunden, einem Pink-Flamingo-Drink aus Taras Kühlbox und vielen Informationen später glauben wir fast, jedes Haus und jeden Einwohner von Great Inagua zu kennen. Eine wirklich spezielle Insel lautet unser Fazit. Zurück auf der Vairea nehmen wir unseren Anker auf und verlegen uns für die letzte Nacht in die Man O War Bay. Eine gute Entscheidung, ist diese Bucht doch fast schwellfrei. Morgen dann segeln wir ans Hogsty Reef. Eine versunkene Insel im sprichwörtlichen Middle of Nowhere erwartet uns. Die Spannung darauf ist gross.
Unsere Reise im Überblick & Unsere Schatzkiste
Hallo ihr beiden, Doro von der INVIA hatte mir netterweise Euren Artikel weitergeleitet. Wir sind gerade in Matthew Town angekommen von daher ist die Info sehr hilfreich für uns. Allerdings haben wir bis jetzt erst eine Bar gesehen und die war sehr zum Leidwesen des Skippers geschlossen. Mal sehen ob wir die anderen morgen finden .
Liebe Grüße
Annemarie
SV escape
Ein herzliches Hallo zurück
Wir freuen uns sehr darüber, dass Euch unsere Informationen hilfreich waren. Da praktisch keine der Bars in Matthew Town als solche bezeichnet ist, sind sie definitiv nicht einfach zu finden. Vielleicht am besten fragen, die Einheimischen sind super freundlich und helfen gerne. Wir wünschen Euch viel Erfolg und dass des Captains Leidenszeit schnell vorbei ist 😉
Liebe Grüsse aktuell aus Long Island