Wenn ich wünschen dürfte, sollte jede Passage so sein, wie diese Zurückliegende von Fort Lauderdale nach Westend auf den Bahamas. Genau der passende Wind aus der perfekten Richtung und anständige Wellen, die nach der Querung des Golfstromes ihre etwas unrunde Form ablegten. Der Wassermacher lief nach so vielen Tage vor Anker auf Hochtouren und wir freuten uns über den permanenten Internet-Empfang. Starlink hat auf diesem Gebiet tatsächlich einiges revolutioniert. Und entgegen der Annahme, den Ankerplatz erst gegen 20 Uhr zu erreichen, schafften wir es tatsächlich noch bei Tageslicht. Ach, wenn jetzt nur auch noch der Ankerplatz in Westend ein Quell der Freude wäre! Dem ist aber leider nicht so, denn aus mehrmaliger Erfahrung dort wissen wir, dass guter Ankergrund erst etwas weiter draussen zu finden ist.
Und so beenden wir das Jahr 2022 zwar mit einem festsitzenden Anker, aber einem Geschaukel in der Dünung wie auf einer Affenschaukel an der Chilbi. Und bei diesen Bedingungen wird’s nix mit einem wach bleiben bis Mitternacht. Tschudins liegen bereits um 22 Uhr dort wo es am erträglichsten ist, nämlich in den Federn und verschlafen den Jahreswechsel. Totenstill wars während der Nacht, weder Feuerwerk noch Musik störte unsere erste Nacht in Westend auf den Bahamas.
Ausgeruht machen wir uns am Morgen des 1. Januar auf zum einklarieren. Irgendwann schafft es auch der Immigration Officer aus dem Bett und an den Schreibtisch und unserer offiziellen Einreise in die Bahamas steht somit nichts mehr im Weg. Doch herrjeh, beim umstellen ihres Stempels scheint die Beamtin noch nicht ganz wach gewesen zu sein, denn da steht doch tatsächlich der 01.01.2022 in unseren Pässen!! Ihren Lapsus quittiert sie mit einem etwas verlegenen Lachen und korrigiert das Datum schnell händisch. Jetzt aber geht es los. Noch einmal dieselbe Route wie beim letzten Mal, das wollen wir Beide.
Von Westend durch die Little Bahama Bank
Wieder in östlicher Richtung über das nur wenige Meter tiefe Wasser, in dem sich Sonne und Wolken spiegeln. Bis auf den sandigen Grund können wir sehen, so klar ist es. Und am Horizont verschwimmen Himmel und Wasser zu einem einzigen riesigen Blau. Bei dieser absoluten Flaute benötigen wir keine Insel hinter die wir uns für die Nacht legen müssen, meint Daniel. Nein, dieses Mal können wir einfach irgendwo hier in der Little Bahama Bank den Anker fallen lassen. Anfänglich fühle ich mich fast verloren inmitten dieser beinahe unendlichen Weite und es dauert eine Weile bis ich mich mit der Situation anfreunde. Komm doch auch, ruft Daniel, der schon das Bad im glasklaren Wasser geniesst. Zugegeben, ein wenig Überwindung, etwas Schnappatmung und viel Hühnerhaut kostet er, der erste Gang ins noch etwas kalte Wasser der Bahamas. Doch einmal drin, ist es einfach nur herrlich.
Noch vor dem Sonnenaufgang weckt mich am anderen Morgen ein eigenartiges Geräusch. Fast scheint es, da klopft jemand an unser Boot und stösst dabei eigenartige Geräusche aus. Es sind Delphine, die zu früher Stunde bereits auf der Jagd sind. Rund um unsere Vairea tauchen sie immer wieder auf und mein Herz geht bei ihrem Anblick auf wie die Sonne. Mit einem breiten Grinsen sitzen wir auf dem Bug und geniessen dieses morgendliche Geschenk.
Als das letzte dieser wunderbaren Tiere verschwunden ist und unsere Kaffeetassen leer sind, nehmen wir den Anker auf und gleiten über das flache, türkisfarbene Wasser Richtung Great Sale Cay. Aber nicht alleine! Die Tümmler sind wieder zurück, jauchze ich. Was für ein unbeschreibliches Gefühl ganz vorne zu sitzen, ins Wasser zu schauen und genau in diesem Moment dreht sich der Delphin um. Schaut dir dabei für einen Sekundenbruchteil direkt in die Augen, fast so als wollte er sich vergewissern, dass er auch ja bemerkt wird.
Great Sale Cay
Bereits nach etwas mehr als drei Stunden fällt der Anker in den sandigen Untergrund und wir geniessen die riesige Ankerbucht von Great Sale Cay ganz für uns alleine. Beim Landgang stellen wir mit grosser Freude fest, dass sich die Vegetation gegenüber unserem letztjährigen Besuch wieder ein grosses Stück erholt hat. Als dann die Dämmerung einsetzt, haben weitere sieben Boote ihren Anker geworfen. Unter anderem entdecken wir den Motor-Katamaran Aquatania, der in Fort Lauderdale neben uns lag.
Doch es bleibt nur Zeit für ein kurzes Hallo, denn wir wollen die günstigen Bedingungen benützen um in östlicher Richtung weiterzukommen. Unter Vollzeug segeln wir am 4. Januar mit flottem Tempo Fox Town entgegen. An diesem kleinen Settlement segelten wir letztes Jahr vorbei, dieses Mal passen die Bedingungen für einen Landgang. Leider wird es nichts mit dem erhofften, frischen Conchsalat, im Da Valley bieten sie die Muscheln leider nur frittiert an. Überall auf der Strasse werden wir herzlich gegrüsst und von den Locals willkommen geheissen.
Fox Town
Und im kleinen Lebensmittelladen erzählen mir die anwesenden Damen von der zurückliegenden, harten Coronazeit. Zu gerne hätte ich beim angebotenen Salat zugegriffen, doch 15 Dollar für drei kleine aus den USA importierte Stücke zu bezahlen dünkt uns mehr als übertrieben!! Ich habe eben abgewaschen, als mir um Punkt 18 Uhr vor Schreck beinahe ein Teller aus den Händen fällt. Denn in die absolute Stille setzt urplötzlich Glockengeläut ein. Doch es sind nicht gewohnte Glockenklänge die vom Land herüber wehen, nein geschlagene 15 Minuten werden wir mit Weihnachtsmusik berieselt. Sehr laut, etwas scheppernd aber irgendwie süss. Und auf dieselbe Weise werden wir anderntags um 6 Uhr in der Früh wieder geweckt.
Da können wir ja gleich den Anker hochnehmen und uns auf den Weg zur nächsten Insel machen. Crab Cay, unser nächstes Ziel, kennen wir bereits vom letzten Jahr, konnten damals aber wegen Gewitter und Regen nicht anlanden. Dieses Mal klappts und wir geniessen einen langen Spaziergang quer über die Insel mit einem herrlichen Blick über das türkisfarbene Wasser. Zurück an Bord nutzen wir die Flaute aus und ich ziehe Daniel auf den Mast. In luftiger Höhe tauscht er den zickenden Windmesser aus. Leider reicht es nicht für ein Foto von oben, die Dämmerung kriecht bereits über die Palmenspitzen und mein Captain wünscht wieder nach unten gelassen zu werden.
Manjack Cay
Ich bin ganz aufgeregt als es anderntags losgeht, denn nun beginnt sie. Die herbeigesehnte Fahrt entlang der vielen Inseln und Inselchen. Links und rechts säumen grüne Eilande das türkisfarbene Wasser, oft mit einem blütenweissen Sandstrand davor. Einige sind privat, die meisten zugänglich und bewohnt. Alle will ich mir anschauen oder zumindest davor anlanden. Zeit dafür haben wir, hat mir Daniel versprochen. Manjack Cay heisst das erste Ziel, eine etwas längere Insel die mit vier Ankerplätzen punktet. Wir wählen gleich den ersten und freuen uns über den neuen Steg, der das anlanden mit dem Beiboot so einfach macht. Ein kurzer Weg quer über die Insel und uns eröffnet sich ein herrlicher Blick auf die Atlantikseite.
Ein kilometerlanger Sandstrand lädt zum Spaziergang ein, bei dem wir nur gerade einer Frau begegnen, die ihren Hund ausführt. Zurück beim Dinghi werden wir bereits von drei grossen Rochen erwartet, die meinen Captain fast etwas bedrängen und wohl auf ein Leckerli hoffen. Unter Vorsegel rauschen wir anderntags sagenhafte 1,5 Meilen südwärts bevor der Anker schon wieder im sandigen Untergrund verschwindet.
Der Art-Trail weckt am südlichsten Punkt der Insel unser Interesse. Segler haben vorwiegend aus Abfall Kunstobjekte erschaffen und die hängen nun an Zweigen und Ästen entlang des Wanderweges im Wald. Eine so coole Idee, zumindest einen kleinen Teil von diesem grossen Müllproblem zu lösen. Kurz vor Sonnenuntergang rauscht ein Dinghi heran. Don und seine Frau segeln exakt denselben Bootstyp wie wir und das schreit nach einem gegenseitigen update. Zu einem gemeinsamen Bier reicht die Zeit an diesem Abend leider nicht. Aber vielleicht sehen wir uns ja noch einmal, irgendwo auf einer der noch vielen weiteren und herrlichen Inseln der Abacos, die noch vor uns liegen.
Es ist immer wieder eine Freude von Euch zu lesen!!!
Vielen Dank lieber Felix und wir freuen uns immer sehr, von Dir zu hören. Ganz liebe Grüsse aus den Abacos
Hi Ihr zwei! Die Zeit auf den Bahamas, blieb uns, durch Corona leider verwehrt. Das möchten wir unbedingt irgendwann nachholen. Wir beneiden Euch so sind es Euch aber von Herzen vergönnt. Alles Liebe
Hallo ihr Beiden. Herzlichen Dank für Eure Zeilen und ja, die Bahamas sind einfach ein herrliches Ziel. Der Weg und die Vorfreude darauf lohnt sich.
Ganz liebe Grüsse aus den Abacos
Was für ein schöner und erfrischender Bericht, da möchte.an doch gleich an Board kommen. Weiterhin viele schöne Erlebnisse und gut Wind. Grüße aus der Baja California. Und solltet ihr Mal Crew brauchen, wir sind gerne dabei.
Hallo ihr Beiden
Vielen Dank, wir freuen uns sehr über Eure Zeilen. Es ist aber auch ein wunderschöner Fleck hier. Wobei, auch in der Baja California soll es ja richtig toll sein.
Euch eine gute Zeit und liebe Grüsse