Mit jeder Einladung wächst die Verunsicherung und mit jeder Verlockung steigt der Reiz noch länger zu verweilen. Vergnügliche Stunden mit unserer Freundin Dianne, Buchpräsentationen, Besuch im Yacht Club, Einladungen zum Dinner oder am Samstagabend die berühmte Boat Parade. Beaufort zieht alle Register, lockt mit seinem ganzen Charme und wir kommen in schwere Nöte. Denn auf der anderen Seite ist da dieses bäumige Wetterfenster, das uns mit Nordwind flott südwärts bringen würde. Vor allem in die ersehnten wärmeren Gefilde. In Beaufort fallen die Temperaturen halt in der Nacht wegen des Nordwinds wieder unter 10 Grad. Und dieser Aspekt gibt schlussendlich den Ausschlag, warum es heute leider unser letztes gemeinsames Zusammensein ist in diesem Jahr, sagen wir etwas traurig zu Dianne beim gemeinsamen Nachtessen im Island Grille in Morehead.
Am Freitagnachmittag heben wir dann nach 5 Tagen wieder den Anker, fahren im Sonnenuntergang durch den Inlet hinaus auf den Nordatlantik und lassen diesen liebgewonnenen Ort in North Carolina in unserem Kielwasser. Bis hoffentlich auf Wiedersehen! Knapp 15 Stunden später biegen wir in den Masonboro Inlet ein und nehmen Kurs Richtung Wrightsville Beach. Dieses Mal reicht die Zeit in diesem relaxten Badeort nur gerade für einen Spaziergang dem langen und gut besuchten Sandstrand entlang und für einen Lunch im Beach Grill. Denn anderntags heisst es für uns bereits wieder weiterziehen, das Wetterfenster für den weiteren Weg Richtung Süden ist kurz. Am 5. Dezember heben wir den Anker für die nächste knapp 24-stündige Etappe mit Ziel Winyah Bay. Dort fällt er bereits kurz nach dem Eingang in den sehr strömungsreichen Fluss. Hochfahren bis zum nächsten Ort lohnt sich bei unserem etwas knappen Zeitbudget leider nicht.
Wetterfenster nach Charleston
Gross ist dafür die Freude als unsere Freunde Monika und Dominique am Nachmittag aus Georgetown kommend ihre Prana Cat direkt neben uns ankern. Am 7. Dezember rasseln dann bereits um halb sechs Uhr in der Früh auf beiden Katamaranen die Ankerketten. Mit dem Rest des ablaufenden Stromes verlassen wir in stockdunkler Nacht Winyah Bay. Die Prognosen für das passende Wetterfenster treffen perfekt ein und in rasanter Fahrt nimmt die kleine, schlagkräftige Schweizer Armada Kurs auf Charleston.
Vorbei geht es knapp 50 Seemeilen später an der Hauptstadt von South Carolina mit ihren so herrlichen Häusern Richtung Ashley River. Wo das Katamaran-Rennen fast mit einem Kopf an Kopf Finish endet. Für uns schliesst sich hier ein Kreis. Denn genau hier betraten wir mit unserer Vairea im Mai 2021 von den Bahamas kommend zum ersten Mal Boden der USA. Diesen denkwürdigen Anlass begiessen wir an Bord der Prana Cat mit einem feinen Glas Wein und Monikas leckeren Häppchen.
Da unsere arme Vairea seit dem Werftaufenthalt in Deltaville sehr unpässlich ausschaute, hat der Captain in der Safe Harbour Marina für vier Tage einen Platz reserviert. Mit Schrubber, Putzmittel, viel Wasser und noch mehr Arbeit sagen wir dem Dreck den Kampf an und aus unserem etwas hässlichen Entlein wird zum Glück wieder ein wunderschöner Schwan. In den Schränken verströmen die frisch gewaschenen Kleider den Duft nach Frühling. Alle Vorratsschränke sind bis unter den Anschlag gefüllt mit frischen Lebensmitteln. Ein ums andere Mal nehmen wir den Weg in die Altstadt von Charleston unter die Füsse. Lassen uns durch die hübschen Quartiere und an den herrschaftlichen Häusern entlang treiben. Bewundern die festlichen Dekorationen oder schlemmen zusammen mit Monika und Dominique im besonderen Ambiente des 5 Church Restaurants.
Wetterfenster nach Cumberland Island
Da sich Dominique kurz darauf um einen zickenden Motor kümmern muss und bei Dani Bürokram ansteht, schicken wir uns Frauen halt wohl oder übel in einen gemeinsamen Shoppingnachmittag. Wieder einmal ohne Zeitdruck, ganz entspannt und vor allem ohne Leidensminen der Männer lädele, macht uns Beiden grossen Spass. Noch eine Nacht bleiben wir vor Anker, bevor wir Charleston dann am frühen Morgen des 13. Dezember auf Wiedersehen sagen. Auch nach dem unterdessen dritten Besuch ist mir diese so charmante kleine Hauptstadt überhaupt nicht verleidet.
Und doch freue ich mich jetzt sehr auf einige Tage Natur, meint der Captain. Da werden wir auf Cumberland Island bestimmt auf unsere Kosten kommen, entgegne ich ihm mit Vorfreude. Denn seit ich auf dem Blog der SY Flora das Bild vom Gürteltier gesehen habe, will ich unbedingt diesen Nationalpark in Georgia besuchen. Nach knapp 28 Stunden fällt der Anker dann bei herrlichem Sonnenschein und blauem Himmel vor der lang gezogenen Insel in den schlammigen Untergrund.
Auf der Insel der Gürteltiere
Die Parkgebühr von 10 Dollar pro Person stecken wir in einen Umschlag und werfen diesen in den dafür vorgesehenen Briefkasten. Jetzt steht uns das Wanderparadies theoretisch für eine ganze Woche offen. Meine Sorge, dass es womöglich nicht klappt mit der Sichtung eines Gürteltiers erweist sich als völlig unbegründet. Denn kaum aus dem Wald und auf eine Lichtung getreten, stolpern wir bereits über das erste von unzähligen dieser urzeitlichen Tiere. Zum Teil sind sie scheu und nehmen postwendend Reissaus. Meistens aber lassen sie sich in ihrem Wühl- und Fressrausch gar nicht stören und uns gelingen tolle Aufnahmen. Nach knapp vier Stunden endet ein herrlicher Rundkurs durch Wald, Marshland oder dem endlosen Strand entlang wieder am Rangerhaus. Anderntags nehmen wir uns den zweiten Trail in die andere Richtung vor. Wie schon am Vortag begegnen uns nur ganz wenige andere Wanderer.
Wir haben eben umgedreht und uns auf den ca. zweistündigen Rückweg gemacht, als es mir den Knöchel verdreht und mich ein höllischer Schmerz in die Knie zwingt. Dass ich ausgerechnet über diese vom Laub völlig verdeckte Wurzel stolpern musste, ist fies! Seit meinem damaligen Unfall bin ich bezüglich Folgen etwas ängstlich geworden und wage kaum aufzutreten. Als der erste Schmerz und die Übelkeit vergangen sind, fasse ich mir ein Herz und humple dann tapfer die zwei Stunden hinter meinem Captain her Richtung Anlegestelle. Dieses Malheur ist nicht neu sondern vermutlich das zehnte Mal, dass ich mir an meinem Schlottergelenk die Bänder angerissen habe oder sie ganz entzwei sind. Zuhause kühlen wir den arg geschwollenen Knöchel und bandagieren ihn ein.
Wetterfenster nach St. Augustine
Die Pflege macht sich bezahlt und so kann ich ganz früh am 17. Dezember fast schmerzlos die Motoren bedienen, während Daniel den Anker hochholt. 56 Seemeilen liegen vor uns, dann haben wir mit St. Augustine den Bundesstaat Florida erreicht. Ein Ort wo die Temperaturen noch angenehmer sind und wo wir etwas verweilen- und Weihnachten feiern möchten. Wo Vaireas Schwesterschiff, die SY Alyetes liegt und uns Julie und Dan liebenswürdige Willkommensnachrichten zukommen lassen.
Hallo ihr Lieben
Mit grosser Freude habe ich euren Reisebericht gelesen.
Viel habt ihr wieder erlebt und mich faszinierte das Foto von dem eindrücklichen Gürteltier.
Unterdessen seid ihr ja in Florida angekommen, in dem Land wo wir so viele schöne Erinnerungen haben.
Wir wünschen euch weiterhin viele schöne Gegebenheiten und faszinierende Momente.
Heinz und Graziella
Ihr Lieben, die Gürteltiere sind so faszinierend und man fühlt sich fast etwas in der Zeit zurückversetzt. Und wir sind sicher, dass wir hier in Florida überall an unsere gemeinsamen, wunderschönen Ferien erinnert werden. Allerherzlichste Grüsse von Euren Freunden