Von der Glücksmarie und dem Pechvögelchen

Er verbringe ein verlängertes Wochenende an der Westküste, meint unser Freund Armin als wir zusammen mit ihm und seiner Familie einen vergnüglichen Sushi-Abend in West Palm Beach geniessen. Und wir dürften gerne während dieser Tage ihr Haus benutzen, fügt seine Frau Helen an! Im Ernst? Ich japse vermutlich vor lauter Begeisterung. Denn das Zuhause unserer Freunde beinhaltet nebst den schönen vier Wänden auch ein Wäschehaus und den lauschigen Garten mit Jacuzzi und Pool!!

Der Kontakt zu Armin ist in all den Jahren nie abgebrochen. Mit Bewunderung verfolgen wir seinen kometenhaften Weg im Cateringbusiness Floridas. Bereits bei unserem ersten Stopp in West Palm Beach im letzten Jahr kamen wir in den Genuss seiner unglaublichen Kreationen und Köstlichkeiten. Mit seinem Palm Beach Catering bekocht er die Prominenz aus dem Film und Finanzbusiness sowie der Politik an exklusiven Events und es erfüllt uns fast ein bisschen mit Stolz, dass wir und unsere Hochzeitsgesellschaft damals vor 11 Jahren in den Genuss seiner Küchenkunst kamen.

Sushi mit Armin, Helen & Henry

Und so legen wir uns an einem Samstagmorgen ganz genüsslich ins Schwimmbecken unter den Palmblättern, während im Waschhäuschen die fleissige Waschmaschine ihre Runden dreht. Lassen unsere Seele baumeln und vergessen für ein paar Stunden sogar fast unsere Vairea. Unendlich dankbar und mit den Taschen voll sauber riechender Wäsche ziehen wir dann am Sonntag die Haustüre wieder hinter uns zu und sagen dem kleinen Paradies Lebewohl.

West Palm Beach

Thanksgiving gilt als das wichtigste Familienfest in den USA. Der Grund warum dieser Tag von allen Amerikanern gefeiert wird, liegt wohl auch daran, dass er keinen religiösen Hintergrund hat. Und so kommt an diesem staatlichen Feiertag die ganze Familie zusammen. Traditionell wird ein Truthahn zubereitet, man trinkt und verbringt Zeit im Kreise der Liebsten. Eigentlich planen wir diesen Abend für uns Zwei alleine, doch dann nähert sich am späteren Nachmittag der Katamaran Moana. Mareike hat einen längeren Schlag hinter sich. Nach dem Ankerwerfen direkt neben uns ist sie froh, nicht noch kochen zu müssen. Und so findet an diesem Abend an Bord von Vairea ein kleines und feines Thanksgiving unter Freunden statt.

SY Moana in West Palm Beach

Mit unserem Mietwagen fahren wir zu den verschiedenen Supermärkten und beginnen, unsere Lebensmittel für die kommende Zeit in den Bahamas aufzustocken. Geniessen eine Pizza hier, einen Salat oder einen Burger dort. Immer Samstags bummeln wir über den schönsten Farmer Markt der USA (so jedenfalls besagt es einer dieser unzähligen Ranglisten). Lassen den Abend in einer der vielen Bars bei einem Bier oder einem Drink ausklingen. Schielen dabei auch immer wieder auf die zahlreichen Fernsehmonitore, gespannt wie sich die Fussballnationen im fernen Orient um den Weltmeistertitel schlagen. Und werden von der Crew der SY Baradal als Testesser für ihr erstes selbstgemachtes Sushi engagiert. Laufen von West Palm Beach über die Flagler Memorial Bridge nach Palm Beach und geniessen einen Abstecher an den Strand bevor wir nach knapp zwei Stunden über die Royal Park Bridge wieder zurückmarschieren.

Starlink

Wir dürfen zu Armin Pakete schicken lassen und bekommen von ihm die Nachricht, dass unser Starlink eingetroffen sei. Mit diesem Gerät, welches uns zukünftig überall und ohne Daten-Limit Internet über Satelliten frei Boot liefert, entfällt das bisherige oft etwas umständliche Erlangen einer SIM-Karte. Und in der festen Überzeugung, die kalte Jahreszeit jetzt endgültig hinter uns zu haben, werfen wir die dicken, schweren Duvets und warmen Decken in die riesigen Trommeln eines der zahlreichen Waschsalons.

Starlink

Die Tage vergehen wie im Flug. Das Wetter zeigt sich von der schönsten Seite. Alles läuft wie am Schnürchen. Wir fühlen uns pudelwohl und fast schon ein wenig wie Floridianer an diesem tollen Ankerplatz genau zwischen Palm und West Palm Beach gelegen. Aber völlig unbemerkt hockt da wohl ein kleiner Pechrabe an Bord. Er meint uns ganz fies in die Suppe spucken zu müssen. Wobei, dass mir bei Dunkelheit die nigelnagelneue und teure Gleitsichtbrille exakt zwischen Ankerkasten und Trampolin runterfällt und mit einem hässlichen Plopp ins trübe und strömungsreiche Wasser fällt, dafür kann Rabe ja eigentlich nichts. Das ist ganz alleine meiner Dussligkeit zuzuschreiben und wofür wurden denn Brillenketten erfunden!?!

Pech und Pannen

Doch auf Rabes Mist gewachsen ist ganz bestimmt, dass mir nur zwei Tage später im Gedränge der Shoppingmall die Geldbörse aus der Tasche entwendet wird. Wobei, wenn ich wie sonst immer meinen Rucksack mitgenommen hätte anstelle dieser Tasche? Also auch kein eindeutiges Verschulden des Raben. Zumindest hatte der Dieb wenig Freude an der Beute, denn Bargeld war keines enthalten. Aber die Wiederbeschaffung von Kreditkarten und Führerausweis ist mühsam und ärgerlich. Wenigstens ist unterdessen meine neue Brille fertig und sitzt mit Brillenkette perfekt auf meiner Nase. Die Tage des unklaren Sehens sind zum Glück endlich vorbei. Eigentlich könnten wir jetzt unsere Fahrt nach Fort Lauderdale fortsetzen. Doch wie aus heiterem Himmel schmerzt eines Morgens meine rechte Schulter dermassen, dass ich mich kaum noch bewegen kann. Nichts ist mehr möglich und sogar beim Waschen oder Anziehen benötige ich Captains Hilfe.

Nachts rauben mir die Schmerzen den Schlaf und tagsüber bin ich zum Nichtstun verdammt. Verflixt! Endlich dann, nach sieben langen Tagen zeigen Tabletten und Physio ihre Wirkung. Was immer den Pechraben zu diesem Schabernack bewog, ich bin einfach nur glücklich wieder schmerzfrei und mobil zu sein! Mit einer neuen Geldbörse im Rucksack, einem verfrühten Weihnachtsgeschenk von Daniel heben wir nach drei Wochen am 12. Dezember den Anker. Sagen unseren Freunden und dem für uns liebsten Ankerplatz Floridas Adieu.

West Palm Beach im Dezember 2022

Unsere Reise im Überblick Unsere Schatzkiste

2 Kommentare zu „Von der Glücksmarie und dem Pechvögelchen“

  1. Graziella Schaffer

    Hallöchen ihr Lieben
    Habe den interessanten Reisebericht mit grosser Begeisterung gelesen und genossen.
    Ich hoffe deine Schmerzen kommen nie mehr zurück!

    Liäbs Grüssli Eure Freunde

    1. Ihr Lieben
      wie schön zu lesen, dass Euch der Beitrag gefallen hat! Danke vielmals für die Zeilen. Und ja, auch ich hoffe, dass die Schmerzen gebannt sind.
      Herzliche Grüsse von Euren Freunden

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