Peter kann nicht warten und reisst doch tatsächlich schon vor Weihnachten den opulenten Lichterschmuck von Mast und Baum seines Katamarans La Bohème. Gross ist sie, die Sehnsucht nach Bewegung. Ein süsser Segel-Duft weht am frühen Morgen des 22. Dezember über das Bojenfeld, als wir pünktlich um 9 Uhr unser ganzes Tauchgerödel auf die baugleiche Lagoon unserer Segelfreunde wuchten. Bereits kurz nach dem Losmachen von der Boje bläht der Wind die Segel und wir gleiten in flotter Fahrt und auf glattem Wasser Richtung Norden. Beim Tauchplatz „1000 Steps“ binden wir die La Bohème an die Boje und geniessen zwei schöne Ausflüge in die Unterwasserwelt Bonaire‘s.
Eine Formation von bestimmt hundert Doktorfischen zieht an uns vorbei, träge Schildkröten lassen sich auch durch unsere Anwesenheit nicht vom Grasen abhalten und die grazilen Scherengarnelen verraten uns mit den langen Fühlern ihre Anwesenheit in einer der vielen Felsspalten. Unter uns zieht majestätisch ein grosser Adlerrochen vorbei und in den Gorgonien entdecken wir immer wieder gut getarnt die speziell geformten Flötenfische. Ein herrlicher Tag endet kurz vor Sonnenuntergang wieder an der Boje vor Kralendjik.
Bewegung an Land und im Wasser
Die folgenden Tage ziehen wir wahlweise Wanderschuhe oder Flossen an und tragen entweder schwer an Tauchflaschen oder Rucksäcken. Mal kraxeln wir im Washington Slagbaai Nationalpark auf den höchsten Berg und werden trotz Pick-up auf den Schotterpisten so richtig kräftig durchgeschüttelt. Und dann wieder sinken wir fast schwerelos in die Unterwasserwelt ab oder lauern mit der Kamera den wunderschönen Flamingos auf.
Bei aller Betriebsamkeit hätten wir doch beinahe Weihnachten verpasst. Für zwei Tage kehrt Zweisamkeit, Stille und Besinnlichkeit ein auf der Vairea. Dieses Jahr ersetzt ja unsere pinke Flamingo-Lichterkette den klassischen Weihnachtsbaum. Da ich aber auf Bonaire Blätterteigpasteten gefunden habe, bleibt trotzdem der traditionelle Rahmen gewahrt an Bord. Nicht auszudenken, wenn unser herkömmliches Weihnachtsessen ins Wasser gefallen wäre.
Der Stephanstag steht dann wieder unter dem Zeichen Betriebsamkeit. Was bei den amerikanischen Seglern Potluck heisst, nennen wir etwas profan „kleine Schweinereien“. Eine englische Übersetzung dieses Ausdrucks könnte zu Irritationen führen, daher schreibt Barbara treffend das spanische Wort Tapas auf die Einladung. Und so treffen am späteren Nachmittag Segler von fünf Booten, die sich schon lange kennen, mit verführerischen Leckereien und grosser Vorfreude auf dem Gastgeberkatamaran Lille Venn ein. Im Gepäck hat jeder auch ein Geschenk für das Mistery Wichteln. Schliesslich sollen nebst den Gaumenfreuden auch der Spass und die Freude nicht zu kurz kommen. Wir sind uns unsicher, ob der Bauch vom vielen, feinen Essen oder vom Lachen so schmerzt, als wir uns ein paar Stunden später trennen. Aber wir sind uns sicher, dass dies einfach ein ganz toller Tag war.
In Bewegung mit Vairea
Höchste Zeit, unsere Vairea wieder ihrer Bestimmung zuzuführen, meint Dani, als er am 27. Dezember allen Lichterschmuck demontiert. Und so mutiert unser Zuhause wieder vom Lämpchen- zum properen Segelboot. Am 28. Dezember ist es dann an Simone und Peter, ihr ganzes Tauchequipment auf unser Boot zu schleppen, wir fahren aus. Leider zahle ich die Zeche für viel zu viel Schleppen in den letzten Wochen. Mich schmerzt die eine Schulter bei noch so kleiner Bewegung und so wird es leider nichts mit tauchen. Etwas traurig schaue ich den Dreien nach, wie sie sich mit dem Dinghi zum Salt Pier aufmachen. Aber wieder unterwegs zu sein und wenn auch nur für ein paar Stunden war herrlich.
Dank meiner guten Heilmittel an Bord und unter der Anleitung von Giesela, einer kanadischen Ergotherapeutin vom Nachbarboot, macht die Schulter täglich Fortschritte. Ich bin überzeugt, dass ich an Silvester sogar hätte tanzen können. Dass es nicht dazu kommt, liegt aber weder an meinem noch etwas lädierten „Flügel“, noch an der Lust oder der absolut mitreissenden Band, sondern einzig und allein am Tanzverbot im Restaurant Trocadero. Auch auf Bonaire wird der Corona-Verhütung viel Achtung beigemessen. Und so wippen halt acht Segler auf den Stühlen im Rhythmus zur schmissigen Musik mit. Aufgrund der geltenden Massnahmen schliessen die Lokale auch an diesem Abend bereits um 23 Uhr.
Silvester in Bonaire
Und so stehen Dani und ich mit einem Glas Champagner auf unserer Vairea und zählen die Sekunden bis Mitternacht herunter. Wünschen uns und der ganzen Welt ein gutes, gesundes und glückliches 2021, während um uns herum Feuerwerk den Nachthimmel taghell erleuchtet. Eines prächtiger und schöner als das Andere. Es kommt mir fast so vor, als hätten all die farbenfrohen Bouquets und die knallenden Böller vor allem eines im Sinn, nämlich das Virus endgültig zu vertreiben, damit endlich wieder Normalität im (Segler)Leben einkehrt.
Nun ist es Januar geworden und damit eigentlich Zeit für uns, wieder in Bewegung zu sein. Doch in diesen Zeiten einfach los zu segeln ist unmöglich. Es gilt wachsam alle sich oft ändernden Regeln und Bestimmungen zu verfolgen. Und so wird uns das wann, wie und wohin in den kommenden Tagen noch vermehrt beschäftigen. Von Plänen zu sprechen ist obsolet. Aber es sind Ideen und Wünsche, über die wir zusammen mit den befreundeten Crews der La Bohème und der Lille-Venn diskutieren. Es bleibt also bereits zu Jahresbeginn spannend an Bord der Vairea. Wer weiss, vielleicht herrscht schon beim nächsten Blogbeitrag Klarheit.
Es ist immer schön eure Berichte zu sehen und zu lesen. Jetzt gibt es auch wieder ein aktuelles AIS Signal für unsere CCS-Club Live Map. Vielen Dank, weiterhin eine schöne Zeit und fair winds
Hallo Thomas
Lieben Dank für das Feedback. Das Senden unseres AIS-Signals bereitet uns leider noch immer Probleme. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht. Wir warten auf Support unseres Händlers sowie des Herstellers.
Liebe Grüsse aus Bonaire
Hallöchen ihr Lieben
Vorallem dem Schreiberling❣️
Es ist wieder ein herrlich, unterhaltsamer und informativer Bericht, den ich mit grosser Freude gelesen habe❣️(HEINZ wird ihn später noch lesen)
Es ist doch einfach schön gute Menschen um sich zu haben, sei es Nah oder Fern.
Ich wünsche euch für das Vorhaben eine gute Entscheidung und weiterhin viele schöne Eindrücke und Momente des Glücksgefühls. I Iove you, euch und eure Berichte
Hallo Du Liebe
was für ein schönes Kompliment. Ganz herzlichen Dank dafür, aber vor allem auch für Deine Unterstützung, Deine Nähe aus der Ferne und Dein grosses Herz.
Wichtig, dass es Dich gibt. We love you too!