Unglaubliches auf Nevis

Ich ziehe Daniel an der Hand auf die andere Strassenseite. Lass uns dieses schnittige Teil doch aus der Nähe betrachten dränge ich ihn. Bullig, riesig und blitzsauber steht es da, das knallrote Auto der Feuerwehr von Nevis. Wir sind noch über die Marke am Rätseln, als eine Frau auf uns zukommt. Mit schnittiger schwarzer Uniformhose, blütenweissem Hemd und einem grossen Lachen im Gesicht. Nein, wir haben eigentlich keine Fragen. Wir finden einfach Euer Feuerwehrauto sehr cool, geben wir ihr zur Antwort. Na dann schwingt Euch doch hinauf, ich schiesse ein Erinnerungsfoto. Ihr Name sei Catherine, auf der Insel bekannt als die Fire Lady. 10 Minuten, viel Gelächter und einige Fotos später bietet sie uns den feuerwehreigenen Pick up an.

Charlestow Fire Station

Damit wir uns problemlos auf der Insel bewegen können, meint sie und nicht auf Taxis oder Busse angewiesen sind. Moment! Da sind wir erst auf dieser Insel angekommen. Gerade einmal seit 1 Stunde in der kleinen Hauptstadt unterwegs. Lernten diese Frau eben erst kennen und jetzt bietet sie uns einfach das Auto der Feuerwehr zur Benützung an?? Wir sind beide baff und uns fehlen schlicht die Worte über so viel Grosszügigkeit. Lasst uns die Telefonnummern tauschen, dann bleiben wir in Kontakt, meint sie und umarmt uns herzlich zum Abschied. Schon lange wieder zurück auf dem Boot sind wir immer noch perplex. Versuchen, uns die umgekehrte Situation vorzustellen. Wenn damals in der Schweiz eine unbekannte, schwarze Frau unser Auto bewundert hätte, wären wir auch so grosszügig gewesen? Wohl nicht, stellen wir ernüchtert fest.

Unterwegs mit der Fire Lady in Nevis

Hast Du Lust uns auf der Vairea zu besuchen, schreibKillerbee in der Sunshine Bar auf Nevise ich Catherine anderntags. 14 Uhr passt perfekt, Treffpunkt Ferry Pier, freue mich, kommt postwendend zurück. Doch von wegen aufs Boot, sie dreht den Spiess um. Scheucht uns nach unserem Anlanden zu ihrem Wagen und auf geht’s zur feuerdienstlich verordneten Inselerkundung. Ein Highlight nach dem anderen steuert sie an, bis wir pünktlich zum Sonnenuntergang in der Bar bei Sunshine landen.

 

ArmkettchenIch habe Euch noch etwas Selbstgemachtes mitgebracht, meint sie und legt mir ein Kettchen mit meinem Namen um das Handgelenk. Daniel bekommt einen gestrickten Anhänger mit dem Wappen von St. Kitts and Nevis. Wenn ihr oder Eure Kinder eine Unterkunft auf Nevis braucht, bei mir Zuhause ist immer ein Zimmer für Euch frei. Catherine schafft es, dass wir komplett sprachlos sind. Am Freitag nehme ich euch mit an eine Party und dann wird getanzt, ruft sie uns zu, ehe sie mit einem letzten Winken davonbraust. Was sind wir doch für grosse Glückspilze, so eine Begegnung ist wohl einmalig sind wir uns einig.

Sour Sop, Cinnamon und Minze aus dem Garten

Bis zum nächsten Tag. Ich bin aMinze, Sour Sop und Cinnamonuf der Suche nach Sour Sop Tee und frage mich am Markt von einem Stand zum nächsten durch. Leider erfolglos. Da dreht sich eine Lady um und meint, ich müsste mir halt einen Busch in den Garten pflanzen. Dass sei leider auf einem Boot eher schwierig, gebe ich ihr lachend zur Antwort. Ohh, das sei natürlich etwas anderes und ob ich eine halbe Stunde warten könne. Sie fahre dann schnell nach Hause und bringe mir ein paar Blätter mit. Aber natürlich warte ich gerne. Ganz herzlichen Dank, stottere ich überwältigt. 30 Minuten später fährt Mrs. Ruth wieder vor. Im Gepäck hat sie drei volle Taschen mit Sour Sup, Cinnamon und Minze-Blätter für mich. Strahlt über das ganze Gesicht, als sie meine riesige Freude sieht. Schliesst mich in die Arme und wünscht mir einen tollen Aufenthalt auf ihrer Insel.

Wann immer zukünftig das Thema Gastfreundschaft und Nächstenliebe zur Sprache kommt, werden wir mit Sicherheit zuerst an Nevis denken. Diese kleine karibische Insel, mit der Form eines Sombreros, ist für uns ein Quell der Freundlichkeit, Herzlichkeit und Dankbarkeit geworden.

Ruine der Cottle Church von 1824 in Nevis

Unsere Reise im Überblick & Unsere Schatzkiste

8 Kommentare zu „Unglaubliches auf Nevis“

  1. So schön, solche Erlebnisse. Und sie machen irgendwo demütig. Ich hatte gestern einen ähnlichen AHA-Moment. Mein Regionalzug, der mich von Kassel zum ICE-Bahnhof Wilhelmshöhe hätte bringen sollen fiel aus. Ich stand also im Bahnhof Kassel und versuchte von einem überforderten Bahnmitarbeiter in Erfahrung zu bekommen wie weit es bis dort ist und ob das in der verbliebenen Zeit wohl noch zu schaffen wäre. Just in dem Moment zupft mich ein 18-Jähriger in Löcherjeans an der Jacke und meint- „Oooh come on, das is wie immer- die Bahn suckt- kommen sie- ich fahr sie schnell hin!“ Sprachs, dreht sich um und verfrachtet mich etwas perplex auf den Parkplatz und in seinen abgeranzten Golf um mich mit ordentlich Metal aus den Basslautsprechern schnurstraks durch die Innenstadt und über irgendwelche Schleichwege zum richtigen Bahnhof zu schippern. Ein Dankeschön? „Lass stecken – alles gut“ – er winkt ab. „Und noch gute Reise!“ Sprachs und entließ mich- gerade noch passend in meinen ICE gen Basel. Ja… nie mehr was negatives über die Jugend von heute! Das warme Gefühl im Bauch, das bleibt 🙂 Euch Beiden noch viel Spaß, es tut gut, euch hier immer wieder zu lesen und genießt die Zeit!

    1. Wie schön von Deinen positiven Erlebnissen zu lesen, lieber Felix. Wir sehen Dich bildlich in diesem fahrenden, wummernden Untersatz durch Kassel rasen 🙂
      Ob jung oder alt, egal welcher Hautfarbe, Geschlecht, Grösse, Nationalität oder Religion – es gibt sie überall, die menschlichen Personen. Die, wie Du so treffend formulierst, ein warmes Bauchgefühl erzeugen. Bis hoffentlich bald wieder, wir freuen uns! Deine Vaireaner

  2. Einfach grandios! Auch das Erlebnis, das Felix im Kommentar weiter oben beschrieben hat. Da muss ich grad an St Eustatia vor ein paar Tagen denken, als beim Ablegen der Hafenmeister unsere INVIA anfunkte. Ob ich der Stefan sei? Der hätte nämlich sein Portemonnaie liegen lassen. Als ich auf dem Rückweg mit dem Dinghy anlande, stehen ein Dutzend Hafenarbeiter Spalier und grinsen mich an. Wünschen mir eine gute Weiterreise und hoffen dass ich bald wiederkomme.
    OK – ein ganz anderes Erlebnis als Eures.

    Menschlichkeit. Wie schön ist es, dass so etwas wirklich noch existiert! Gleichzeitig macht es mich aber auch traurig. Weil wir alle doch verlernt haben, Menschlichkeit zu leben.

    1. Herzlichen Dank lieber Stefan für Deinen Kommentar. Dein schönes Erlebins auf St. Eustatia ist doch auch ein Beispiel, wie herzlich und zuvorkommend die Leute in der Karibik sind. Und bei ihnen kommt auch der Humor selten zu kurz. Eben einfach ansteckend! Schade eigentlich, dass sich die Leute in den Zeiten der Corona-Virus-Hysterie davon nicht infizieren lassen. Lass uns mit gutem Beispiel vorangehen! Denn was man aussendet, kommt zurück. Von irgendwo her, das sind unsere Erfahrungen. Herzlichst, Martina und Daniel

  3. Liebe Martina
    Lieber Daniel
    Wiederum ein sehr positiver und interessanter Bericht. Ich denke es gibt auf der ganzen Welt positives wenn man hinschaut. Positive Menschen ziehen positives an!

    Ich freue mich mit euch das ihr so viele schöne Momente erleben dürft!!!

    Alles Liebe eure Freunde
    Heinz und Graziella

    1. Ihr lieben Beiden, ganz herzlichen Dank für Euren Kommentar. Freuen uns schon riesig auf die kommende Zeit mit Euch!
      Wenn jemand weiss, was Gastfreundschaft ist, dann ihr Zwei.
      Schon jetzt in grosser Dankbarkeit, Eure Freunde, Martina und Daniel

  4. Hallo ihr Zwei und herzliche Grüsse aus Hochdorf/LU.
    Beim lesen heute Morgen ging mir so richtig das Herz auf!
    Schönes und sicher unvergessliches Erlebnis. Wir waren schon lang nicht mehr in der Karibik, doch vergisst man solche Momente nie.
    Apropo, wir hatten ja bei Euch nach einer Kabine gefragt.
    Der Urlaub war als „schnupperkurs“ vor dem grossen Schritt gedacht.
    Nun fliegen wir im März nach Miami und haben mit Gary Fretz in Fort Lauderdale etliche Termine zum Kauf einer 44-45 Ft Lagoon in owner Version.
    Sobald das erledigt ist, wird alles verkauft, gekündigt und at acta gelegt.
    Ich muss schon sagen, wenn die Amis mal von der Kette gelassen, geben die richtig und professionel Gas.
    Buisnessplan steht und ist abgesichert, Liegeplatz für 12 Monate um die US Permancy zu erhalten ist auch schon klar.
    Ist also nur eine Frage der Zeit, bis ihr auf unserem Radar auftaucht. ( )
    Die letzten 5 Monate der Planung etc… waren zwar sehr stressig, zeit und nervenraubend. Doch geht es nun entspannt und gut vorbereitet in den Zieleinlauf.
    Wir wünschen euch noch viele schöne Momente wie auf Nevis und verbleiben mit freundlichen Grüssen, René & Katharina.

    1. Hallo Katharina und René, herzlichen Dank für Euren Kommentar. Und was für tolle Nachrichten kommen da von Euch. Herzlichen Glückwunsch und viel Erfolg in Fort Lauderdale. Wir haben die damalige Planungs- und Aufbruchsphase in spannender Erinnerung. Wir planen, in der nächsten Segelsaison die Ostküste der USA zu besuchen. Ein Treffen ist somit denkbar, es würde uns sehr freuen! Eine gute Zeit und viel Freude wünschen wir Euch aus St. Kitts, Martina und Daniel

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