Bereits seit über einer Stunde sind wir am letzten Tag des Februars unterwegs. Haben Conception Island hinter uns gelassen und machen unter Vollzeug gut Fahrt in nordöstlicher Richtung. Alles läuft rund, bis uns kurz nach neun Uhr eine Meldung der Taimada Crew erreicht. Die weilt bereits auf San Salvador und bemühen sich dort um das Füllen der Tauchflaschen. Leider ist nichts zu machen, schreibt mir eine betrübte Ute, die Tauchbasis in der kleinen Marina füllt uns weder die eigenen Flaschen noch leiht sie uns welche aus. Was für eine herbe Enttäuschung! Ohne tauchen zu können macht ein Besuch für uns leider wenig Sinn, schreibe ich zurück, wir drehen Richtung Long Island ab.
Die nächste Nachricht folgt kurz nach 10 Uhr und hat eine weitere Wende, jetzt wieder in Richtung San Salvador zur Folge. Denn der noble Club Med leihe uns tatsächlich Tauchflaschen aus, jubelt Ute. Gleich nach dem Ankermanöver schwingt sich Daniel ins Dinghi und braust ans nördliche Ende der Insel, wo ihm vom freundlichen Basenleiter vier Flaschen überreicht werden. Am späteren Nachmittag ankern wir Vairea dann nahe einer der zahlreichen Tauchbojen. So werden wir am anderen Nachmittag direkt vom Boot aus zur Unterwassererkundung starten können.
Outer Island mit noblen Hotels
San Salvador lebt praktisch zu 100% vom Tourismus. Ganz im Norden liegt der noble Club Med, in der Mitte ist die Hotelanlage The Sands ansässig und für ganz Betuchte bietet sich im Süden der Insel das luxuriöse The Bohemian Hotel an. Doch von wegen, überhaupt nichts ist zu spüren von einem lebhaften Ort, stellen wir beim Rundgang durch Cockburn Town fest. Überraschenderweise hat es gemessen an der Grösse der Insel eine grosse Anzahl von Autos. Es wird gehupt oder die Leute winken uns durch die geschlossenen Fenster zu. Das Angebot an frischen Nahrungsmitteln ist zwar etwas dürftig, aber Morgen kommt das Mailboat mit Nachschub, erklärt uns die nette Dame im einen der beiden Lebensmittelläden. Und unsere leere Propangasflasche können wir am späteren Nachmittag gefüllt wieder bei ihm abholen, meint der freundliche Tankwart.
Ute und Hajot empfehlen uns den Tauchplatz Grouper Alley grad hinter der Vairea und wundert Euch nicht über den grossen, zahmen Zackenbarsch, so der Hinweis den wir mit auf den Weg bekommen. Und tatsächlich, wie bestellt scheint der Fisch an der Riffkante auf uns zu warten. Mal schwimmt er neben uns, dann führt er das Feld wieder an oder versteckt sich hinter einem Stein, es kommt mir beinahe vor wie Gassi gehen mit einem Schuppentier. Draussen im Blauen patrouilliert ein Schwarzspitzenriffhai, der es aber bei einem kurzen Nähern bewenden lässt bevor er wieder im tiefen Blau verschwindet. Einige Papageienfische, Drücker und vor allem viele Barrakudas treffen wir an. Alles bei einer aussergewöhnlich guten Sicht, wie wir sie noch nie bei einem Tauchgang erlebten.
Tauchen vor San Salvador
Mit dem Anlanden am Strand wird es am Folgetag leider nichts, der Schwell rollt viel zu heftig auf den Strand. Und so bleibt halt einfach der Blick vom Wasser aus zum Denkmal zu Ehren von Columbus, der scheinbar hier zum ersten Mal auf Land getroffen ist. Auch beim zweiten Tauchgang werden wir erwartet, auf Zacki ist Verlass. Dieses Mal lässt er es aber nicht mit dem Begleitservice bewenden, fast schon aufsässig buhlt er um unsere Aufmerksamkeit. Mir kommen Utes Worte in den Sinn und tatsächlich, nachdem ich ihn ausgiebig unter dem Kinn gekrault habe, lässt er etwas von uns ab. Auch der Hai ist wieder da, dieses Mal sogar in Begleitung. Wir tauchen eine ganze Weile parallel zu den Raubfischen und lassen uns dann langsam nach oben über das Riffdach treiben.
Für die kommenden Tage ist etwas stärkerer Südwind angesagt und es ist mit unangenehmem Schwell zu rechnen. Ein Nachteil von San Salvador ist, dass die Insel an ihrer Westseite nirgends eine geschützte Bucht aufweist. Aber oben im Norden, hinter den Riffen bei Grahams Harbour sollten wir ruhig liegen. Und so machen wir uns nach der Rückgabe der leeren Tauchflaschen auf den knapp 10 Seemeilen langen Weg. Und tatsächlich, zum einen liegen wir herrlich ruhig und zum anderen teilen wir uns die riesige Bucht nur mit unseren Freunden Ute und Hajot. Als sich die dunklen Wolken am Folgetag endlich alle verziehen geniessen wir eine kurze Wanderung zum Nordpunkt mit herrlichem Blick hinüber zu den weissen Kalksteinfelsen.
Abschied von San Salvador
Der Wind hat wie prognostiziert auf Süd gedreht und etwas aufgefrischt. Wir schnüren noch einmal die Wanderschuhe und marschieren los Richtung Leuchtturm. Bis auf eine Horde unternehmungslustiger Jungen auf ihren Fahrrädern und vieler Autos sind wir alleine unterwegs. Bis zum Leuchtturm, denn da winken uns von oben Ute und Hajot zu. Wenn vier Nasen dieselbe Idee haben! Auf dem Rückweg sehen wir nebst ein paar neueren Häusern viele Ruinen und zählen vier Bars, die alle relativ verfallen ausschauen und wohl auch nicht mehr so schnell wieder öffnen. Auch die ziemlich neue Anlage mit Restaurant, Gartentischen und Holzhäuschen direkt bei unserem Ankerplatz ist leer und verwaist. Schade und keine Ahnung, was der Grund dafür ist.
Nach einem Sundowner auf der Taimada heisst es für uns dann am Morgen des 5. März Abschied nehmen von San Salvador. Ein etwas durchwachsener Eindruck bleibt bei uns Beiden. So trist und etwas leblos wir diese Insel ganz im Nordosten der Bahamas ausserhalb der luxuriösen Hotelanlagen über Wasser wahrnahmen, so begeistert waren wir von ihrer Unterwasserwelt. Der Weg dorthin hat sich gelohnt sind wir uns sicher, als wir die Segel hochziehen und uns auf den Weg zurück nach Conception Island machen.