Montserrat muss einmal eine glückliche, blühende Insel gewesen sein. George Martin betrieb auf der Insel das berühmte Tonstudio AIR, wo unter anderem die Beatles, Rolling Stones, Elton John und viele weitere Musikgrössen ein und ausgingen. Mit der Hauptstadt Plymouth, die ein richtiges, karibisches Kleinod gewesen sein soll. Einem gut frequentierten Flugplatz und den damals noch zugänglichen Ankerplätzen. Alles im südlichen Teil der Insel gelegen. All das ist Geschichte. Zunichte gemacht vom Vulkan Soufrière. Bereits 1995 und 1996 erfolgten erste Ausbrüche, bevor der Berg dann 1997 die südliche Hälfte der Insel in Schutt und Asche legte. Auch danach und bis 2010 kam es immer wieder zu Eruptionen, so dass dieser Inselteil zur Sperrzone erklärt wurde.
Seit damals ist Plymouth eine Geisterstadt, bis heute unter einer dicken Asche- und Schlammschicht begraben. All das erzählt uns Miga Graham, Rastafari und unser heutiger Tourguide. Wir sind mit ihm in seinem Van von der Little Bay unterwegs zum Montserrat Volcano Observatory. Wir fühlen, dass ihn das Erlebte bis heute beschäftigt und emotional mitnimmt. Nach dem eindrücklichen Film im Observatorium sowie dem Blick auf die zerstörten Häuser können wir den Alptraum der betroffenen Menschen ansatzweise nachempfinden. Miga führt uns auch zum ehemaligen Spring Hotel. Dieses war nach dem zerstörerischen Hurrikan Hugo eben erst wieder aufgebaut- und eröffnet worden, ehe es der Vulkan endgültig dem Erdboden gleich machte.
Vom Sad Part in den Happy Part von Montserrat
Genug mit dem Sad Part, meint Miga. Es wird Zeit, den südlichen Teil zu verlassen und in den Happy Part von Montserrat zurückzukehren. Aber auch dort lässt der Vulkan die Menschen nicht los. Zum Beispiel im absolut sehenswerten Hilltop Coffee House, einem non-profit Museum des Filmemachers David Lea. Denn auch in seinem Minimuseum dreht sich Vieles um den Vulkan und die Zeit Montserrats vor dem Ausbruch. Wir hören ihm interessiert zu und spüren auch seine Betroffenheit.
Gleich unterhalb serviert uns John in seinem kleinen, urigen Restaurant das Nationalgericht Montserrats. Goat Water nennt es sich, ist ein Ziegeneintopf und stammt ursprünglich aus Irland. Und bei John ist der Happy Teil von Montserrat wieder zu spüren. Er sprüht vor Herzlichkeit, Freude und Hilfsbereitschaft. Eigenschaften die wir immer wieder spüren auf dieser Insel. Ausnahmslos Jede und Jeder, mit dem wir irgendwie ins Gespräch kamen, hiess uns willkommen und freute sich über unseren Besuch auf ihrer Insel. So wie Moose, der in der Little Bay einen Imbissstand mit den wohl besten Chicken Wings betreibt. Er strahlte uns an und meinte, I’m positiv.
Diese positive Einstellung, trotz dem Erfahrenen und all den Widrigkeiten ist wirklich bewundernswert! Und dennoch kehren wir auch etwas melancholisch gestimmt auf unsere Vairea zurück. Fühlen mit. Mit dieser Insel, die unverschuldet von einem Tag auf den anderen aus ihrem Leben gerissen wurde und sich jetzt ein Neues suchen muss. Die es aber mit ihren etwa 5000 Bewohnern schaffen wird, dass Montserrat vielleicht eines Tages wieder so ein blühendes Paradies wird. Es ist ihnen von Herzen zu wünschen.
Für positive Menschen ist das Glas eben halbvoll und nicht halbleer. Was müsste man anstellen, um die überall hier anzutreffende positive Lebenseinstellung nach Europa zu bringen?
Schöner und interessanter Bericht!
Gruß aus St. Eustatia
Hallo Stefan
Die oft angetroffene Lockerheit und positive Lebenseinstellung gedeiht vermutlich im karibischen Klima auch besser und einfacher. Ein Transport dürfte schwierig sein, muss doch Jede und Jeder zuerst willens sein, das Glas halbvoll zu sehen. Dann verliert sich auch die Verbissenheit und Zufriedenheit und Dankbarkeit kehrt ein. Liebe Grüsse, auch an Dorothee
Hallo ihr Lieben
Ich erfreue mich immer wieder an diesen tollen, interessanten und positiv geschriebenen Berichte. Nicht immer ist es für die Leute ein Honig schlecken und trotzdem probieren sie das beste daraus zu machen! Schön auch diese etwas andere Seite kennenzulernen und sich ein gutes Beispiel daran zu nehmen dass mit Humor und Zuversicht alles halb so schlimm ist.
Alles Liebe eure Freundin
Liebste Graziella, wir freuen uns immer über Dein Feedback und danken Dir ganz herzlich für das Kompliment. Und genau so wie Du es schreibst ist es. Wenn man nicht alles immer nur Schwarz sieht oder hinter Jedem und Allem etwas Schlechtes vermutet, dann zeichnet das Leben oft helle und warme Farben. Und was wir auch immer wieder erleben, was und wie man etwas aussendet – so kommt es auch wieder zurück. Bis bald und herzliche Grüsse von Deinen Freunden