Ganz zu Beginn unserer Liebe gewann ich bei einem Radio-Quiz eine Reise nach Mauritius und hätte damals nicht im Traum gedacht, was diese 2 Wochen im indischen Ozean alles auslösen und mit sich ziehen. Noch heute lachen wir herzlich, was für Reise-Greenhörner wir doch 2003 waren. Der Virus Reisen aber hatte sich festgesetzt und in den folgenden Jahren konnte uns kein Ziel zu weit und keine Destination zu abenteuerlich sein. Wenn wir von schönen Zielen innerhalb Europas hörten, winkten wir nur ab und meinten, das wäre dann was fürs Alter… Aber wie so oft kommt vieles anders und Tschudins geniessen im besten Alter und mit grosser Freude die schönen Ziele innerhalb Europas.
Dieses Mal bieten sich von La Linea de la Concepcion, wo wir mit unserer Vairea liegen, Malaga und Ronda, zwei weitere sehr unterschiedliche Orte in Andalusien an. Hier Malaga, die Grossstadt am Meer – da Ronda, das weisse Dorf in den Bergen. Wie eigentlich immer suche ich vorgängig im Netz nach schönen Unterkünften, am liebsten familiengeführte, kleinere Pensionen. Auch diesmal werde ich fündig und so steuern wir gegen Mittag das Hotel Monte Victoria an – das, wie der Name besagt, hoch über der Stadt liegt. Nur eine Handvoll Zimmer bietet die Familie an, die diese kleine Pension sehr liebevoll führt, jedes hübsch eingerichtet und mit allem nötigen Komfort ausgestattet. Und das soll nur Zweisterne haben? Unser Zimmer verfügt sogar über einen Balkon mit einer traumhaften Aussicht auf die Innenstadt. Bewaffnet mit einem Stadtplan und vielen, hilfreichen Tipps der Señora ziehen wir los, Richtung Altstadt. Obwohl der Nordwind kalte Luft aus Zentraleuropa nach Malaga schaufelt, finden wir auf der Plaça de la Merced einen geschützten Platz, um Tapas zu geniessen. Die Altstadt rund um die Kathedrale ist mehrheitlich autofrei und so können wir recht ungestört flanieren und fotografieren. Bei el Pimpi degustieren wir die verschiedenen Süssweine und entscheiden uns für den am wenigsten klebrigen. Selbstverständlich kommt auch ein Topf des schwarzen Honigs mit in die Einkaufstüte. Die nette Dame hat mir zwar erklärt, wie und wobei ich ihn verwenden kann, aber ihre Ausführungen kamen wie aus dem Maschinengewehr geschossen, so dass ich mindestens die Hälfte nicht verstanden habe und mich wohl im Netz noch etwas schlau über die Verwendung machen muss….. Vielleicht liegts am Monat oder eventuell ist Malaga keine typische Reisedestination, wir erfreuen uns jedenfalls, dass wir ungestört besichtigen und fotografieren können. Und Ziele hat‘s in dieser sehr speziellen Stadt mehr als genug.
Am Abend kehren wir im El Méson Cervantes ein und sind sehr angetan von Atmosphäre, Bedienung und Qualität des Angebotenen.
Nach einem mehr als grossartigen Frühstück und einer herzlichen Verabschiedung machen wir uns bei herrlichem Wetter auf Richtung Berge. Ronda ist unser Ziel und dort das Hotel Colon. Wir steigern uns, diese Unterkunft ziert genau 1 Stern J Das Navigationsgerät führt uns durch ein Gewirr von engen Strässchen und Gässchen punktgenau zu unserem heutigen Ziel. Auch da, eine sehr freundlicher Empfang, ein sehr hübsches, sehr ruhiges und sauberes Zimmer mit allem Komfort und einer funktionierenden Heizung empfängt uns. Und wie wichtig letzteres ist, das werden wir schon bald spüren. Denn ein Blick auf die Wetterprognosen besagt, dass die Temperaturen in der Nacht und am frühen Morgan auf Minus (!) 1 Grad fallen werden. Beim ersten Gang durch den neueren Teil des Städtchens fällen mir eine Art Lammfellfinken ins Auge. Daniel kann gar nicht schnell genug schauen, wie diese flauschig-warmen Treter in meiner Tasche verschwinden, nach der Bezahlung notabene. Ronda hat zwei Stadtteile, verbunden wird die Alt- und die Neustadt durch eine uralte, imposante und zweistöckige Brücke. Wie Schwalbennester kleben die Häuser zum Teil an den steilen Felsen, unglaublich! Zum Teil wird’s einem beim runterschauen fast ein wenig trümlig. Besonders die schmucke Altstadt ist ausnehmend schön und sehr gepflegt. Endlich kein permanent herumliegender Hundekot wie sonst an so vielen Orten! In Ronda steht auch die älteste Stierkampfarena Spaniens, ein wunderschönes Gebäude, das einen so barbarischen Brauch beherbergt! Anders als in Katalonien findet der unsägliche Stierkampf an einigen Orten Andalusiens und auch in Madrid noch statt.
Obwohl Ronda ein sehr bekannter Ort Andalusiens ist, ist er wohltuend weniger touristisch wie zum Beispiel Taormina in Sizilien oder auch die Dörfer der Alpujarras. Auffallend viele asiatische Besucher stellen wir fest, die aber wie überall im Galopp durch die Sehenswürdigkeiten preschen.
Leider haben viele der empfohlenen Restaurants und Gaststätten am Abend geschlossen und so setzen wir uns spontan in ein Lokal in der Innenstadt. Anfängerfehler der gröberen Art! Wir stufen das Essen als knapp essbar ein und verlassen die ungastliche Stätte so bald wie möglich um im nahe gelegenen Pub mit einem guten Gin Tonic und Fussball dem Abend doch noch eine gute Wende zu geben.
Ach ja, es gibt noch eine lustige Begebenheit aus Ronda zu erzählen; ausgerechnet am bisher kältesten Ort unseres neuen Lebens kaufe ich mir einen Fächer für die heissen Tage JGut vorgesorgt meint meine bessere Hälfte lakonisch.
Für die Rückfahrt nach La Linea wählen wir die Strasse durchs Hinterland und kommen so in Cascares vorbei. Auch dieser hübsche, blendend weisse Ort erinnert uns sehr an eines der Dörfer der Alpujarras, aber auch Cascares dünkt uns um einiges authentischer.