Wir erlebten in den letzten knapp sechs Jahren gar manches Anker- und Bojenfeld. Eines war aber immer gleich: die Boote kamen und gingen in einem steten hin und her. Was auch völlig normal ist, wenn man mit einem Segelboot unterwegs ist. Früher oder später wollen die Meisten wieder unterwegs sein, auf dem Weg zu einem neuen Ziel. Doch dann kam Corona und mit dem Virus veränderte sich das Verhalten fast komplett. Wem das sprichwörtliche Glück hold war, befand sich mit seinem schwimmenden Zuhause an einem dieser Orte, wo mehr Freiheiten anstatt Restriktionen herrschten. Daher denken wir sehr gerne an die Zeit auf den US Virgins zurück, dankbar für die uns dort gewährten Möglichkeiten.
Seit damals sind viele Monate ins Land gezogen, die erhoffte Entspannung blieb aber leider aus. Und so ist es überhaupt nicht verwunderlich, dass hier auf Bonaire kein Austausch an Segelbooten stattfindet. Warum denn weg von hier, hören wir immer wieder im Gespräch mit Segelfreunden. Bonaire ist doch ein Paradies. Freie Bojen? Ein Fremdwort. Und wenn sich dann ein Segler aufmacht, stehen mögliche Nachfolger Schlange. Einige, wie auch wir, möchten gerne weiter, träumen von neuen Zielen. Doch die Vorgehensweisen haben sich verschoben. Bisher war es eben nur eine Frage der Zeit, bis man wieder los wollte. Denn nach einer Weile Verbleib an demselben Ort obsiegte bei uns die Neugier nach neuen Zielen. Doch jetzt überlegen wir uns zweimal, ob ein Aufbruch mit allen möglichen Konsequenzen tatsächlich sinnvoll ist. Vorsicht ist besser als Nachsicht, lautet die Devise.
Wie weiter?
So wie sich die Erde um die Sonne, dreht es sich bei der Crew der Vairea um die Frage „wie weiter“. Ein Zitat des österreichischen Autors Ernst Ferstl, trifft den Nagel auf den Kopf. „Die Fragen von morgen wachsen auf den Antworten von heute, die wir auf die Fragen von gestern gegeben haben“. Oder ganz trivial, wir sind nicht weiter, weder physisch noch gedanklich. Brüten, Lesen und diskutieren sind der neue Ganztages-Zeitvertreib an Bord. Das waren noch Zeiten, als nur das Wetter ausschlaggebend war, ob oder wann wir uns wieder auf den Weg machten, sinnieren wir. Jetzt sind es ganz andere Faktoren, die darüber entscheiden, ob das Eine oder doch das Andere sinnvoll und richtig ist. Konnte man sich früher über falsch getroffene Entscheide maximal ärgern, könnten sie heute von grösserer Tragweite sein.
Wie sich die Lage entwickelt, steht in den Sternen oder liest sich im Kaffeesatz. Was ist bei welchen Inseln zu erwarten? Eine Tendenz ist nirgends spürbar, aber überall scheint alles möglich zu sein. Alle Varianten werden diskutiert. Direkt zu den Bahamas segeln oder mit einem Zwischenstopp auf Jamaica oder Kuba? Zuerst nach Curacao? Oder solange auf Bonaire bleiben, bis die angekündigte Impfung verfügbar ist? Danach aufbrechen oder doch besser gleich die ganze Saison auf den ABC-Inseln bleiben? Das Hin und Her erzeugt mehr Fragen statt Antworten, ganz schlecht für eine finale Findung.
Wir bleiben vorerst im Hin und Her
Wir verlängern die Mooringboje und unseren Mietwagen, den wir uns mit der Crew der SY La Bohème teilen, immer wieder um eine Woche. Auch auf diesem Boot gibt’s mehr Fragen als Antworten und ebenfalls wechselnde Stossrichtungen. Regelmässig tauschen wir uns mit Simone und Peter aus, geteiltes Leid ist halbes Leid. Wollen wir doch zusammen zu den Bahamas und in die USA segeln. Doch weder hier noch da resultiert eine Lösung. Auf der Lille-Venn hingegen ist bereits Gelassenheit und Ruhe eingekehrt. Für Barbara und Ralph steht die Marschrichtung fest. Direkt zu den Bahamas via Mona-Passage lautet der Plan. Sie warten nur noch auf das passende Wetterfenster.
Dann schafft es der Skipper mit nur einem einzigen Satz Ruhe und Ordnung in unser Chaos zu bringen. „Noch immer fanden wir die genau richtige Lösung für uns!“ Stimmt, er hat absolut Recht. Verrückt, da ist man viel zu sehr auf das womöglich Negative fokussiert. Konzentriert sich auf alle eventuellen Widrigkeiten und Probleme, anstatt einfach darauf zu vertrauen, dass wir auch dieses Mal eine gute Entscheidung treffen. Zuversicht ist Einsicht auf Aussicht. Damit ist zwar kurzfristig keine Lösung getroffen, aber es lässt sich ungemein viel entspannter damit leben!
Nicht auszudenken, wenn wir Daniels Geburtstag wegen den ganzen endlosen Diskussionen und dem nervenfressenden Hin und Her vergessen hätten. So aber verbringen wir ganz relaxt zusammen mit Simone und Peter einen wunderschönen Abend in einem dieser vielen kulinarischen Perlen auf Bonaire. Und zu den unendlich vielen schon existierenden Wünschen für die Nach-Corona-Zeit kommt noch der dazu, dass es hoffentlich nächstes Jahr wieder einmal mit einer ausgelassenen Feier im grösseren Kreis klappt. Es geht jetzt Ende Januar 2021 entgegen und wir schauen entspannt gespannt unserer Entscheidung entgegen. Ob die wohl bis zum nächsten Blogbeitrag gefallen ist?
Wünsche euch viel Glück und vor allem bleibt Gesund. Gruss von einem ex Flughäfeler.
Das wünschen wir Dir ebenfalls. Liebe Grüsse aus Bonaire
Ihr Lieben
Ich habe den Bericht wiederum mit Begeisterung gelesen und kann dazu nur sagen, ihr werdet sicher die richtige Entscheidung treffen, denn es gibt keine Falsche, wenn man eine gute Einstellung hat.
Alles Liebe und Gute auf eurem weiteren Weg
Graziella
Meine Liebe, herzlichen Dank für Deine Nachricht und die lieben, positiven Worte. Wir bauen darauf, dass wir die für uns richtige Entscheidung zu treffen.
Eine Umarmung zu Dir und Heinz!
Gibt es im Illy immer noch eine Kugel Eis zum Kaffee und das beste Internet?
Wir waren im November 2019 dort und haben den Aufenthalt sehr genossen.
Schönen Aufenthalt und fair Winds weiterhin
Die TRELAX Crew
Hallo ihr Beiden, ganz genau damit punktet das Lucianos noch immer. Unter anderem darum (und wegen des feinen Kaffees) zieht es auch uns immer wieder dorthin. Auch Euch, wo immer ihr seid, fair Winds und eine gute Zeit.