Wir haben wieder etwas gelernt! Was meine Kinder damals mit einem coolen „ich gehe hangen“ oder „wir sind am chillen“ ausdrückten, ist nichts anderes wie das karibische „limen“. Heisst so viel wie nichts tun ausser geniessen, glücklich und dankbar sein. Und so limen wir seit Wochen glückselig und für zwei Wochen zusammen mit unseren Freunden Sandra und Felix von einem Highlight zum anderen. Auch wir sind überzeugt, die südlichen Grenadinen gelten nicht umsonst als karibischer Traum. Eine Welt aus vielen kleinen und zum Teil winzige Inseln in kurzer Entfernung zueinander, wobei Palm Island für mich der Innbegriff des karibischen Postkartenidylls ist.
Palm Island und Petit St. Vincent – private Grenadinen
Ein fast perfekt geformter, blütenweisser Sandhaufen mit Palmen in türkisfarbenem Wasser. Vor vielen Jahren kaufte ein Seglerpaar die damals unbewohnte Grenadinen-Insel, sie pflanzten Palmen, bauten ein paar Bungalows und betrieben einige Jahre einen kleinen Hotelbetrieb. Nach ihrem Tod wurde Palm Island von einer grossen Hotelgruppe übernommen und zu einem First-Class-Resort umgestaltet. Ein Besuch auf der Insel lohnt nicht nur wegen des wundervollen Sandstrandes sondern auch wegen den vielen Leguanen, die uns beim Rundgang fast über die Füsse fallen. Der Ankerplatz genügt für einen kurzen Stopp, ist aber viel zu rollig um über Nacht zu bleiben.
Kein Problem, denn nur ein paar Seemeilen weiter finden wir vor dem nächsten Eiland komfortable Bedingungen vor. Gleich hinter dem Riff und zwischen den Inseln „Petit Saint Vincent“ und „Petit Martinique“ werfen wir den Anker. Diese beiden Inseln trennen zwar nur einige wenige Meilen, aber auch eine Grenze, denn Klein-Martinique gehört geografisch bereits zu Grenada. Klein-St. Vincent ist eine exquisite Boutique-Hotelinsel mit Übernachtungspreisen, die sich gewaschen haben. Dafür wird dem solventen Gast nebst absoluter Privacy auch jeglicher Luxus geboten. Vor jeder der nicht einsehbaren Villen steht ein Mast, an dem der Gast verschiedenfarbige Fähnchen aufziehen- und damit seine Wünsche kundtun kann. Einer der vielen Angestellten flitzt dann umgehend mit einem Mini-Mook, eine Art Spielzeugauto los. Für 2500.- US Dollar pro Nacht! darf man schliesslich auch etwas erwarten.
Für die Yachties stehen eine von 3 Bars und ein Restaurant offen. Wobei für Letzteres klare Kleidervorschriften gelten wie lange Hosen und Hemd, naja. Wir kochen lieber in kurzen Hosen an Bord und geniessen unser Dinner mit Blick auf die herrliche Inselwelt.
Union Island
Clifton Harbour – agressive und unfreundliche Boatboys
Bevor es für uns weiter nach Grenada geht, wollen wir als letzte Destination der Grenadinen noch das etwas grössere Union Island mit dem Hauptort Clifton Bay entdecken. Im Doyle-Reiseführer steht: ein hübscher, kosmopolitischer Ort mit feinen Restaurants und tollen Möglichkeiten, frisches Obst und Gemüse einzukaufen. Das tönt doch erfreulich, zudem ist es auch der Ort, von wo unser Besuch wieder nach Europa zurückfliegt.
Nichts Böses ahnend biegen wir nach der Riffeinfahrt in die als Ankerbucht ausgewiesene Clifton Bay ein. Dass ein Boatboy uns eine (illegale) Mooringboje verkaufen will, ist nichts Neues und ich zeige ihm wie schon oft freundlich unsere Ankerabsicht an. Für mich ist die Sache damit gegessen, nicht aber für ihn. Er hält unbeirrt eine Boje hoch und brüllt lautstark, dass ankern nicht erlaubt sei. Ich hasse Gebrülle und versuche, ihn so gut wie möglich nicht zu beachten. Er braust zwischen Boot und Boje hin und her und schreit pausenlos, worauf ich ihm ein weiteres Mal noch ganz anständig unsere Absicht anzeige. Nun belässt er es aber nicht mehr nur beim Schreien, sondern beginnt uns aktiv beim Ankermannöver zu stören. Eine sehr unangenehme Situation, die stresst und ärgert.
Nachdem der Anker sitzt, taucht besagter Typ am Heck auf und blafft Daniel an. Dem platzt endgültig der Kragen, als der Frechdachs nebst Beleidigungen noch 20 EC Dollar für seine Dienste verlangt! Wie bitte??? Für was?? Nun hau aber blitzartig ab, rät Daniel ihm, worauf er noch einmal beschimpft wird. Meine Freude an Union Island sinkt schlagartig in den Keller.
Bar Happy Island – keine Insel der Grenadinen
Der Besuch am Abend auf Happy Island, dem Felshaufen inmitten der Ankerbucht mit der bekannten Bar obendrauf, kann meine Laune kurzfristig verbessern. Wir werden aber auch gut unterhalten, denn ein junger Kite-Surfer namens Pokémon rast in einem unglaublichen Tempo mehrmals auf die Bar zu und wendet in gekonnten Sprüngen dicht vor oder gar über die Dinghys hinweg. Der Ärger ist verschwunden und unfreundliche Typen gibt’s wohl überall denke ich.
Genau bis zum nächsten Morgen. Da taucht ein Anderer dieser Gattung auf und bietet uns Baguette-Brot an. 4 Stück und dafür will er 100 East-Caribbean-Dollar. Er verlangt also 35.00 Franken für 4 ganz einfache, normale Weissbrotstangen!! Heiliger Bimbam, was ist denn in dieser Clifton Bay los? Wir verzichten auf das Angebot und schon geht das Gezeter wieder los. In Amerika kostet das Brot auch so viel – interessiert uns nicht, wir sind nicht in Amerika. Wir sind ganz böse Leute, schreit er. Das Internet ist voll mit Beschwerden über die unverschämten, aggressiven Boatboys in Clifton Harbour, es gibt sogar eine Beschwerdestelle im Ort und in Kürze findet eine Konferenz zur Situation statt. Dem eigentlich hübschen Ort mit den ansonsten vielen freundlichen Leuten ist eine gute Lösung zu wünschen. Uns aber reicht’s, wir sind bedient.
Chatham Bay
Geht auf die andere Seite von Union Island, in die Chatham Bay, schreibt mir Segelfreundin Nadine, die sich in der Gegend bestens auskennt. Dort wird’s euch gefallen und ihr euch wohlfühlen. Die Leute seien extrem freundlich und ihre BBQ’s exquisit. Schlimmer kann‘s ja nicht werden, unken wir. Und doch ist mir etwas unwohl, als bei der Einfahrt in die Ankerbucht ein Rastaman mit seinem Beiboot auf uns zuhält. Doch alle Sorge ist umsonst, er hält während des Ankerns nicht nur gebührend Abstand, nein er stellt sogar seinen Motor ab! Wellcome in my paradise, my name ist Summer, artikuliert er etwas schwer verständlich und mit entrücktem Blick. Noch etwas früh für die erste Pfeife denke ich schmunzelnd.
Wir freuen uns sehr hier zu sein, versichern wir Summer und verabreden uns bei ihm und seiner Schwester in ihrer Strand-Bar für ein BBQ. Über dieser hängt am frühen Abend nicht etwa der Duft der weiten Welt, sondern der süssliche Geruch von reichlich konsumiertem Stoff. Alles easy, alles friedlich, Bob Marley leiert in einer Endlosschleife aus dem Rekorder und mittendrin hottet Summer im Takt der Musik auf seinem Stuhl, jetzt so richtig happy und voll zugedröhnt. Das von der liebenswürdigen Vanessa zubereitete Essen schmeckt vorzüglich und wir sind uns Alle einig, dass Chatham Bay ein total friedfertiger Ort ist.
Ashton
Zwischen Chatham und Clifton liegt mit Ashton noch ein dritter Ankerplatz und unsere letzte Station auf Union Island. Ursprünglich war dort eine Marina geplant, doch das Projekt ging Bankrott und die ersten Arbeiten versanken immer noch gut sichtbar im Meer. Dank der geschützten Lage und des Niedrigwassers gilt die Bucht vor dem kleinen Ort Ashton als Mekka für die Kitesurfer. Respekt, wie diese Brettkünstler direkt von ihren Katamaranen aus zu den rasanten Fahrten über das Wasser starten.
Nach einer etwas rolligen Nacht nehmen wir am 2. Mai den Anker auf, ein weiteres, aber bestimmt letztes Mal geht’s zum ausklarieren in die Clifton Bay. Unbehelligt werfen wir unseren Anker und konstatieren, dass die „charmanten“ Boatboys dieses Mal mit der Crew eines amerikanischen Katamarans „Nettigkeiten“ austauschen. Diese Typen suchen wohl einfach immer und überall Streit! Am Nachmittag bringen wir unsere Freunde zu Fuss zum Wald-und-Wiesen-Flughafen von Union Island, von wo sie ein kleines Propellerflugzeug in 20 Minuten über die Inselwelt der Grenadinen nach St. Vincent fliegt.
Anderntags heisst es für uns Abschied von St. Vincent und den Grenadinen zu nehmen. Nach der Abmeldung beim Zoll bleiben uns 24 Stunden, bevor wir das Land verlassen müssen. Zusammen mit der Crew der SY Isis, Judy und Günther, segeln wir noch einmal nach Petit St. Vincent. Geniessen mit unseren österreichischen Freunden einen schönen letzten Tag in dieser herrlichen Inselwelt, bevor es anderntags für beide Crews Richtung Carriacou/Grenada weitergeht.
Traumhaft schön wars!
Und… schon Adam hat im Paradies die Schlange getroffen. Die gute Nachricht; Ihr wart schlauer und habt abgelehnt- ihr dürft noch bleiben 🙂
Genießt die Wege, die zum Ziel werden und wir freuen uns auf ein Wiedersehen!