Wobei ich diesen Satz ehrlicherweise gleich wieder korrigieren muss. Denn auf Bonaire trifft diese Aussage so nicht zu. Was mich aber nicht froher stimmt, ganz im Gegenteil. Denn wir wissen um die Einschränkungen und Entbehrungen die in der Heimat erduldet werden müssen. Mir tut das im Herzen weh. Gerade über die Festtage müssen solche Umstände noch viel schwerer wiegen, wo man sonst völlig selbstverständlich zusammen kommt, um unbeschwert und fröhlich zu feiern. Was würde ich dafür geben, meine Liebsten über die Festtage hierher beamen zu können! Ich kann es also absolut verstehen, wenn Bilder aus Bonaire gerade das Allerletzte sind, was man sehen will. Ebenso kann ich nachvollziehen, wenn man diesen Bericht nicht zu Ende lesen mag. Vielleicht aber, so meine Hoffnung, erfreut es den einen oder anderen für ein paar Minuten. Wieder einmal etwas anderes sehen oder hören wie Virus, Pandemie, Impfung oder Lockdown.
Mit unserer Verweildauer hier auf Bonaire nehmen auch die gesellschaftlichen Anlässe zu. Als mir Barbara damals nach unserer Ankunft hier auf der Insel verriet, dass sie für die vielen Einladungen einen Terminplaner braucht, muss ich sie wohl mit Verwunderung angeschaut haben. Schlappe drei Wochen später schreibt sich auch Frau Tschudin die Anlässe auf, aber das verrate ich natürlich nicht. Mit grosser Freude und Begeisterung klappern dann auf der Vairea die Töpfe und Pfannen oder wir werden auf anderen Booten genussvoll verwöhnt. Auch geniessen wir immer wieder in geselliger Runde einen Abend in einem der verschiedenen Restaurants rund um Kralendjik.
Nummer 2 in der Katamaranreihe
Schon fast ein Must ist der alle zwei Wochen stattfindende Ladies Lunch. Eine stattliche Anzahl Seglerinnen trifft sich bei bester Laune im La Terrazza zu Speis, Trank und viel Geselligkeit. Wie bei solchen Anlässen üblich stellt sich Eine um die Andere mit dem eigenen- und dem Namen des Bootes vor. Am letzten Freitag wird interessiert nachgefragt, wo denn das grad vorgestellte Boot im grossen Bojenfeld liegt. Schnell ist ein Anhaltspunkt gefunden, der die Lokalisierung ungemein vereinfacht: „die Katamaranreihe“. Man liegt also entweder nördlich oder südlich davon. Dieser Begriff ist absolut sinnvoll, liegen doch fünf Zweirumpfboote wie auf einer Perlenschnur aufgezogen nebeneinander. Wer uns also sucht, ganz einfach, wir sind die Nummer 2 in besagter Reihe.
Von unseren Nachbarn zur Linken, Lukke und Robbert, werden wir zusammen mit weiteren Kollegen zu einem Törn auf ihre Fountain Pajot „eight“ eingeladen. Die Männer fachsimpeln und setzen bravourös die verschiedenen Leichtwindsegel, während wir Ladies es uns so richtig gut gehen lassen. Was geniesse ich diese Stunden auf See. Segeln, für einmal ohne jegliche Verpflichtung oder Verantwortung macht höllisch Spass.
Am letzten Samstag folgen wir mit Freude dem Aufruf von Yvonne und Coen, den zwei liebenswürdigen Holländern von Heavy Metal. Laden kurz nach dem Mittag einiges zum Essen, Getränke und unseren Sonnenschirm ins Beiboot und binden uns mit etwa 20 weiteren Dinghis zusammen. Das Ziel dieses Spassausfluges ist es, uns ohne Motor von Bonaire an den No Name Beach von Klein Bonaire treiben zu lassen. Ab und zu muss dann trotzdem einer seinen Motor starten, damit wir nicht aufs Riff treiben. Nach etwas mehr als zwei Stunden ist der Dinghi Drift geschafft und wir geniessen ein fröhliches Beisammensein in geselliger Runde.
Festtage über dem Wasser
Wir sind eben bereit zur Rückfahrt, da besucht uns eine stattliche Anzahl Delphine. Die Begeisterung darüber ist schier grenzenlos! Wer kann schnappt sich Schnorchel und Tauchbrille, springt ins Wasser und schwimmt eine Runde mit den Meeressäugern. Unglaublich, wie nah die Tiere die Schwimmer heranlassen. Wir schauen diesem herrlichen Treiben vom Beiboot aus zu, nicht wissend, dass uns das Highlight noch bevorsteht! Uns begleiten diese eleganten und pfeilschnellen Tiere anschliessend doch tatsächlich auf der Hälfte des Heimweges. Dani gibt Vollgas, genau dasselbe machen die Delphine. Sie rasen vor und neben uns her und springen dabei immer wieder aus dem Wasser. Bescheren uns ein ums andere Mal kräftige Salzwasserduschen. Ich quietsche am Bug stehend vor Glück. Die Delphine zeigen uns eindrücklich, wer hier die Champions der Meere sind. Völlig begeistert sind wir uns einig, das war wirklich ein absoluter Höhepunkt.
Eine Tour mit dem Mietwagen in den Süden und an die windige Ostküste der Insel offenbart sowohl viel Geschichte wie auch viel Natur. Fahren an den endlos langen Salzfeldern und den Sklavenhütten vorbei. Vor allem aber begeistern mich die Tiere ein ums andere Mal. Was für ein Spass, den wunderschönen Flamingos zuzuschauen. Ganz rhythmisch bewegen sie ihre langen und grazilen Beine im sandigen Grund, umso ihre Nahrung heraus zu puhlen. Von den vielen wildlebenden, aber doch zutraulichen Eseln lassen wir uns zu gerne beschnuppern und bereuen es, keine Möhren dabei zu haben. Sitzen ganz gemütlich am Sorobon-Beach und bestaunen die vielen wagemutigen Kitesurfer oder tollkühnen Windsurfer in der geschützten Lagune.
Festtage unter Wasser
Wenn wir nicht driften, erkunden oder uns kulinarisch bewegen, dann bestimmt das Tauchen unseren Tag. Mit Freunden oder Alleine tauchen wir an einem der unzähligen Tauchspots auf Bonaire oder Klein Bonaire ab. Wie einfach wir hier doch unserer Leidenschaft frönen können. Entweder lassen wir uns direkt von der Vairea ins Wasser fallen oder dann fahren wir mit dem Beiboot einen der unzähligen Tauchspots an. Erfreuen uns über die intakte Unterwasserwelt und die Sauberkeit des Wassers. Staunen immer wieder wie zutraulich die Fische sind. Und nach etlichen Tauchgängen bekommen wir endlich den quietschgelben Frogfish vor die Linse.
Die Suche nach den Seepferdchen war noch nicht erfolgreich, aber daran arbeiten wir noch. Die attraktiven Tauchplätze im Süden der Insel sind für das Dinghi definitiv zu weit. Daher werden wir mit der Vairea hin segeln und sie dann an einer der Bojen festmachen. Freuen uns, dass uns dabei einige unserer Segelfreunde für ein paar Tauchgänge begleiten werden. Allerdings ist dieser Ausflug erst nach den Weihnachtsfeiertagen möglich. Denn unsere Vairea ist über die Festtage eher ein Weihnachts- denn ein Segelboot. Seit Tagen grassiert das schaurig schöne Dekorationsvirus im Bojenfeld und seit einigen Tagen ist auch unser Katamaran mit diversen Lichtern geschmückt. Ob es denn tatsächlich auch die pinke Lichterkette mit Flamingos sein musste, da sind wir uns immer noch uneins.
So spannend geschrieben! Besonders wenn wir das alles bestens kennen!
Geniesst eure Zeit auf Bonaire und dann ein schönes Weihnachtsfest mit allen lieben Freunden.
Seit herzlich gegrüsst ♀️
Pia
Danke schön! Ihr habt auch dazu beigetragen, dass wir hier so schnell heimisch wurden liebe Pia und lieber Köbi. Wir wünschen Euch fröhliche und schöne Weihnachtstage und freuen uns schon sehr von Euren neuen Erlebnissen zu hören. Bis zum nächsten Wiedersehen seid herzlich gegrüsst von uns.
Wegträumen ist ja auch eine Art von Urlaub, 2020 so ziemlich der einzige, der weiter weg führt als 300 km Umkreis.
So gesehen immer her mit den Berichten, mitlesen, mitfühlen, mitdenken ist ja auch etwas sehr schönes. Genießt eure Zeit da unten im Paradies, genießt die gefilterte Luft in ruhiger Umgebung und die zahmen Fische – Und vor allem genießt das Zusammensein mit Menschen, wo dies ganz offensichtlich Dank selbst gewählter Isolation weitesgehend gefahrlos ist.
Die Realität in Form von Zoll, Abstrichen und sonstigem unliebsamen Gedöns hat euch schneller wieder, als euch lieb sein wird.
In diesem Sinne schöne Weihnachten, Ihr könnt ja eine große Thunfischgräte senkrecht stellen und ein paar Kerzen dran machen.
Auch so eine Art Baum – regional passender als Schneeflockendeko
Grins
Eine Freude zu lesen, dass Du wenigstens gefühlsmässig mit an Bord der Vairea bist. Und da es uns nie in den Sinn kommen könnte Dich enttäuschen zu wollen, werden wir weiterhin unser tägliches Leben in Berichten zusammenfassen und mit Bildern untermalen. Wir sind glücklich und dankbar für die Möglichkeit auf dieser Insel einige Zeit zu verweilen. Ohne das Unliebsame, das wie Du richtig sagst, irgendwann auch wieder zu Tschudins Alltag gehört. Jetzt werden wir uns sputen um einen Thuna an die Angel zu bekommen und dann Deiner Deko-Anregung umgehend Folge leisten 😉 Wir werden von etwaigen Fortschritten gerne berichten 😉
Herzlichst Frohe Weihnachtstage Dir und Sandra und ganz liebe Grüsse