Mit durchzogenen Erwartungen fahren wir am Nachmittag des 27. Dezember nach 34 Stunden auf See durch den stark befahrenen Inlet von Palm Beach. Von der ersten und bisher einzigen Begegnung mit diesem Ort sind mir ein mondäner Eindruck, aufgerissene Strassen, Baulärm, keine Parkmöglichkeiten und kaum ein Durchkommen auf den Gehsteigen geblieben. 2010 war das und wir zusammen mit unseren Freunden auf einem Road Trip durch Florida. Alles in allem eigentlich kein Ort zum Wiederkommen. Aber weil wir unseren Freund Armin Leuze wiedersehen wollen der hier wohnt und arbeitet, legen wir trotzdem einen geplanten Kurzaufenthalt ein. Bevor Armin nach West Palm Beach auswanderte und hier ein sehr bekanntes und erfolgreiches Cateringunternehmen übernahm, trug er mit seinen unglaublich leckeren Kreationen mit dazu bei, dass unsere Hochzeit vor 10 Jahren zu einem wundervollen und unvergesslichen Erlebnis wurde.
Der Kontakt mit ihm und seiner Frau Helen ist seitdem nie abgebrochen. So ist es selbstredend, dass wir Palm Beach nicht auslassen. Vorbei an Wracks und vollen Anker- und Mooring Feldern fahren wir über eine halbe Stunde lang, bis sich die Flagler Memorial Bridge um 14.45 für uns öffnet. Hoch gepokert mit dem langen Weg und dem Risiko eventuell umdrehen zu müssen, doch die Rechnung geht auf. Der Ankerplatz ist nur spärlich belegt und wir sind mehr als angenehm überrascht von der sich uns bietenden Aussicht. Zur einen Seite Palm Beach mit dem Flagler Museum und den gepflegten Villen und auf der anderen Seite West Palm Beach mit dem Public Pier und der umtriebigen Waterfront. Von dort begleitet uns ein paar Stunden später weihnächtliche Musik und Lichterspiele in einen verdienten und erholsamen Schlaf.
Heiss und feucht in West Palm Beach
Anderntags liegt mein armer Captain flach. Es ist heiss und feucht hier und die Temperaturumstellung bereitet ihm grosse Mühe. Dank viel Schlaf ist mein angeschlagenes Pflänzchen aber rechtzeitig wieder fit für die Abholung des Mietwagens. Beim Bahnhof stehe unser Mietwagen bereit, steht auf dem Voucher. Ich muss zweimal lesen, aber da steht tatsächlich Bahnhof. Öffentlicher Verkehr in Amerika tönt gar fremd. Und West Palm Beach leistet sich gar den Luxus von drei verschiedenen Eisenbahngesellschaften und Strecken. Zwei bedienen mit unterschiedlichen Haltestellen die Strecke Fort Lauderdale und Miami und die Dritte fährt hinüber nach Tampa an den Golf von Mexiko.
Mit unserem fahrbaren Untersatz machen wir uns als erstes auf die Suche nach neuen Batterien. Die Werft in Deltaville hatte eigentlich den Auftrag, diese während unseres Heimataufenthaltes im Herbst einzubauen. Hat dies aber leider schlicht „vergessen“. Doch wie befürchtet werden wir in West Palm Beach auf die Schnelle nicht fündig und hoffen nun, dass die Stromspender weiterhin brav ihren Dienst verrichten, bis wir dann in der kommenden Hurrikan Saison wieder einen Werftplatz aufsuchen. Auf dem Rückweg stellen wir fest, dass der Grossraum rund um West Palm Beach ein einziges Shoppingparadies zu sein scheint und für jeden Geschmack, jeden Wunsch und jedes Budget das Passende bietet. Ob gigantische Einkaufszentren mit riesigen Lebensmittelgeschäften, Malls oder Outlets, die Auswahl scheint schier endlos zu sein und unser Kühlschrank am Abend mit Köstlichkeiten prall gefüllt.
Palm Beach – Mekka der Reichen
Für den Weg von West hinüber nach Palm Beach kann man eine von drei Brücken wählen, die sich zu unterschiedlichen Zeiten öffnen. Von wo man auch immer kommt, schon bei der Anfahrt wird einem sonnenklar, warum der Ort so heisst wie er heisst. Tausende von Palmen säumen hier die Wege und Alleen. Palm Beach ist nicht nur das Zuhause des Ex-Präsidenten Donald Trump, sondern auf der schmalen Insel residiert eine unglaubliche Fülle schwerreicher oder berühmter Leute.
Für die meisten sei es sogar nur das dritte, vierte oder gar fünfte Zuhause. Und diese Leute haben eine einfache Lösung gefunden, wie man sich Touristen und Paparazzi vom Leibe hält. In dem man entlang des Ocean Boulevard schlicht keine Möglichkeit zum Anhalten oder parkieren bietet. Von den Villen diesseits der Strasse führen dann geheime Tunnel zum Strand. Und entlang der Worth Avenue mit ihren Nobelboutiquen oder Kunstgalerien sieht man Karossen jeglicher Luxusmarken in Hülle und Fülle, aber keine freien Parkplätze.
Die Ladies hier bevorzugen für ihren Bentley die Farbe babyblau, erzählt uns Armin später. Von den sauber gefegten Strassen könnte man speisen. Die Gärten und Häuser sehen aus wie geschleckt und bei den Luxusjachten glänzt das frisch polierte Chromstahl. Wunderschön anzuschauen, aber irgendwie fast etwas steril, so unser Eindruck. Wir befolgen den Ratschlag, das Hotel „The Breakers“ zu besuchen und uns dort die Lobby anzuschauen. Und staunen, wie einfach das möglich ist. Denn obwohl wir keine Gäste sind, dürfen wir völlig unbehelligt durch den Innen und Aussenbereich des Hotels stromern. Und tatsächlich, sowohl die Lobby wie auch die angrenzenden Räume dieses luxuriösen Grandhotels sind absolut phantastisch und wirklich sehenswert.
Whitehall – Flagler Museum
Vom Hotel sind es nur ein paar Meter mit dem Auto zum Flagler Museum. Das auch als Whitehall bekannte Anwesen mit sagenhaften 55 Räumen wurde vom Eisenbahnkönig Henry Flagler 1902 als Hochzeitsgeschenk an seine Frau gebaut. Der Rundgang durch diesen prachtvollen Marmorpalast aus den Gilded Ages begeistert uns völlig. Und im Kenan Pavillon ist nebst dem Eisenbahnwagen Nr. 91 ein Art-Deco Café untergebracht, wo wir uns bei Tee und kleinen Köstlichkeiten fast wie bei Königs in England fühlen und dabei den Blick auf unsere Vairea geniessen. Beim anschliessenden Rundgang durch den Park stolpern wir beinahe über zwei Leguane. Wir sind uns sicher, wir haben noch nie ein so schönes Exemplar gesehen wie dieses prachtvolle Männchen.
Entlang des Ocean Boulevards und vorbei am streng bewachten Mar-a-Lago-Club von Donald Trump fahren wir anschliessend wieder zurück auf die Vairea, wo uns eine frohe Botschaft erwartet. Armin und Helen hatten mit ihrem Palm Beach Catering einen fulminanten Event in einer dieser Villen auf Palm Beach und möchten uns gerne ein paar Stone Crabs anbieten. Erst nachdem ich gegoogelt habe, weiss ich um was für eine aussergewöhnliche Delikatesse es sich bei den grossen Steinkrabben handelt, die dem Genuss des Maine Lobsters in nichts nachstehen.
Steinkrabben
Der grosse Vorteil ist aber, dass die Stone Crabs für unseren Genuss nicht ihr Leben lassen müssen, sondern die eine entnommene Zange wächst bei korrekter Entnahme wieder nach. Was für ein Unterschied von meiner mini Küche zu diesem Paradies, stelle ich beim Rundgang durch Armins Reich fest. Während ich mit drei Gasbrennern vorliebnehmen muss, brutzelt er seine Köstlichkeiten auf 9 Flammen. Und hier der super Salamander und dort das geniale Vakuumiergerät. Und madre mia, was für eine Fülle an Platz er für das Anrichten hat! Armin ist unterdessen im begehbaren(!) Kühlschrank verschwunden und überrascht uns anschliessend mit zwei riesigen Platten herrlicher Köstlichkeiten. Das abendliche schlemmen auf der Vairea gleicht dann einem 5* Gourmet Menue. Was für ein Geschenk.
Am letzten Abend des Jahres 2021 lassen wir uns gemütlich durch die Strassen rund um das trendige Rosmary Square Quartier treiben. Im City Cellar Grill kehren wir zu einem feinen Nachtessen ein, sogar mit Fake-Schneefall und in freudig gespannter Atmosphäre. In Erwartung eines sicher pompösen Feuerwerkes machen wir uns anschliessend schnell auf den Heimweg. Das wollen wir auf keinen Fall verpassen. Es wird Mitternacht und wir stehen mit einem Glas in der Hand sowas von bereit auf dem Deck und es passiert? Nichts! Im Gegenteil, um 1 Uhr in der Früh ist es totenstill. So kann man sich irren.
Besuch auf der Vairea
Zwei Tage später spucke ich in meiner Mini-Küche kräftig in die Hände. Denn unsere Freunde kommen uns mit ihrem Sohn Henry besuchen. Wir freuen uns sehr, ihnen endlich unser Zuhause zeigen zu können. Aus dem ursprünglichen Plan, dass sie am 4. Januar mit uns zusammen nach Fort Lauderdale segeln, wird leider nichts. Jammerschade, aber die etwas ruppigen Prognosen bewahrheiteten sich. Es wäre definitiv alles andere als eine schöne Erfahrung geworden für die Drei. Wir holen das nach, versichern wir uns. Und so verabschieden wir uns am 4. Januar nach sagenhaften 8 Tagen von diesem schönen Ort.
So sieht also ein Kurzaufenthalt aus, schmunzeln wir. Palm Beach hat uns sehr gefallen. Vor allem die vielen Möglichkeiten stundenlang in allen Richtungen zu Fuss unterwegs zu sein, haben wir geschätzt. Noch bevor wir an unserem nächsten Ziel Fort Lauderdale ankommen, erreichen uns tolle Fotos von Vairea in voller Fahrt, die Armin am Ufer von Palm Beach von uns geschossen hat.
Yeah – Danke für die vielen schönen Tipps- wir sind gespannt und freuen uns auf unsere Erkundungen…
So gerne geschehen und Euch ganz viel Spass auf Euren Entdeckungstouren rund um Palm und West Palm Beach. Bis bald, liebe Grüsse
Hallöchen ihr Lieben
Was für Erinnerungen da wieder aufkommen!
Auch damals ging es Daniel einen Tag nicht sehr gut, wahrscheinlich auch wegen der hohen Luftfeuchtigkeit.
Ja und genau der Ausflug nach Palm Beach hat uns nicht besonders begeistert wegen den Baustellen und alle Läden hatten zu.
War aber auch egal, denn die Sachen die wir im Schaufenster sahen hätten unseren finanziellen Rahmen gesprengt. In diesem Sinne freue ich mich mit euch weiterzuziehen um Erinnerungen aufzufrischen. Alles Liäbi
Graziella
Was die hohen Preise betrifft, hat sich nichts verändert zu unserem damaligen Besuch. Palm Beach ist wie St. Moritz, einfach nicht im Schnee sondern am Meer. Und ja, Daniel scheint recht zu reagieren, wenn sich das Klima so ändert. Zum Glück war es recht schnell vorbei und er seitdem wieder fit! Ja bitte, reist weiter mit uns mit! Demnächst gehts Richtung Miami und da gibt’s viele und vor allem lustige Erinnerungen. Herzlichst grüssen wir Euch ihr Lieben