Erst wenn wir einen Bahama Mama getrunken haben, seien wir echte Bahamians. Das jedenfalls behauptet Kami während sein Freund Fred zustimmend nickt. Lil, die freundliche Dame hinter dem Tresen der farbenfrohen, kleinen Strandbar auf Cat Island lässt sich nicht lange bitten und stellt uns zwei harmlos ausschauende Drinks hin. Fred grinst zustimmend und offenbart dabei eine ganze Reihe Goldzähne, die mit der dicken Halskette und dem Armreif um die Wette blitzen. Bereits nach dem ersten Schluck gebe ich dem kanadischen Segler recht, der ebenfalls an so einem Drink nuckelnd uns mit seinem «very strong» wohl warnen wollte. Denn harmlos an diesem Gesöff ist definitiv nur das zuckersüsse Aussehen.
Wir jedenfalls sind jetzt echte Bahamians und gut aufgenommen auf Cat Island. Sitzen auf wackligen Stühlen zwischen unseren neuen Freunden in der grossen New Bight Bucht und hören uns viele interessante Facts zur Insel an, dabei wollten wir uns doch eigentlich nur etwas die Beine vertreten. Als Fred nicht nur sein eigenes Getränk verschüttet, sondern auch das der Ehefrau des kanadischen Seglers wird es für uns Zeit auf die Vairea zurückzukehren. Definitiv vergessen ist an diesem Abend die sehr ungemütliche und kräftezehrende Fahrt von Eleuthera nach Little San Salvador. Obwohl wir ja wussten was uns erwartet, wurden es dann sieben mühsame Stunden. Und am Ankerplatz in der Half Moon Bay stand an diesem Abend so viel Welle in der Bucht, dass wir auf ein Anlanden mit dem Dinghy verzichteten.
Old Bight und New Bight auf Cat Island
Bereits zeitig am anderen Morgen machen wir uns auf Richtung Land und laufen auch dieses Mal zum höchsten Punkt der Bahamas. 206 feet oder 63 Meter über Meeresspiegel liegt die Hermitage. Father Jerome, ein Architekt und Anhänger von Franz von Assisi, baute diese Kirche 1939 mit einfachen Mitteln auf dem Mount Alvernia. Entdecken vom Aussichtspunkt auf dem Dach der Kirche weit unten unsere Vairea, wie sie sanft auf dem türkisfarbenen Wasser schaukelt. Geniessen anschliessend einen langen Spaziergang quer über die Insel und sind just wieder zuhause, als sich ein Regenguss über die Vairea ergiesst.
Wie erwartet bringt der Wind aus südöstlicher Richtung tags darauf mehr Schwell in die Bucht und so entschliessen wir uns, die Ankerbucht zu wechseln. Rollen das Vorsegel aus und lassen uns vier Meilen südlicher treiben. Vor der Old Bight und in Sichtdistanz zum Rollezz-Resort werfen wir den Anker ins glasklare Wasser. Ganz alleine liegen wir an diesem so herrlichen Platz, wo direkt vor uns ein kilometerlanger, blütenweisser Sandstrand zum Laufen lockt. Mutterseelenalleine geniessen wir den Spaziergang und kehren anschliessend im Beach Resort auf ein Bier ein.
Wir servieren heute Abend frischen Fisch, zubereitet auf einheimische Art, macht uns Yvonne, die freundliche und aufgestellte Besitzerin gluschtig. Wie hätten wir da nein sagen können und so sind wir kurz vor dem Eindunkeln wieder vor Ort. Yvonne und ihr Mann Karl haben ein wunderschönes Bijou erschaffen und wir werden im liebevoll eingerichteten Restaurant kulinarisch auf das Feinste verwöhnt. Suppe, Salat, ein herrlicher zarter Fisch und für Daniel als Krönung noch ein Dessert werden uns kredenzt, bevor wir glücklich und pappsatt ins Dinghy fallen.
Westwind zwingt uns zum Weiterziehen
Auch den Folgetag verbringen wir mit schwimmen und laufen an diesem herrlichen Strand mit dem puderfeinen Sand. Können uns die vielen Bauruinen an bester Lage nicht erklären und schon gar nicht, warum auch diverse Baumaschinen hier einfach abgestellt wurden und jetzt vor sich hin rosten. Man möchte doch meinen, dass man gerade hier wo die Waren nur umständlich und vor allem teuer angeliefert werden können, den Sachen mehr Sorge trägt. Einfach jammerschade, aber wir werden für heute keine Antwort finden.
Der Wind wird in den nächsten Tagen auf West drehen und spätestens dann müssen wir von hier verschwinden. Denn dann würden wir der ganzen Küstenlinie entlang völlig ungeschützt in den auflandig anrollenden Wellen liegen. Aber für heute passt es wunderbar mit einem Vorankommen Richtung Süden, meint Daniel nach dem Wetterstudium. Wir können uns das Ziel offenhalten, je nach dem wie der Wind dann genau einfällt und woher die Wellen anrollen. Und so ziehen wir ganz entspannt bei Tagesanbruch den Anker hoch und gleiten die ersten knapp 10 Meilen auf dem spiegelglatten und glasklaren Wasser Richtung südliches Kap. Ob wir bei Tagesende vor Conception Island, Long Island oder doch Georgetown auf den Exumas liegen, diese Frage bleibt vorderhand offen.
Ich jedenfalls schaue auf richtig glückliche und erfüllte Wohlfühltage zurück. Cat Island und ganz besonders die Old Bight mit ihrem unglaublichen Sandstrand war schlicht Entspannung pur. Die Insel, deren Name übrigens nicht auf Katzen zurückzuführen ist, sondern dem Piraten Arthur Catt zugeschrieben wird, bleibt für mich ein herrlicher Fleck und ein wunderschönes Ziel sofern der Wind nicht aus westlicher Richtung bläst.
Ihr Lieben
Es freut mich dass es euch so gut geht und ihr so viele nette Leute kennen lernt.
Liäbs Grüessli us der Schweiz
Heinz und Graziella
Ja, die Begegnungen sind immer wieder so spannend, oft sehr unterhaltsam und bisweilen sehr lustig. Wir grüssen Euch ganz herzlich zurück aus der blauen Welt der Bahamas.