Dünne Luft und nasse Höhlen

Die Vielfalt von La Palma, gemessen an ihrer Grösse, ist unbeschreiblich. Völlig anders als im grünen Norden ist die Landschaft im Süden sehr karg und geprägt von den Vulkanen San Antonio und Teneguia. Letzterer ist erst 1971 entstanden. Ganz an die Südspitze wollen wir, zu den eindrücklichen Salinenfeldern unterhalb von Fuencaliente gelegen. Es ist wunderbar sichtig und die beiden Inseln La Gomera und El Hierro erscheinen uns sehr nah. Auch einen ersten Blick auf die Acceleration zwischen diesen drei Inseln können wir erhaschen, ich drehe mich aber  rasch wieder um und lasse den Blick lieber über die eindrücklichen Vulkane schweifen. Das oberhalb der Salinenfelder gelegene Restaurant El Jardin de la Sal wird nicht umsonst überall gerühmt. Auch wir können es nur wärmstens empfehlen.

Pico Bejenada

Will man Wanderungen im Nationalpark Caldera de Taburiente unternehmen und mit dem eigenen PW anreisen, muss vorgängig ein Parkplatz am Ausgangspunkt Cumbrecita reserviert werden. Von dort aus wandern wir in knapp 4 Stunden auf den Pico Bejenada hinauf. Die Sicht in den Vulkankessel zu unserer Rechten und hinab Richtung Los Llanos, El Paso und aufs Meer zur anderen Seite sind schlicht spektakulär. Nebst den visuellen Eindrücken empfinden wir auch die absolute Ruhe sehr speziell.

13-Tunnel-Wanderung

Geht in der heissen Zeit nach Los Tilos in die Wälder und unternehmt die 13-Tunnel-Wanderung. Dies der oft gehörte Ratschlag von Palmerern. Ausgerüstet unter anderem mit Regenjacken und Taschenlampen warten wir zusammen mit weiteren Wanderern morgens um 9.30 am Ausgangspunkt für die Sammeltaxis. Denn nur mit solchen geht’s hinauf zum Startpunkt dieser einmaligen Exkursion. Die ersten 15 Minuten geht’s zwar eng, aber wenigstens auf einem asphaltierten Strässchen steil bergauf. Doch dann wähnen wir uns für die restlichen ¾ Stunden in Afrika! Wir werden wild hin- und hergeworfen. Obwohl der freundliche Taxichauffeur sich nach allen Kräften bemüht, die ärgsten Schlaglöcher auf dieser Geröllpiste zu umfahren.

Nachdem wir beim Ausgangspunkt alle Knochen sortiert- und Muskeln gelockert haben, geht’s erwartungsfroh dem walwegähnlichen Weg entlang, Richtung erstes Tunnel. Zum Teil können wir gerade durchlaufen, oft aber müssen wir uns arg bücken oder uns gar seitwärts durchzwängen. Immer bemüht, den Kopf nirgends zu stossen. Der kleinste Durchgang ist nur 20 Meter, der längste Tunnel misst 400 Meter. Vor dem Tunnel 12 schlüpfen wir trotz grosser Hitze in unsere Regenjacken mit Kapuzen. Durch diesen Durchgang schiesst Wasser und wir waten teilweise bis zum Knöchel im Wasser. Wir sind uns einig, das war ein absolut tolles Erlebnis. Etwas zu früh gefreut, denn da wussten wir noch nichts vom Abstieg….. denn der hat‘s in sich. Grösstenteils giftig steil und mit abenteuerlichen Kletterpartien durch Bachbette mit so grossen Felsblöcken wie Hinkelsteine. Ich werde meine Knie noch Tage danach spüren.

Roque de los Muchachos – Dach von La Palma

Wer jetzt denkt, das war‘s mit den Glanzlichtern dieser Insel, der kennt La Palma’s Trumpf-As noch nicht. Das steht auf 2000 Meter, auf dem Roque de los Muchachos, dem höchsten Berg der Insel und heisst Instituto de Astrofisica de Canarias. Denn nebst Hawaii und Chile gibt es nur noch hier diese ganz speziellen Bedingungen, wie hohes Gebirge – optimaler Breitengrad – keine Lichtverschmutzung – saubere Luft. Wir buchen eine Tour durch die bizarre Landschaft der vielen Parabolspiegel und diverser Observatorien. Kurz nach 12 Uhr stehen wir dann staunend vor dem weltgrössten Spiegel mit seinen 10,4 Meter Durchmesser. Etwas oberhalb der Observatorien darf man sich keinesfalls den Mirador Roque de los Muchachos entgehen lassen. Man wird mit einer  phantastischen Rundsicht hinüber zur Caldera de Taburiente und zur Nachbarinsel Teneriffa mit dem höchsten Berg der Kanaren, dem Teide für den langen und etwas mühsamen Anfahrtsweg entlohnt.

Auf La Palma fühlten wir uns sehr wohl

Geselligkeit und Grosszügigkeit sind nur zwei Merkmale, die wir in den letzten Tag von Palmerern kennenlernten. Zu Beginn war es „einfach“ der nette Besitzer von Mietwagen, die wir orderten. Dann stellte sich heraus, dass er neben uns ein Motorboot besass. Und dann wurde es Vicente, der uns mit Amigos ansprach und uns wiederholt mit flüssigen Köstlichkeiten verwöhnte oder zum Essen auf sein Boot einlud. Und dann war da neben uns der Skipper Patrick, ursprünglich aus Strassbourg, den wir kennen- und schätzen lernten. Zu unserer gemeinsamen Geschichte später mehr, die benötigt einen eigenen Artikel. Allgemein waren die Stimmung und der Zusammenhalt unter allen Seglern auf Pontoon 2 besonders gut. So schluckte ich schon etwas schwerer, als die Zeit des Abschiedes näher rückte.

Aber La Gomera, die kleine Insel südlich von Teneriffa, die wollten wir uns schon noch anschauen. Zudem schwärmte uns Patrick von den vielen Plätzen zum Ankern vor, die konnten wir uns doch nicht entgehen lassen. Und wir sagen La Palma ja auch nur Auf Wiedersehen. Mitte Oktober werden wir wieder in Tazacorte festmachen und dort die Zeit bis zu unserer Transatlantiküberquerung im Januar 2018 verbringen.

Auf Wiedersehen La Palma
Foto: Federico Ulrich

Unsere Reise im Überblick & Unsere Schatzkiste

4 Kommentare zu „Dünne Luft und nasse Höhlen“

  1. Wow – beeindruckende Bilder – toller und informativer Bericht – Danke liebe Martina und Daniel – weiterhin eine schöne Zeit auf den Kanaren
    Wow – ihr macht die Atlantiküberquerung – ihr seid zu richtigen Langfahrtseglern herangewachsen – ihr habt meinen Respekt

  2. Graziella und Heinz

    Liebe Freunde das ist ja eine abenteuerliche Geschichte die ihr uns da auftischt, spannend von Anfang bis zum Schluss gelesen von eueren Freunden aus Stettfurt ❤️

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