Seit dem wir den Mietwagen wieder abgegeben haben dümpeln wir gemütlich und gemächlich vor uns hin. Tun mal dies und kümmern uns um das. Etwas aber ist und bleibt ein fester Bestandteil in unserem Leben auf La Gomera, der samstäglich Besuch des Lebensmittel-Marktes beim Busbahnhof.
Ganz zielstrebig biegen wir schon vor 10 Uhr mit unserem giftgrünen Einkaufskarren geradewegs zum Stand von Brigitta und Antonio. Ein schweizerisch-spanisches Paar, das von ihrem Hof in Hermigua die leckersten, reifsten Früchte und Gemüse in die „Grossstadt“ mitbringt. Die selbstgemachten Früchte- und Nussbrote entlocken mir tiefe und verzückte Seufzer. Leider verschwinden die Teile immer so rasend schnell in unseren Mägen. Daniel greift gerne bei der Bündner-Nusstorte zu und attestiert, keinen Unterschied zu den Originalen. Doch der Star im Sortiment der Köstlichkeiten sind die auf der Insel angebauten zuckersüssen Mangos! Brigitta hilft mir jeweils bei der Auswahl, damit wir eine ganze Woche lang jeden Tag eine reife Mango geniessen können. Auch bekomme ich Nachhilfe, wie die mir unbekannten Kaktusfeigen gegessen werden. Eine Frucht, die wir auf der Insel überall antreffen, ist La Gomera doch voll von Kakteen.
Einmachen auf der SY Vairea
Nach einer Such- und Spüraktion auf der Vairea ist die Box mit den Einmachutensilien gefunden und einige Tage lang sieht es in unserer Kombüse aus wie auf dem Schlachtfeld. Aber dann stapeln sich Gläser mit Marmelade, eingelegtem Kürbis und Gurken, Mango-Apfel-, Zwetschgenkompott und Mango-Chutney in den Vorratsschränken. Wenn ich alles richtig gemacht habe, geniessen wir auch noch am Ende der etwa 21-tägigen Atlantiküberquerung vitaminreiche Beilagen.
Dies und Das mit Barbara und Jochen von der Tin Lizzy
Was auf San Sebastian bestimmt nicht zu kurz kommt, ist das gesellige Beisammensein! Mit Barbara und Jochen von der SY TinLizzy geniessen wir manch lustige Stunde, verbindet uns doch nebst dem Humor auch die Freude am Spielen. Wir erklären ihnen, wie unser Kartenspiel Dog funktioniert und sie fordern uns mit dem Würfelspiel Yazzi heraus. Und wenn vier kulinarische Leckermäuler zusammentreffen, dann bleiben auch gemeinsame Besuche von Restaurants nicht aus. Zu Daniels Freude lässt sich die mutige Barbara sogar ins Rauchen von Zigarren aus La Palma einführen. Und entgegen Jochens Unkenruf pafft sie bravourös, ohne Husten oder irgendwelche Anzeichen von Übelkeit ihre Zigarre stoisch zu Ende.
Dies und Das mit Margrit und Ernst von der SY Kama
Wenn an einer Yacht die Schweizer Fahne im Wind weht, ist die Freude besonders hoch. Wir sind gespannt, aus welchem Teil der Schweiz die Besatzung wohl kommt und ob wir hoffentlich wieder einige Takte Mundart schwatzen können. Bei der SY Kamastern von Margrit und Ernst ist das der Fall. Spannend war es, uns auszutauschen und von ihren ganz speziellen Plänen zu hören, werden sich doch mit ihrer tollen Garcia diesen Sylvester in Ushuaia verbringen. Wir wünschen ihnen viel Glück und fair winds.
Dies und Das mit Pascale und Gerrit von der SY Mojito
Wer ruft denn da eines Abends vom Steg aus „Hallo Vairea“? Es sind doch tatsächlich Pascale und Gerrit, die mit ihrer SY Mojito auch in San Sebastian festgemacht haben. Unser letztes Treffen liegt schon mehr als zwei Jahre zurück, damals lagen unsere beiden Katamarane in Cartagena nebeneinander. Seitdem pflegten wir einen losen Mailkontakt und wussten, dass die beiden Norddeutschen auch in die Karibik segeln wollen. Die Freude ist zwar gross aber halt nur sehr kurz, da wir am anderen Tag auslaufen werden. Wer weiss, ob und wenn ja wo wir uns denn wohl das nächste Mal wieder treffen.
Unser letzter Spaziergang führt uns zum wie wir finden schönsten Platz von San Sebastian, der Plaza Constitucion. Ich fühle mich dort immer an den Zauberwald erinnert, mit einem kleinen Ableger von El Cedro. Denn mitten auf dem Platz stehen sie, die riesigen Lorbeerbäume, deren üppige grünen Kronen uns an manchen heissen Tagen so wunderbar Schatten spendeten und ihren knorrigen, dicken Stämmen, hinter denen sich bestimmt mehrere Personen gleichzeitig verstecken könnten. Wir setzen uns unter den Bäumen an einen der Tische der kleinen Bar, bestellen uns ein Abschieds-Bier und geniessen den letzten Abend in der Stadt.
Dies und Das zu Ankerbuchten auf La Gomera
Anderntags lösen wir um kurz nach 10 Uhr die Leinen und freuen uns nach fast einem Monat Leben im Hafen auf einige Tage vor Anker. Wieder Nächte ohne lästiges Quietschen der Festmacher, ohne das störende Gebrumme der Fähren, die auch nachts ihren Generator nicht abstellen und ihren starken Russniederschlag, darauf freuen wir uns sehr. Ziel ist die knapp 2 Stunden entfernte Bucht Chinguarime, wo wir bereits auf dem Hinweg schon ankerten. Kurz nach uns läuft auch die SY TinLizzy ein und nach einem gemeinsamen Sundowner mit Barbara und Jochen und der Verabschiedung bis zum nächsten Wiedersehen verbringen wir genau wie erhofft eine ruhige, lange und gute Nacht.
Nach dem Anker heben motoren wir tags darauf einige Meilen weiter bis zur nächsten Ankerbucht bei Valle Gran Rey. Wir legen uns hinter zwei Katamarane und ein Einrumpfboot vor den Kieselstrand beim grossen Felsen. Dank der ruhigen Grosswetterlage ist der Schwell absolut erträglich, wenigstens für die Katamarane. Der Monohull schwankt doch teilweise fast mitleidserregend hin und her. Mit unserem Beiboot fahren wir am anderen Tag in den Hafen von Vueltas, kaufen frisches Gemüse, Brot und beim deutschen Metzger ein paar seiner delikaten Würste sowie einige Scheiben Fleischkäse. Diese gebraten und mit einem Spiegelei, das wird unser letztes Festmahl auf der kleinen Insel La Gomera.
Dies und Das zu La Gomera
Mein Fazit zu La Gomera fällt etwas durchwachsen aus. Ich empfinde die Insel einfach als sehr karg, kantig, steil und sehr männlich. Anstelle der weiblichen Bezeichnung fände ich das männliche Pendant „Lo Gomero irgendwie passender. Mir fehlt ein gewisser Liebreiz, etwas Weiches oder Sanftes. Die Insel hat punktuell schöne Ecken, wie el Cedro, die Täler bei Hermigua oder bei Valle Gran Rey und nicht zu vergessen die Dattelpalmen. Ich habe noch nie so schöne, perfekt gewachsene Palmen gesehen. Nur gezeichnete, in den Weihnachtsbüchern.
Wieder zurück auf La Palma
Seit dem 7. Oktober sind wir nach einer tollen, sehr entspannten und komplett düsenfreien Fahrt wieder in Tazacorte auf La Palma, der westlichsten und für mich schönsten Insel der Kanaren. Die kommenden Tage werden ausgefüllt sein mit dem abarbeiten der to do Liste. Eine Liste die jeder Segler kennt und die nie kürzer geschweige denn fertig wird. Auch freuen wir uns über Besuche von Freunden und Familie, die uns noch vor unserer Atlantiküberquerung im kommenden Januar besuchen werden.