Wir sind in Bequia, nicht in Bekiia – nein, in Becwää. So spricht man den Namen der Insel aus. Das wää bezieht sich nur auf die korrekte Aussprache und nicht auf die Insel. Die ist zwar klein, aber oho. Hier bekommen wir einen ersten Geschmack von caribbean feeling à la Ferrero Werbung. Weisse Sandstrände und türkisfarbenes, glasklares Wasser.
Admiralty Bay – riesige Ankerbucht auf Bequia
Bis ans Wasser reichen Sträucher, Laub- und Nadelbäume und die unverzichtbaren Palmen. Hinter grüner Tarnung einige Häuser, Villen und Hotelanlagen. Geschmackvoll, so unser erster Eindruck nach einem super entspannten Segeltörn von St. Vincent beim Einlaufen in die Admiralty Bay. Riesig, lautet die zweite Meinung. Ich taufe den Platz „Klein Le Marin“, in Anlehnung an die riesige Ankerbucht auf Martinique.
Und wie dort ist auch der Platz hier gut gefüllt. Die Segelsaison für Charterboote neigt sich dem Ende entgegen. Trotzdem sind die meist überfüllten Katamarane noch gut vertreten. Oft ersetzen sie uns mit ihrem Ankerkino die Fernseh- oder Filmabende. Wenn der viel zu kleine Anker nach zig Versuchen endlich sitzt kommt zu unserem zweiten Bier auch Teil 2 der Unterhaltung. 8-10 Personen quetschen sich in ein Beiboot, das zu starten die erste Hürde darstellt. Ist dies dann irgendwann geschafft, keucht der kleine Motor bei seinem Tanz über die Wellen. Begleitet vom Quietschen der bald durchnässten Crew.
Versorgung per Boot
Wobei hier ein Landgang eigentlich gar nicht nötig wäre. Bequia hat sich total auf die Segelcommunity eingestellt. Von Sonnenaufgang bis zu ihrer Verabschiedung kreuzen die verschiedensten Anbieter durch die Bucht. Auf den Booten haben sie ihre Dienstleistungen und den VHF-Kanal aufgemalt. Das Angebot reicht von Taxifahrten, Diesel, Wasser, Eiswürfel, Wäscherei, Yachtunterhalt bis Anlieferung von frischem Baguette, Croissants oder Bananenbrot. Auch Fischer kreuzen immer wieder zwischen den Segelbooten und winken uns mit grossen Hummern oder Langusten zu.
Da frage ich mich doch wirklich, ob ich bei diesem Angebot meine zwei grossen Säcke mit dreckiger Wäsche an Land schleppen und einen Waschsalon suchen soll? Bestimmt nicht! Ganz bequem winke ich am früh morgens das grüne Boot von Miranda heran. Was es kostet? Ein kurzer Blick auf die Wäscheberge genügt, 50 EC$ meint sie, was ca. 15.00 Franken entspricht. Die Wäsche kommt gewaschen und getrocknet heute um 17.30 wieder an Bord der Vairea und ob das in Ordnung sei. In Ordnung? Das ist phantastisch, meine ich. Ich wuchte die Säcke auf ihr Boot und starte mit Dani in unseren freien Tag.
Port Elizabeth – Hauptort von Bequia
Entlang der Bucht stehen überall Stege für die Dingis für ein bequemes anlanden. Ein schön gestalteter Uferweg führt Richtung Port Elizabeth, dem Hauptort von Bequia. Hübsche Cafés und Restaurants mit klingenden Namen wie Gingerbread, Figtree oder Frangipani locken zum Verweilen ein. Händler präsentieren ganz dezent und zurückhaltend ihre schmucke Ware. Das ist nach unseren Erfahrungen mit der sonst eher aufsässigen Art etwas ganz Neues und sehr willkommen.
Im Zentrum stehen Taxis bereit für eine Inselerkundung. Die hinten offenen Gefährte erinnern mich an Safarijeeps. Wir entscheiden uns für Rick, der selbst wie auch sein Taxi nicht mehr das jüngste Modell ist. Wir scheinen wohl immer an Flora und Fauna Liebhaber zu geraten. Rick zeigt uns wie wir von den Blättern des Zimtbaums Tee zubereiten können. Dass auch die Frucht des Cashewnussbaums verzehrt werden kann. Oder dass auf der Insel wunderbarer Frangipanihonig hergestellt wird. In der Schildkrötenauffangstation lassen wir uns informieren, was dort für die verletzten oder geretteten Meerestiere getan wird. Vom Mount Pleasure geniessen wir einen herrlichen Blick in die Admiraltybucht. Mein Highlight sind die zwei Leguane am Strassenrand, die sich trotz unserer Anwesenheit nicht von ihren Paarungsversuchen abhalten lassen.
Am Abend holt uns ein Wassertaxi ab und bringt uns über die Bucht zum Open-Deck-Restaurant. Ohne fixe Menuekarte, sondern abhängig vom täglichen frischen Angebot kredenzt uns der junge Koch einen ausgezeichneten Mehrgänger. Das frisch gebackene und noch warme Sauerteigbrot treibt mir dabei fast Pipi in die Augen.
Honig von Frangipaniblüten
Die Information von Rick bezüglich dem Honig aus Frangipaniblüten lässt mir keine Ruhe und wir gehen auf die Suche. Der Gemüsehändler schickt uns weiter zu einer Kollegin, die verweist uns in den Supermarkt und dort bekomme ich den Tipp, es bei den Kollegen in der Markthalle zu versuchen. Aber dort ernte ich nur bedauerndes Schulterzucken. Schon fast wieder draussen ruft mich ein Händler zu sich und kramt schliesslich unter dem Tisch einige Plastikfläschen mit Honig hervor. Made in Grenada steht aber da auf dem Etikett, entgegne ich, wir suchen ausdrücklich Frangipanihonig aus Bequia. Ich kann es kaum glauben, da beginnt der Schlaumeier doch tatsächlich mit einem Sackmesser das Etikett abzukratzen, um mir den dann als Localhoney zu verkaufen. Wir lachen alle herzlich über den netten, aber erfolglosen Versuch. Später erfahre ich, dass es momentan kaum Honig gebe, die weltweit grassierende Bienenkrankheit habe auch Bequia erreicht.
Chaps für unser Dinghi
Für unsere kleine Vairea, das Dinghi, wollen wir einen Überzug, der das Hypalongewebe gegen die kräftige Sonneneinstrahlung der Karibik schützt. Grenadines Sail & Canvas ist bekannt für ihre Qualitäts-Arbeit und ihr Atelier liegt gegenüber unserem Ankerplatz. Für das Massnehmen wird das Beiboot an den Strand gezogen und knappe 2 Stunden später ist das Schnittmuster gefertigt. Abholen können wir den fertigen Massanzug in einem chicen Grau in ein paar Tagen.
Unterdessen stehen die Osterfeiertage vor der Tür und damit einhergehend die traditionelle Segelregatta von Bequia. Entsprechend voller, lauter und umtriebiger wird es auf der Insel. Wir kehren daher der Insel für ein paar Tage den Rücken zu und segeln nach Mustique, ein Privateiland nur gerade 2 Stunden in östlicher Richtung entfernt.