Barbuda – Schrecksekunden im Paradies

Es ist der 24. Januar und wir liegen am Cocoa Point auf Barbuda vor Anker. Am Abend sind wir mit Angela und Christoph von der Ithaka in der Cocoa Beach Bar zum Essen verabredet. Unser Dinghi liegt schon fast auf dem Sand und alles scheint ganz normal zu laufen. So wie immer. Zu Dritt stehen wir bereits auf dem Strand, nur Daniel sitzt noch im Beiboot und müht sich mit dem Motor ab. Das verteufelte Teil will sich einfach nicht in die richtige Position bringen lassen.

Und dann rollt genau im dümmsten Moment von hinten wie aus dem Nichts eine grosse Welle heran. Überflutet zuerst das Dinghi, schiebt es dann mit hohem Tempo auf den Sand und schlägt es mir mit grosser Wucht an das Bein. Natürlich an das Operierte. Vor Angst sackt mir beinahe das Herz in die Hosen. Doch alles gut gegangen, der Schmerz vergeht, das Knie hat gehalten! Weich wurde es allerdings, aber nur vom grossen Schrecken.

Barbuda

Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass sich unterdessen das Beiboot der SY Ithaka dem Strand nähert. Zu weit weg, als dass sie unsere Gesten richtig deuten können. Und hören können sie uns wegen der lauten Brandung auch nicht. Mit Schrecken müssen wir tatenlos zusehen, wie sich das Debakel wiederholt. Denn auch Christoph‘s Dinghimotor bleibt auf dem sandigen Untergrund stecken. Und wieder rollen die Wellen heran. Ithakas Beiboot stellt sich quer, überschlägt sich und reist Christoph mit unter Wasser. Um Himmels Willen, geht es mir durch den Kopf, lass den Motor aus sein. Die Schutzengel fliegen eine Extraschicht, auch dieses Fiasko endet zum grossen Glück ohne Katastrophe. Christoph taucht zwar brillenlos aber völlig unversehrt wieder aus den Fluten auf.

Lobster am Beach von Barbuda

Der Besitzer der kleinen, coolen Strandbar hat in einem umgebauten Ölfass bereits ein Feuer entfacht. Auf dem Grill brutzeln fangfrische Langusten und in den Drinks klappern die Eiswürfel. Nudelsalat von Bord der Ithaka und Reissalat aus Vaireas Küche. Dazu die Füsse im wohl feinsten Sand der Welt, willkommen im Paradies. In dieser einmaligen Umgebung lockern sich dann auch alle angespannten Nerven und wir geniessen trotz der Schrecksekunden beim Sonnenuntergang einen herrlichen Abend.

Lobster-Barbecue auf Barbuda

Fregattevögel

Am Vortag deutete nichts auf dieses abendliche Fiasko hin. Freudig gespannt starteten wir da zusammen mit der Crew der SY Ithaka zur Inselerkundung. Ebenfalls dabei waren Sandra und Berthold, die für einige Tage bei uns an Bord sind und etwas karibische Inselwelt schnuppern wollen. Mit einem Taxi ging es über sandige Pisten auf die nordöstliche Seite der kleinen Insel. Dem Guide nach zwängten wir uns durch eine Höhle hinauf auf das Dach des Riffgesteins. Was für eine einmalige Aussicht wurde uns da geboten. Entlang der Pfade sahen wir auch die wildlebenden Esel und Pferde.

Caves auf Barbuda

Wildesel und -pferde

Nach einem leckeren Lunch stiegen wir in Codrington am Pier vom Taxi auf das schnelle Holzboot um. George Jeffrey brauste mit uns über die grosse Lagune zu den Fregattevögeln. Nach dem verheerenden Hurrikan 2017 waren die Tiere für eine ganze Weile verschwunden, sind aber unterdessen zum Glück wieder zurückgekehrt.

Im Schritttempo und ganz nahe fuhr unser Guide den Mangroven entlang. Doch entgegen unseren Befürchtungen blieben diese beeindruckenden Vögel ganz ruhig auf ihren Ästen sitzen. Ich war vor allem überrascht, wie leise sie sind. Nur ab und an war ein dezentes Pfeifen zu hören. Und natürlich das klackende Schnabelgeräusch, mit dem die Küken den Eltern ihren Hunger bekundeten. Diese Jungtiere waren es, die uns in Entzücken versetzten. Wie kleine, aufgeplusterte Schneebälle sahen sie aus. Absolut beeindruckend waren aber die Männchen mit ihren riesigen, gefüllten und blutroten Hautsäcken unter dem Schnabel. Auch ohne Vogelliebhaber oder gar Ornithologe zu sein, war dieses Erlebnis schlicht einmalig.

Geburtstag auf Barbuda

Geburtstag 2020Tags darauf, wir schreiben den 25. Januar, wird auf Barbuda ein hoher Feiertag begangen. Daniel hat Geburtstag. Wie schon die Kinder, darf auch mein Skipper sein Geburtstagsgericht aussuchen. Sein Wunsch bringt mich etwas aus der Fassung. Von wegen total daneben, rechtfertigt er sich, es ist tiefer Winter und da passt dieses Gericht bestens. Und so sitzen wir dann halt tatsächlich bei über 30 Grad um ein Caquelon und rühren mit Brotwürfeln in einem dampfenden Käsefondue. Mein Captain geniesst, schwitzt und strahlt. Später stossen Angela und Christoph zum Gratulieren dazu. Zum Glück sorgen wenigstens der eisgekühlte Champagner und das Dessert für die nötige Abkühlung. Happy Birthday mein Schatz!

Bei wenig Wind und wenn möglich auch ohne zu viel Schwell empfinden wir Barbuda als ein grandioses Naturparadies. Kilometerlanger, blendend weisser und ganz feiner Sandstrand und dazu das türkisfarbene Wasser lassen hier alle karibischen Träume wahr werden. Auf Barbuda scheint die Zeit still zu stehen und die Innovation kocht (noch) auf Sparflamme. Die Bewohner scheinen völlig zufrieden mit ihrer Welt zu sein und streben nicht wie anderswo oft gesehen nach Aufschwung. Wie sich das Inselleben verändert, sollten geplante Projekte in die Tat umgesetzt werden, steht in den Sternen. Noch leuchten die auf ein absolutes und unberührtes Paradies.

Barbuda 2020

Unsere Reise im Überblick & Unsere Schatzkiste

2 Kommentare zu „Barbuda – Schrecksekunden im Paradies“

  1. Ja Mensch, das hätte wirklich schlimm ausgehen können, Glück gehabt! Wir haben grade die Tour zu den Fregattevögeln gemacht und sind ebenfalls hellauf begeistert.

    Ein Tipp zum Dinghy: Ich habe mir am Heck die Beach Wheels montiert. Ein in England produzierter 1:1 Nachbau des Originals aus Neuseeland (das Original hatte mir zu hohe Kosten für Versand und Verzollung).
    Heruntergeklappt sind die Räder etwas tiefer als die Schraube des Aussenborders in Flachwasserposition.
    So bekommt die Schraube keinen Kontakt mit dem Sand, wenn man einen Strand ansteuert.
    Erleichtert ein wenig das Anlanden, aber gegen brechende Wellen ist man trotzdem machtlos.

    1. Hallo Stefan
      Wir haben auch Klappräder am Heck unseres Dinghis. Diese taugen aber in der Regel für Sand nichts, da sie sich eingraben. Und wie Du schon geschrieben hast, gegen brechende Wellen nützen sie nichts.
      Grüsse Daniel

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