Unbeschwert in den Tag hinein leben das war gestern. Jetzt herrscht Aufbruchstimmung auf der Vairea. Drei Monate Aufenthalt auf der Insel Bonaire sind fast vorbei, schier unglaublich wie schnell die Tage und Wochen verflogen sind. Allerdings lagen wir auch noch nie so lange an ein und demselben Ort, stellen wir fest. Nach der Zeit des Ankommens, des Verweilens und Geniessens ist jetzt die Zeit des Abschiedes und des Weiterziehens gekommen. Und so bekommt Alles, was wir in den letzten Tagen auf Bonaire noch unternehmen, den Zusatz „zum letzten Mal“. Ein letztes Mal zum Seru Largo hoch wandern und vom Aussichtspunkt die herrliche Aussicht über die Insel, bis weit hinüber nach Curaçao geniessen.
Nach dem köstlichen, finalen Schlemmen an Bord der Lille-Venn folgt der letzte Lunch im „It Rains Fishes“, sowie der letzte Spaziergang entlang der Waterfront. Bei aller Vorfreude in der Aufbruchstimmung schwingt aber auch viel Wehmut mit. Denn die Abreise aus Bonaire bedeutet auch ein Abschied von liebgewordenen Menschen. Der aber nicht auf der Rechnung stand, wollten wir doch ursprünglich im Dreierverbund zu den Bahamas segeln. Jammerschade, dass es nichts wurde mit dieser tollen Idee. Doch die Crew der Lille-Venn wählt eine andere Route und legt auf der Dominikanischen Republik einen Zwischenhalt ein. Es lockt das Zückerchen, dass wir Barbara und Ralph auf den Bahamas wieder treffen, sollte alles planmässig verlaufen.
Nicht alle sind in Aufbruchstimmung
Anders verhält es sich bei Simone und Peter. Die Beiden bleiben vorderhand auf Bonaire und eine weitere Saison auf den drei ABC-Inseln. Seit bald einem Jahr segelten die Schwesterschiffe La Bohème und Vairea jetzt im Verbund. Zusammen teilten wir uns Mietwagen, erkundeten Stadt und Land, bestiegen gemeinsam die Gipfel der drei Inseln, genossen wechselseitig Tagesausflüge mit unseren Booten oder tauchten zu Viert ab in die Unterwasserwelt. Schlemmten uns durch die Restaurants oder bekochten uns gegenseitig. Eine patente Segelfreundschaft, getragen durch Hilfe und Unterstützung, aber auch mit viel Spass und Unterhaltung. Mit dem Wissen, dass dies halt die Kehrseite der Medaille ist, nehmen wir zwar traurig aber sehr dankbar für die gemeinsame Zeit Abschied.
Auseinandergehen gehört im Seglerleben wie Wind, Wetter und Wellen wohl oder übel dazu, das kennen wohl alle Seglerinnen und Segler. Nach einem allerletzten Spaziergang lösen wir uns dann am 10. Februar kurz nach 9 Uhr von der Boje. Alle Achtung, unsere Segelnachbarn Luuke und Robbert von der SY Eight sind sogar extra früh aus den Federn gekrochen um uns Adieu zu winken. Peter und Ralph unterbrechen ihre Fahrt zum kiten und brausen für ein letztes auf Wiedersehen heran. Dani lässt das Schiffshorn ertönen und Barbara von der Lille Venn trötet zurück. Mit beiden Armen winken wir uns zu. Simone kurvt mit dem Dinghi um die SY Vairea und ich bin heilfroh, dass meine Sonnenbrille die etwas feuchten Augen verdeckt. Ein letztes Winken, ein wehmütiger Blick zurück, schon gilt es die Segel zu setzen. Die Routine hat uns wieder, das hilft gegen melancholische Gefühle.
In Aufbruchstimmung nach Curaçao
Der Wind bauscht die Segel und die beträchtlichen Wellen rauschen unter den Rümpfen durch. Heben Vairea an und lassen sie sogleich ins nächste Wellental sausen. Auf nach Curaçao. Vorbei geht’s in schneller Fahrt an Klein Curaçao, diesem unseligen Ort, der uns damals im November einige Nerven und graue Haare gekostet hat. Bereits knapp fünf Stunden später ist Curaçao und die Einfahrt erreicht, wir bergen die Segel und motoren durch den Kanal in die grosse Lagune von Spanish Waters. Und staunen nicht schlecht. Entgegen dem letzten Mal finden wir das riesige Ankerfeld praktisch halb leer vor.
Nachdem alle Arbeiten rund ums Boot erledigt sind und wir entspannt einen Kaffee geniessen, stupst Daniel mich an. Merkst Du was? Ja, ich höre es auch. Die Ruhe ist himmlisch! Es gibt so viel Wunderbares, Positives und Schönes über Bonaire zu erzählen, die Liste würde wohl ellenlang werden. Aber die Motorradfahrer, die uns besonders an den Wochenenden mit ihren röhrenden, knallenden Feuerstühlen die Nachtruhe raubten, deren Lärm uns durch Mark und Bein ging, die werden wir bestimmt nicht vermissen. Und so sinken wir einige Stunden später in einen guten und tiefen Schlaf. Schon kurz nach 9 Uhr brausen wir anderntags gut erholt mit dem Mietwagen Richtung Willemstad.
Sehr gespannt, ob sich das Einklarierungsprozedere auch wieder so umständlich gestaltet wie damals Anfang November. Am späteren Nachmittag gelangen wir zur festen Überzeugung, dass hier die bürokratischen Hürden entweder ganz besonders hoch sind oder der Amtsschimmel ungewöhnlich laut wiehert.
In Curaçao angekommen
Ein Rundgang durch die schmalen, verwinkelten Gässchen mit den vielen putzigen und farbigen Häusern versöhnt uns jedoch schnell wieder mit dieser speziellen Insel. Die inseleigene Zeitung berichtet, dass im Januar nur gerade ein Fünftel der sonst üblichen Touristen auf Curaçao weilten. Das ist auf Schritt und Tritt spürbar. Für uns mag es ja ein Glücksfall sein, für die Gewerbetreibenden bedeutet dieser enorme Einbruch mit Sicherheit eine Katastrophe. Die Insel verzeichnet zwar kaum aktive Fälle, alle Geschäfte und Restaurants haben geöffnet, es gilt nur in der Nacht ein Curfew, aber all das nützt nichts. Denn Reisen ist in Holland, von wo die meisten Touristen kommen, aktuell verpönt. Wer trotzdem Ferien macht, dem droht anschliessend die soziale Ächtung. Es ist zwar nur ein Tropfen auf den heissen Stein, wenn wir unser kleines Frühstück, den Lunch oder das Dinner einmal mehr auswärts einnehmen, doch wir hoffen etwas beisteuern zu können.
Ein weiterer Grund für den Inselwechsel war die Versorgungssituation. Denn sollte es mit den Bahamas klappen, muss Vairea bis unters Dach mit Nahrungsmittel gefüllt sein. Nun gut, bis unter den Deckel der Lebensmittelschränke reicht auch. Auf Curaçao locken unzählige Supermärkte mit tollem Angebot. Und als Sahnebonbon gibt’s den Carrefour, diesen französischen Lebensmittelhändler mit verlockendem Angebot. Barbara unterstellt mir ja aus dem fernen Bonaire, ich würde dort übernachten. Noch warten wir aber mit dem Grosseinkauf, schielen täglich auf die Wetterprognose. Gespannt, ob sich dieses positiv abzeichnende Wetterfenster bewahrheitet. Nicht dass es sich wie einige Vorgänger im letzten Moment verdünnisiert. Wenn es so bleibt, dann wäre eine Abfahrt in einigen Tagen durchaus realistisch. Es bleibt also vorderhand wie es war an Bord der Vairea: spannend in Aufbruchstimmung.
Hello Martina und Dani,
ganz toller Bericht! Habe ihn während unserem sonntäglichen Saunaabend gelesen.
Kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Nur schon der Verdacht, du könntest im Carrefour übernachtet haben, finde ich zum.
Weiterhin viel Spass und bleibt gesund!
Liebe Grüsse aus Ellikon.
Werner
Hallo Werner
Herzlichen Dank für Dein Kompliment, das freut uns
Wie cool, dass wir beim sonntäglichen Schwitzen in Ellikon virtuell dabei sein können 😉
Wir wünschen Dir und Deiner Familie weitere vergnügliche Aufgüsse und grüssen Euch ganz herzlich aus Curacao.