Die Marina von Almérimar ist zwar preislich sehr günstig und doch ein ungünstiger Hafen. Denn anders als in einem sicheren Naturhafen wie zum Beispiel Cartagena kann der Wind hier ungebremst hineinfahren. Zu allem Elend liegen die Katamarane gleich bei der Einfahrt und sind dem Wetter komplett ausgeliefert. Und so erleben wir ungemütliche Tage und schlaflose Nächte bei fast konstanten 40 Knoten Westwind. Oft fühlen wir uns wie auf einem ungemütlichen Ankerplatz und besonders der ohrenbetäubende Lärm zerrt an den Nerven. Das alles trägt nicht gerade zu einem Wohlfühlklima bei. Die Marineros sind tagsüber wie auch Nachts pausenlos unterwegs und schauen nach dem Rechten.
Als der Wind am 7. Januar etwas nachlässt fahren wir mit einem Mietwagen ins Hinterland. Ein langgehegter Traum wird wahr, unser Ziel ist Granada, die Stadt deren Name wie Musik tönt, die einen Granatapfel im Wappen trägt und eine der grössten Universitätsstädte Spaniens ist. Aber vor allem beherbergt Granada die Alhambra mit dem unvergleichlichen Nasridenpalast. Zusammen mit dem Generalife und Albaicin, dem ehemaligen maurischen Wohnviertel, gehört die Alhambra, die rötliche Stadtburg auf dem Sabikah-Hügel, zum Weltkulturerbe der Unesco. Beschreiben kann man die einzigartige Schönheit der Nasridenpaläste nicht. Die Wände und Decken sind mit arabischen Schriftzügen aus Stuck versehen, die zwar unglaublich schlicht, aber wohl genau darum einfach nur wunderschön ist. Wir lassen uns stundenlang durch die weitläufige Anlage treiben, erklimmen Hügel und Türme, schauen in die verschneite Sierra Nevada und auf das das gegenüberliegende Albaicin. Die Wirklichkeit ist noch viel schöner als der Traum!
Leider frischt der Wind am Folgetag wieder kräftig auf und an ein Weiterkommen ist vorderhand nicht zu denken. Wir wollten doch ursprünglich nur zwei Tage bleiben….. Einziges Highlight sind die Besuche von oder bei anderen Langfahrtensegler, die auch in der Marina ausharren. Am 13. Januar hat der Sturm ein Einsehen mit uns und lässt in seiner Stärke etwas nach. Bereits um 7 Uhr in der Früh klingelt der Wecker und bei völliger Dunkelheit brausen wir mit unserem Mietwagen ein weiteres Mal nach Granada. In der prächtigen Altstadt, ziemlich versteckt gibts einen herrlichen Hamam im Stil der Bäder von Marrakesch und wir haben etwas Entspannung und Relaxing mehr als verdient. Wir geniessen 4 Stunden wohltuende Massage, Ruhe und herrlich warmes Wasser! Anschliessend erkunden wir die verwinkelten, wunderschönen Stadtteile Albaicin und Sacromonte. Für den Rückweg nach Almerimar wählen wir die kurvenreiche und sehr lange Route über Pampaneira und Bubion, zwei der Dörfer der Alpujarras, der weissen Dörfer in den Bergen. Hübsch anzusehen, aber vielleicht etwas zu sehr touristisch, ist unser Eindruck. Zurück auf der Vairea ist es stockdunkel und wir fallen todmüde ins Bett.
Die nächsten Tage sind ausgefüllt mit diversen Abschiedsbesuchen und Umtrunks, denn auf Samstag ist endlich, endlich ein günstiges Wetterfenster für unsere Weiterfahrt nach Estepona vorausgesagt. Und tatsächlich, nach 19 anstatt der geplanten 2 Tage, lösen wir am 16. Januar um 11 Uhr die Leinen!! Am Sonntag kurz vor dem Mittag laufen wir nach 117 Seemeilen in den hübschen, kleinen Hafen von Estepona ein. Wir freuen uns vor allem auf viel Schlaf und darauf, die Krankheitskeime loszuwerden, die sich in Almerimar eingenistet haben.