Fort Lauderdale und der Ententeich

Und, welchen Ausgang nehmen wir denn für die heutige Fahrt mit unserem Beiboot, frage ich Daniel bevor wir losbrausen. Es ist das erste Mal in sieben Jahren Langfahrtsegeln, dass es nicht einfach den einen Weg Richtung Land gibt, sondern wir aus luxuriösen fünf Möglichkeiten wählen können. Das hängt mit der Spezialität dieser Stadt zusammen. Nicht umsonst hat Fort Lauderdale den Beinamen „Venice of the USA“. Eine Vielzahl Häuser liegen tatsächlich auf Inseln oder Inselchen, die von Wasserwegen umgeben sind. Und so hat Lake Sylvia wo wir ankern eben fünf Ausgänge, wovon über vier feste Brücken führen. Dort ist bei Hochwasser aber an eine Fahrt untendurch nicht mehr zu denken. Da hilft dann alles hinlegen und sich ganz klein machen nichts mehr. Es bleibt nur der etwas weitere Weg über die hindernisfreie Zufahrt, von wo man auch mit dem Boot zum Ankerplatz gelangt.

Lake Silvia in Fort Lauderdale

Seit unserer Ankunft aus West Palm Beach liegen wir mit Genuss auf diesem ruhigen Ententeich. Wobei uns das Glück wieder einmal hold war, denn die Ankerplätze dort sind rar und begehrt. Augenfällig ist, dass Fort Lauderdale eine absolut wassersportverrückte Stadt ist, wo gefühlt jeder entweder ein Fischer-, Segel-, Motorboot oder eine riesige Luxusyacht sein Eigen nennt. Und trotzdem scheint es nur diese eine und zudem kostenpflichtige Möglichkeit zu geben, das Dinghi bei der Southport Raw-Bar festzumachen und an Land zu gelangen. Doch mit dieser Lösung ist mein Captain gar nicht glücklich. Mit der Strömung drückt es das Dinghi so unter den Steg, dass womöglich ein Schaden am Gefährt droht. Bevor Schlimmeres geschieht kann Daniel das Dinghi gerade noch hervorziehen, als wir schwer beladen vom Schiffszubehör- und dem bestsortierten nautischen Buchladen zurückkommen.

Mit dem Dinghy auf dem New River durch Fort Lauderdale

Eines Meisterdetektives würdig durchforstet er das Internet und tatsächlich. Im New River bei den beiden Hebebrücken können wir das Dinghi tagsüber an einem Schwimmsteg und ohne dafür zu bezahlen festmachen, verkündet er mir am Abend stolz. Und so nehmen wir jeweils einen der verschiedenen Ausgänge und fahren im verordneten Schleichgang Richtung Downtown Fort Lauderdale. Langweilig wird es uns auf der zweimal 20-minütigen Fahrt nie. Es gibt sowohl auf dem Wasser wie an Land viel zu sehen und zu beobachten.

Dinghy Dock im New River

Entlang der unzähligen Wasserwege kann man jeglichen  Stil und jede Art von Häusern bewundern. Schloss ähnlich, verschnörkelt, einem italienischen Palazzo nachempfunden, etwas altbacken, modern oder ultramodern. Bei den meisten steht ein Boot. Bei einigen ist die am Steg festgemachte Luxusyacht sogar so gross, dass von der dahinter liegenden Villa kaum mehr etwas zu sehen ist. Eines haben aber alle Anwesen gemeinsam. Sie scheinen unbewohnt und wenn man Leute sieht, dann sind es Hausangestellte, Handwerker oder Gärtner.

Impressionen aus Fort Lauderdale

Unterdessen sind wir wieder mit einem fahrbaren Untersatz unterwegs, den wir für eine Woche gemietet haben. Natürlich sticht Daniel wiederholt der Hafer und die Suche nach den Servicebatterien beginnt von neuem. Kaum zu glauben, bei Nationwide Batteries werden wir fündig! Aber, wir müssten einerseits eine Marina und andererseits Leute finden, die den Austausch erledigen. Daniel jedoch will die Arbeit aus guten Gründen aus einer Hand erledigt wissen. Das Projekt Batterien scheint ein weiteres Mal zu scheitern.

Villen in Fort Lauderdale

Da kommt ein (un)glücklicher Zufall ins Spiel. Liebe Segel-Freunde von uns mussten wegen eines Schadens eine Werft in Fort Lauderdale aufsuchen und liegen immer noch in der Town Marina bis ein geordertes Ersatzteil eintrifft. Bei unserem Besuch vermittelt uns unser Freund den nötigen Kontakt und dann geht alles ganz schnell.

Shopping in Fort Lauderdale

Natürlich könnt ihr die Batterien zu uns liefern lassen, für den Austausch am Freitag, 14. Januar am Dock anlegen und in zwei Stunden ist die Arbeit durch uns erledigt, meint der Chef der Yacht Management Group. Das tönt fast zu schön um wahr zu sein, freuen wir uns noch etwas verhalten, nachdem die Batterien geordert und bezahlt sind. Da nun das Thema Schiffszubehör erfolgreich abgeschlossen zu sein scheint, können wir uns anderen schönen Beschäftigungen zuwenden.

Waschen und Shoppen

Ganz tapfer, wenn auch wenig begeistert begleitet mich mein Mann sowohl zu Ikea wie auch in die riesige Sawgrass Mall. Dort, im Laden des Schweizer Chocolatiers Läderach, huscht dann zum ersten Mal ein seliges Lächeln über sein Gesicht. Ansonsten geniessen wir lange Spaziergänge den Las Olas Boulevard entlang bis zum kilometerlangen Sandstrand. Wir bringen die Wäsche in den Waschsalon, Vairea zum Glänzen, Ordnung ins Schiff und stocken in einem der unzähligen, riesigen Supermärkte unsere Vorräte auf. Bereits am Dienstag bekommt Daniel dann telefonischen Bescheid, dass die Batterien in die Werft geliefert wurden. Bingo!

Boxenstopp um die Service Batterien auszutauschen

Boxenstopp zum Batterietausch

Nun bin ich gespannt, ob der zweite Teil auch so gut klappt, meint mein Captain als wir am frühen Freitagmorgen den Anker aufnehmen und uns vom Lake Sylvia auf den Weg Richtung Town Harbour Marina machen. Um 8 Uhr fahren wir durch die geöffnete 17th Street Bridge, passieren unzählige Kreuzfahrtschiffe und fahren entlang des geschäftigen Verladehafens in Richtung Dania Cutoff Canal. Bereits kurz nach dem Festmachen am Pier tauchen fünf Angestellte mit vier Batterien auf. Und genau wie versprochen fliesst zwei Stunden später doch tatsächlich der Strom aus den neuen Batterien durch Vairea. Was für ein toller Service! Um 10.30 legen wir bereits wieder ab und nehmen Kurs auf Richtung Miami. Im Gepäck auch das heiss ersehnte Ersatzteil für unsere Freunde der SY Prana Cat, die am Ankerplatz No Name Harbour bei Key Biscayne auf uns warten.

Im Januar 2022 in Fort Lauderdale

Unsere Reise im Überblick Unsere Schatzkiste

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