Glücklich ist, wem solches widerfährt

Vairea steht seit 3 Tagen in der Stingray Point Bootswerft in Deltaville auf dem Trockenen und wir arbeiten uns von früh bis spät fleissig und unermüdlich durch die einfach nie endend wollende To-do-Liste.  Wohltuend dabei ist, dass wir sozusagen Seite an Seite mit Seglerfreunden schuften. Geteiltes Leid ist irgendwie auch halbes Leid. Und von Bord der Blown Away erreicht uns dann die Einladung zum gemeinsamen Nachtessen. Nicht dass Eure geputzte Küche vor dem Abflug in die Heimat noch dreckig wird, sorgen sich die so liebenswürdigen Amerikaner Eileen und Brown ganz fürsorglich um uns. Und das Privileg amerikanische Gastfreundschaft zu erleben, endet nicht etwa mit diesem schönen Abend, sondern geht nahtlos weiter. Denn von Suzy und Glenn werden wir eingeladen, seinen Geburtstag zu feiern.  Selbstverständlich mit anschliessender Übernachtung, schreiben sie. Glücklich ist, wem solches widerfährt!

Gerührt und mit grosser Vorfreude machen wir uns am 1. Oktober mit dem Mietwagen auf Richtung Indian Creek. Nach dem Besuch in einer herrlich gelegenen Winery und der Einführung in den traditionellen Line-Dance verwöhnen uns die Zwei in ihrem prächtigen und direkt am Wasser gelegenen Zuhause mit einem klassischen, amerikanischen Festschmaus. Wir geniessen einen wundervollen Abend und müssen hoch und heilig versprechen, uns nach unserem Heimaturlaub sofort wieder zu melden. Glücklich ist, wem solches widerfährt! Ja, von solchen Begegnungen habe ich geträumt, als wir damals in unser Abenteuer starteten. Zwei schweisstreibende Tage später sind alle nötigen Arbeiten erledigt und schon ganz früh am 4. Oktober sperrt Daniel Vaireas Türe zu. Auf geht’s für uns Richtung Norden.

Fahrt nach New York

Bereits gegen Mittag erreichen wir das Etappenziel Oxon Hill und checken im Motel ein. Anschliessend muss der Captain ganz stark sein. Bis zuletzt hat er gehofft und gebangt. Doch beim Augenschein vor Ort muss er feststellen, dass der Vergnügungspark Six Flag tatsächlich geschlossen ist. Nichts wird’s mit einer Schussfahrt auf einer der spektakulärsten Holzachterbahnen des Landes. Leider vermag ihn der Besuch im nahe gelegenen Outlet nicht trösten. Dafür trifft dann der abendliche Besuch im nahe gelegenen National Harbour schon eher seinen Geschmack. Tags darauf geben wir bereits kurz nach dem Mittag am JFK Airport von New York unseren Mietwagen zurück und checken mit unserem umfangreichen Gepäck problemlos ein. Der Flieger der Swiss hebt sogar ein paar Minuten zu früh ab und dank des professionellen und umsichtigen Service an Bord vergeht die Zeit tatsächlich wie im Flug.

Heimaturlaub – Glücklich ist, wem solches widerfährt!

Meine Heimatstadt Zürich begrüsst uns mit kühlen Temperaturen und bedecktem Himmel. Flugs die drei Koffer vom Band hieven, schnell in die mitgebrachten Jacken schlüpfen, den Mietwagen abholen und schon brausen wir Richtung Stettfurt. Die kommenden Wochen dürfen wir wieder bei unseren Freunden Graziella und Heinz wohnen. Es ist für uns auch dieses Mal in keinster Weise selbstverständlich, dass die Beiden für uns ihren gewohnten Lebensrhythmus unterbrechen und ihr Leben und ihre vier Wände mit uns teilen. Und wieder, glücklich ist wem solches widerfährt!

Von unserem temporären Zuhause schwärmen wir die kommenden vier Wochen aus. Nebst den üblichen Pflichtterminen sind aber vor allem die gemeinsamen Stunden mit den Liebsten der Grund, warum wir hier sind. Wir staunen, wie gross unser Enkel Yuri geworden ist und schliessen zum ersten Mal das Enkelmädchen Milli Liva in die Arme. Und unglaublich stolz bin ich, denn aus unseren Kindern sind grosse Erwachsene geworden, die ihr Leben bravourös meistern.

Mit Freunden und Familie – Glücklich ist, wem solches widerfährt

Allen geht es wunderbar und Omas/Mamas Herz blüht auf wie eine Pfingstrose. Die Geschwister und Freunde schenken uns ihre kostbare Zeit, kredenzen uns Fondue, Raclette, Käseplättli oder einen Sonntagszopf. Wir schlemmen bei Brunch, Wild, oder butterzartem Rindsfilet. Lachen zusammen bis die Tränen kullern, diskutieren bis die Kehlen heiss sind und kühlen diese anschliessend mit exquisitem Rebensaft. Und ganz oft finden wir erst zu vorgerückter Stunde zurück ins Bett. In Basel besuchen wir Danis Mutter in ihrer Wohnung. Glücklich ist, wer mit 90 Jahren geistig noch so topfit ist.

Unterdessen ist der November angebrochen und oft schleicht ein zäher Nebel über das Land. Die Blätter an den Bäumen haben längst ihr Grün verloren und leuchten in Rot oder Gelb. Immer wieder bläst ein kühler Wind und fegt das Laub von den Ästen. Am Morgen liegt weisser Raureif über dem Gras und die kühlen Temperaturen lassen mich frösteln. Untrügliche Zeichen, dass es Zeit wird für uns weiterzuziehen.

Rückflug über Mexiko

Wie immer vergehen die letzten Stunden wie im Flug. Das letzte Zusammensitzen mit der Familie und die finalen Stunden mit Graziella und Heinz, dann heisst es Abschiednehmen. Der Mietwagen ächzt beinahe, als Daniel die vielen Koffer einlädt. Eine letzte Umarmung mit feuchten Augen, noch ein Winken, Dankeschön für Alles, bleibt gesund und bis bald! Dankbar ist, wem so viel Gutes widerfährt. Am Morgen des 5. November geht’s los, zuerst nach Frankfurt. Dort steigen wir um in den Flieger der Condor mit Ziel Cancún.

Zwei Wochen Mexiko erwarten uns, wir freuen uns riesig auf vierzehn Tage Entdecken und Geniessen in der Region Yucatán. Und vor allem auf Sonne, Wärme, Lebensfreude und hoffentlich viel Mariachi Musik. Die etwas gefürchteten zwölf Stunden im Flieger vergehen dank einer sehr aufgestellten, engagierten Besatzung, guter Filme, exquisitem Essen und reicher Getränkeauswahl fast wie im Flug und um 16 Uhr Ortszeit setzt der Flugkapitän die B767 sanft auf der Piste von Cancún auf. Glücklich ist, wem spannendes bevorsteht.

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