Ich weiss, ich bin im Verzug mit Schreiben, sehr sogar. Es wäre höchste Zeit für einen neuen Beitrag, höre und lese ich. Es ist nicht etwa so, dass mir die Lust daran vergangen wäre. Definitiv nicht. Aber hier reihten sich die Highlights in so rascher Folge aneinander, dass mir kaum Zeit zum Atmen, geschweige denn zum Schreiben blieb. Dazu kam, dass ich ein paar Mal schlicht sprachlos war. Etwas was relativ selten ist, aber in diesem Fall meiner grossen Begeisterung geschuldet war. Unterdessen sind die Worte zum Glück wieder da, sodass einem Beitrag über ein paar Glanzpunkte nichts mehr im Wege steht.
Am neuen Ankerplatz vor O’Brien Cay und somit auch ausserhalb der starken Strömungen rund um Johnny Depps Refugium fühlen wir uns pudelwohl. Beim Flugzeugwrack und beim Aquarium schnorcheln wir durch glasklares Wasser und freuen uns über eine sehr intakte Unterwasserwelt. Wobei, den Fischen ist die Zutraulichkeit an diesen beiden Spots vermutlich nicht angeboren, der Grund dürfte wohl eher beim Füttern durch uns Besucher zu finden sein. Beim Cambridge Cay lassen wir die vielen vor Anker oder an Mooringbojen liegenden Boote hinter uns und biegen in die grosse Lagune vor dem Honeymoon Beach ein. Endlich wieder einmal laufen und das an einem so herrlichen Ort. Bis hinüber an die windzugewandte Seite spazieren wir, bevor wir uns zurück an der Postkarten-Lagune ins glasklare Wasser legen und am liebsten gar nicht mehr aufstehen möchten.
Sprachlos zwischen den Untiefen hindurch
Auf dem Weg nach Warderick Wells zirkelt Dani unsere Vairea souverän an unzähligen Sandbänken vorbei und der Augapfel auf zwei Beinen steht ein weiteres Mal in voller Konzentration ganz vorne am Bug. Meine Aufgabe tönt einfach, ist aber verantwortungsvoll: keinesfalls eine der vielen Untiefen übersehen. Mal leuchtet das Wasser tief dunkelblau, dann wieder in einem hellen Türkis. An vielen kleinen Inseln und noch kleineren Inselchen segeln wir vorbei, alle herrlich naturbelassen und unbewohnt.
Bis wir Bell Island passieren, wo es uns gar fürchterlich schaudert. Der Anblick eines hässlichen Hotelklotzes inmitten lieblicher Umgebung macht uns Beide sprachlos. Später werden wir durch Zufall vom Besitzer einer anderen der vielen Privatinseln erfahren, dass der Eigner dieses Hotelkomplexes ein reicher Österreicher sein soll. Es scheint, dass viele Prominente und gut Betuchte in dieser einmaligen Landschaft der Exumas eine Insel ihr Eigen nennen. Wie auch immer und Jedem das Seine, aber jammerschade wenn die Landschaft derartig in Mitleidenschaft gezogen wird.
Emerald Rock
Beim Emerald Rock schnappen wir eine Mooringboje und binden Vairea daran fest. Bezahlen im Park-Office die Gebühren für zwei Nächte und machen uns zusammen mit Simone von der La Bohème am Nachmittag auf, etwas von der Umgebung zu erkunden. Den richtigen Pfad zu finden stellt uns vor einige Herausforderungen, schlussendlich landen wir wohlbehalten aber schweissnass in der hübschen Rendezvous-Bay und gönnen uns im klaren Wasser die wohlverdiente Abkühlung. Beim nächsten Mal lieber früher los, lautet die Devise und so machen wir uns anderntags schon kurz vor neun Uhr auf.
Oben auf dem Boo Boo Hill beim Monument angekommen, treffen wir auf vier weitere Wandervögel, alle aus der Schweiz. Simone, die uns auch heute begleitet, wundert sich schon gar nicht mehr. Es muss wohl einfach so sein, meint sie, wo ein Hügel, da trifft man Schweizer. Dass die Wanderwege hier nach Highway und Causeway benannt werden, lässt uns schmunzeln. Trotz diesen überspitzten Bezeichnungen bereitet uns die Suche nach dem richtigen Weg auch bei diesem Trail Kopfzerbrechen. Mit gefühlten 100 Umwegen treffen wir schlussendlich dann doch wieder beim Parkoffice ein.
Sprachlos in Shroud Cay
Von unserem nächsten Ziel ist mir nur bekannt, dass die Insel unbewohnt ist, das Inselinnere mit vielen Wasserwegen durchzogen ist, die von Mangroven gesäumt sind. Und dass die Insel einen merkwürdigen Namen hat, weiss ich. Denn Shroud Cay heisst wörtlich übersetzt Leichentuch Cay. Dass mich die Insel sprachlos vor Begeisterung machen wird ahne ich noch nicht, als der Anker am 7. Mai vor der Insel ins Wasser plumpst. Auf zur Entdeckung des Inselinneren und dieser Wasserwege, ruft mein abenteuerlustiger Captain kurz danach und macht das Dinghy klar. Es ist absolut windstill an diesem Nachmittag. Demzufolge ist die Wasseroberfläche komplett flach und so glasklar, dass das Gefühl entstehen könnte, wir schweben darüber. Ganz langsam lassen wir uns mit dem auflaufenden Wasser treiben, immer darauf bedacht, die vielen grünen Wasserschildkröten nicht allzu sehr zu erschrecken.
Bei der Gabelung auf halber Strecke entscheidet sich Daniel für den Weg geradeaus in Richtung Camp Driftwood. Nach einer Linkskurve bietet sich mir ein Bild, was ich so noch nicht gesehen habe. Eine Landschaft, die mich in ihrer Schönheit absolut begeistert und sprachlos macht. Wir ziehen unser Dinghi auf den kleinen Strand und können uns kaum sattsehen an der Umgebung. Washing Machine heisst der Punkt, weil einem das ablaufende Wasser vom Fluss durch die Verengung ins Meer spült. Hoch auf den dahinterliegenden Felsen klettern wir und sind uns dann beim Panoramaanblick sicher, an einem absolut traumhaften Platz gelandet zu sein. Auch beim wiederholten Besuch am anderen Tag können wir uns nur schwer von diesem für uns fast magischen Ort lösen.
South West Allens Cay
Doch noch einmal Echsen sehen und zwar diese ganz spezielle, einmalige Spezies wünscht sich mein Captain. Das Cyclura cychlura inornata oder Allen Cays Rock Iguana ist eine Unterspezies des Nord-Bahamas Rock Iguana. Die bedrohten Tiere gibt es nur auf Allens Cay und seinen beiden Nachbarinseln zu entdecken und dahin sind wir am 9. Mai unterwegs. Man könnte meinen, dass wir unsere Ankunft exakt getimt hätten, doch uns scheint einfach das Glück hold zu sein. Denn auf den Ankerplatz vor der kleinen Insel South West Allens Cay mit ihrem Bilderbuchstrand passt nur gerade ein Boot und das ist für die nächsten zwei Tage die Vairea.
Schon von weitem sehen wir die Echsen an den verschiedenen Stränden, wie schwarze Steine auf weissem Sand sehen sie aus. Ein paar kleinere Touristenboote aus Nassau sind schon angekommen und laden ihre Gäste an einem der grösseren Strände ab. Wir fahren mit unserem Dinghi zwei Buchten weiter und haben den dort herrschenden Macho mit seinem Harem für uns alleine. Dani gelingen tolle Aufnahmen, denn der Patriarch scheint eitel zu sein und wirft sich ein ums andere Mal vor seine Linse. Schon weit nach dem Eindunkeln lassen uns eigenartige und doch vertraute Laute aufhorchen. Und tatsächlich lesen wir auf Wikipedia, auch auf den Bahamas ist der Gelbschnabelsturmvogel heimisch. Diese hier tönen nicht ganz so wie die Mickey-Mouse-Brüder und Schwestern auf Madeira oder den Azoren, dafür aber beglücken sie uns die ganze Nacht!
Nassau
Und mit diesen Tönen geht jetzt auch unsere Zeit auf den Exumas zu Ende. Denn Morgen ganz in der Früh sagen wir dieser wundervollen Inselkette auf den Bahamas Adieu und segeln für einen kurzen Stopp nach Nassau. Der Kühlschrank ist leer, frisch abgetaut, geputzt und bereit für frisches Gemüse und Früchte. Seit mir Dorothee von der Invia Bilder vom dortigen Tempel der kulinarischen Genüsse geschickt hat, gibt’s kein Halten mehr. 24 Stunden dürfen wir bleiben, ohne uns einem PCR-Test zu unterziehen. Diese Gelegenheit wollen wir wahrnehmen, bevor wir dann zu den Berry Islands weitersegeln.
… wo ein Hügel, da trifft man Schweizer.“ Obwohl ich eigentlich sehr neugierig auf Segeln in Karibik war, dies machte mich wirklich fast tot vom Lachen. Uf widerluege und macht’s gut :)!
Viel Spass beim Segeln in der Karibik.
Tja, muss noch bissl warten 😉