Ein schweinisches Vergnügen

War das jetzt eine sehr spezielle Segeletappe, sind wir uns einig, als der Anker um kurz vor 13 Uhr ins Wasser fällt. Es ist der 19. April und wir liegen bereits vor George Town, dem Hauptort der Exumas. Waren wir doch beim Ankerheben kurz nach 7 Uhr noch fest überzeugt, die Fahrt von Long Island zu den Exumas nur in zwei Etappen segeln zu können. Denn von wenig Wind war die Rede, gerade einmal mit durchschnittlich 10 Knoten sollte er gemäss den Prognosen wehen. Tatsächlich bläst er uns aber dann mit fast doppelter Stärke voran und eine Übernachtung wird ganz schnell hinfällig.

Vairea unter Gennaker
Foto: Stefan

Gegen Ende der knapp 40 Seemeilen langen Strecke kommt dann fast noch etwas Wettkampfstimmung auf. Denn die drei Katamarane Lille-Venn, Invia und Vairea liefern sich ein spannendes Katz und Maus Spiel um den Tagessieg. Ein freundschaftliches fressen und gefressen werden auf dem Wasser findet statt. Bei jedem Überholmanöver werden hüben und drüben die Fotoapparate und Handys für tolle Bilder der Konkurrenz gezückt. Der Sieger ist keine Überraschung und Vairea hat sich tapfer geschlagen.

Invia hinter Vairea
Foto: Ralph

Hauptort der Exumas George Town

Nach einem Bummel durch das farbige und entspannte George Town stecken wir unsere Nasen noch in den Lebensmittelmarkt. Das Angebot sowie die Preise sind in etwa vergleichbar mit dem Geschäft in der Thompson Bay auf Long Island. Auf der gegenüberliegenden Seite der Lagune bieten lokale Anbieter erntefrisches Gemüse, exotische Konfitüren, scharfe Saucen oder einheimischen Honig an. Und endlich komme ich wieder einmal in den Genuss eines leckeren Soursop-Drinks. Unsere Taschen werden ganz schnell immer schwerer. Anschliessend noch flink alles auf der Vairea verstauen und dann setzen wir nach Stocking Island hinüber. Ein wunderschöner Ankerplatz, direkt vor dem blütenweissen Strand.

Im Chat'n Chill auf Stocking Island
Die pinke Reihe

Und mit Vairea liegen jetzt drei Boote in einer Reihe, bei denen die Schweizer Fahne im Wind weht. Denn nebst der Lille-Venn liegt auch Prana Cat hier vor Anker. Und nach fast einem Jahr kommt es endlich zum erfreulichen Wiedersehen mit Monica und Dominique. Den Tag lassen wir im Chat‘n Chill ausklingen und wenn zwölf Seglerinnen und Segler zusammenfinden, reicht dafür der grösste Tisch gerade mal so. Die Crews der Escape und der Prana Cat waren bereits vorige Saison an der Ostküste der USA unterwegs und solche wertvollen Informationen aus erster Hand sauge ich an diesem Abend sehr gerne auf.

Wandern in den Exumas

Jede Erhebung an Land und sei sie noch so klein, muss erklommen werden. Das muss an meinen Genen liegen. Und so stapfen Dani und ich los, von der Kevalli Cove Marina dem Strand entlang und dann hoch zum Monument. Von oben bietet sich ein unglaublicher Blick auf die vor Anker liegenden Boote entlang der weissen Sandstrände, über das türkisfarbene Wasser und bis hinüber nach Georgetown. Was für ein Zufall, als kurz danach auch Dorothee und Simone ihren Weg zum Aussichtspunkt finden. Mindestens zwei weitere Seglerinnen mit dem Bergsteiger-Gen.

Stocking Island in den Exumas

Direkt am Strand werden wir auf eine kleine Hütte aufmerksam. Ein Bahamian schnippelt Gemüse und Zwiebeln. Ob dies womöglich diese Conch-Bar ist von der ich schon gehört habe, fragt sich mein hungriger Captain. Und tatsächlich, kurze Zeit später sitzen wir direkt am Wasser, die Füsse im puderweichen Sand und schlemmen wunderbaren, ganz frisch zubereiteten Conch-Salat.

Conch-Salat

Der Donnerstag ist angebrochen und Peters Geburtstag steht vor der Tür. Der Captain der La Bohème hat uns zusammen mit der Crew der Lille-Venn und der Invia zum Mitfeiern eingeladen. Nach einem spritzigen Aperitif an Bord der festlich geschmückten Lille-Venn brausen wir mit unseren Dinghis zur Anlegestelle des Kahari-Resort. Im Beacon-Restaurant hat Simone für die Geburtstagsgesellschaft einen Tisch reserviert. Den Abend lassen wir in fröhlicher Runde wieder bei Barbara und Ralph an Bord der Lille-Venn ausklingen.

Geburtstag im The Beacon

White Bay Cay oder Fake Pig Beach

Es wird Zeit für einen Ortswechsel, obwohl man vermutlich noch lange vor Stocking Island liegen könnte. Aber nur 20 Seemeilen weiter nördlich lockt mich eine kleine Insel ganz enorm. Der offizielle Name White Bay Cay sagt nichts aus, aber die umgangssprachliche Bezeichnung „Fake Pig Beach“ verrät es. Und wie vorausgesagt, treffen wir eine total relaxte Schweinefamilie an. Entgegen den Berichten von Staniel Cay, dem originalen und sehr bekannten Schweinestrand, sind die Tiere hier weder aggressiv noch bissig. Ganz artig wartet Mama Schwein, bis ich meine Gemüsereste aus dem Sack geklaubt habe.

White Bay Cay

Auch diese Gruppe hat ihr schwarzes Schaf, aber entgegen seinem Ruf wartet der Teenager ganz brav bis auch er seine Ration bekommt. Im Schatten der Bäume entdecken wir den dösenden Papa Eber und dahinter grunzen sechs kleine, zuckersüsse Ferkelchen. Entgegen meinen Bedenken scheint es die Muttersau überhaupt nicht zu stören, dass wir uns mit ihren Kindern beschäftigen. Sie lässt sich durch nichts von ihrem Schönheitsschlaf abhalten. Anders als am originalen Schweinestrand schwimmen die Tiere nicht mit den Touristen. Aber dafür haben wir das Glück, die Schweine für uns alleine zu geniessen.

Schweine auf den Exumas

Fake Pig Beach

Unterdessen ist Sonntag der 25. April angebrochen und wir freuen uns auf die Ankunft der Lille-Venn und der La Bohème. Beide Crews auch voller Vorfreude auf ein schweinisches Vergnügen. Als wir uns für einen wiederholten Besuch dem Schweine-Strand nähern, erschrecken wir uns sehr. Denn da liegt der grosse Eber völlig regungslos, halb ruht er im Wasser und nur sein Oberkörper liegt am Strand. Doch unsere Sorge ist völlig unbegründet, der Keiler kühlt sich wohl einfach ab. Und heute begrüssen uns ein paar der Ferkel und drei schwarze Schweine bereits am Strand. Sie wollen wohl die ersten beim mitgebrachten Gemüse-Resteschmaus sein. Unterdessen wurden die verschiedenen Tränkebecken vom Besitzer mit Süsswasser gefüllt, den Schweinen geht’s wirklich gut auf Fake Pig Island und wir können ganz beruhigt wieder etwas weiter nordwärts segeln.

White Bay Cay in den Exumas im April 2021

Unsere Reise im Überblick Unsere Schatzkiste

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Nach oben scrollen